Gewalt genuzet, solange sie jeder gehabt, hatten insonderheit mit Bischöfthümern und Abteien einen offenbaren Handel getrieben, welches dem hildebrandischen Saze einen Schein gab, da er alle Besezung der gottesdienstligen AEmter durch weltlige Fürsten oder Könige für unerlaubtes Eindringen und Einkaufen erklärte.
Rom fand Gelegenheit seine Gewalt über die Königreiche zuzeigen, als in Engelland der Stam der sächsischen Könige 1066 den 6 Jan. ausgegangen und Herzog1066 Harald, Bruder der verwitweten Königin, durch Wahl König worden war. Wilhelm, Herzog der Normandie, gab vor, daß ihm solches Reich vom vorigen Könige vermacht sei: dieses blieb zwar ein blosses unerwiesenes Vorgeben; aber den Eroberern und allen, die nach fremden Gütern trachten, ist jeder Anspruch zureichend, welchen sie ausfüren können: doch suchte Wilhelm seinen Anspruch zuverstärken und aus einfältiger List wandte er sich an den Papst; welcher willig war ihm das Reich zuverleihen, und, nebst Einsezungshriefe, einen güldenen Ring und eine geweihete Fane zum Zeichen der Belenung, übersandte. Wilhelm landete in Engelland und Harald blieb den 14 Oct. im Treffen Hildebrand vergas nicht jenen hernach, in Alexanders Namen, an den järligen Abtrag des Petersgroschen zuerinnern: auch an den König in Dänemark lies er ein
Gewalt genuzet, solange sie jeder gehabt, hatten insonderheit mit Bischöfthümern und Abteien einen offenbaren Handel getrieben, welches dem hildebrandischen Saze einen Schein gab, da er alle Besezung der gottesdienstligen AEmter durch weltlige Fürsten oder Könige für unerlaubtes Eindringen und Einkaufen erklärte.
Rom fand Gelegenheit seine Gewalt über die Königreiche zuzeigen, als in Engelland der Stam der sächsischen Könige 1066 den 6 Jan. ausgegangen und Herzog1066 Harald, Bruder der verwitweten Königin, durch Wahl König worden war. Wilhelm, Herzog der Normandie, gab vor, daß ihm solches Reich vom vorigen Könige vermacht sei: dieses blieb zwar ein blosses unerwiesenes Vorgeben; aber den Eroberern und allen, die nach fremden Gütern trachten, ist jeder Anspruch zureichend, welchen sie ausfüren können: doch suchte Wilhelm seinen Anspruch zuverstärken und aus einfältiger List wandte er sich an den Papst; welcher willig war ihm das Reich zuverleihen, und, nebst Einsezungshriefe, einen güldenen Ring und eine geweihete Fane zum Zeichen der Belenung, übersandte. Wilhelm landete in Engelland und Harald blieb den 14 Oct. im Treffen Hildebrand vergas nicht jenen hernach, in Alexanders Namen, an den järligen Abtrag des Petersgroschen zuerinnern: auch an den König in Dänemark lies er ein
<TEI><text><body><div><p><pbfacs="#f0363"n="351"/>
Gewalt genuzet, solange sie jeder gehabt, hatten insonderheit mit Bischöfthümern und Abteien einen offenbaren Handel getrieben, welches dem hildebrandischen Saze einen Schein gab, da er alle Besezung der gottesdienstligen AEmter durch weltlige Fürsten oder Könige für unerlaubtes Eindringen und Einkaufen erklärte.</p><p>Rom fand Gelegenheit seine Gewalt über die Königreiche zuzeigen, als in Engelland der Stam der sächsischen Könige 1066 den 6 Jan. ausgegangen und Herzog<noteplace="right">1066</note> Harald, Bruder der verwitweten Königin, durch Wahl König worden war. Wilhelm, Herzog der Normandie, gab vor, daß ihm solches Reich vom vorigen Könige vermacht sei: dieses blieb zwar ein blosses unerwiesenes Vorgeben; aber den Eroberern und allen, die nach fremden Gütern trachten, ist jeder Anspruch zureichend, welchen sie ausfüren können: doch suchte Wilhelm seinen Anspruch zuverstärken und aus einfältiger List wandte er sich an den Papst; welcher willig war ihm das Reich zuverleihen, und, nebst Einsezungshriefe, einen güldenen Ring und eine geweihete Fane zum Zeichen der Belenung, übersandte. Wilhelm landete in Engelland und Harald blieb den 14 Oct. im Treffen Hildebrand vergas nicht jenen hernach, in Alexanders Namen, an den järligen Abtrag des Petersgroschen zuerinnern: auch an den König in Dänemark lies er ein
</p></div></body></text></TEI>
[351/0363]
Gewalt genuzet, solange sie jeder gehabt, hatten insonderheit mit Bischöfthümern und Abteien einen offenbaren Handel getrieben, welches dem hildebrandischen Saze einen Schein gab, da er alle Besezung der gottesdienstligen AEmter durch weltlige Fürsten oder Könige für unerlaubtes Eindringen und Einkaufen erklärte.
Rom fand Gelegenheit seine Gewalt über die Königreiche zuzeigen, als in Engelland der Stam der sächsischen Könige 1066 den 6 Jan. ausgegangen und Herzog Harald, Bruder der verwitweten Königin, durch Wahl König worden war. Wilhelm, Herzog der Normandie, gab vor, daß ihm solches Reich vom vorigen Könige vermacht sei: dieses blieb zwar ein blosses unerwiesenes Vorgeben; aber den Eroberern und allen, die nach fremden Gütern trachten, ist jeder Anspruch zureichend, welchen sie ausfüren können: doch suchte Wilhelm seinen Anspruch zuverstärken und aus einfältiger List wandte er sich an den Papst; welcher willig war ihm das Reich zuverleihen, und, nebst Einsezungshriefe, einen güldenen Ring und eine geweihete Fane zum Zeichen der Belenung, übersandte. Wilhelm landete in Engelland und Harald blieb den 14 Oct. im Treffen Hildebrand vergas nicht jenen hernach, in Alexanders Namen, an den järligen Abtrag des Petersgroschen zuerinnern: auch an den König in Dänemark lies er ein
1066
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:
Anmerkungen zur Transkription:
Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
Ligaturen werden aufgelöst.
Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.
Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/363>, abgerufen am 09.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.