Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

haber Briefe abgehen, wodurch er verordnete, daß man die Soldaten gleichfals zum Gözenopfer zwingen oder aus den Kriegesdiensten entlaßen solte. Soweit ging sein Zorn, weiter unternam er nichts wieder Gottesdienst und Gesez. Gegen den Winter kam er nach Bithynien zurük und Galerius kam auch dahin den unverständigen Alten zu weiterer Verfolgung der Christen aufzubringen. Sie berathschlagten also unter sich, den ganzen Winter hindurch: und weil keiner zugezogen wurde, glaubte jederman, es würde von den wichtigsten Reichsangelegenheiten gehandelt. Der Alte wiederstund seiner Wuth lange indem er zeigte: wie schädlig es wäre die Welt in Unruhe zusezen und viel Bluts zuvergießen: diese Leute pflegten gern zusterben: es wäre gnug, wen er die Hofbedienten und Soldaten abhielte von solchem Gottesdienste. Galerius gab nicht nach, sondern schlug endlig 303 vor, daß man die Meinung der Räthe303 darüber vernehmen könte: und es war sein gewönliger Grif; wen er etwas Gutes vorhatte, that ers ohne Rathfragen, damit er selbst gelobet wurde; wen er aber etwas tadelhaftes vornehmen wolte, zog er viele zu Rathe, damit andere die Schuld hatten. Es wurden also einige zugezogene Richter und Kriegsbediente nach der Ordnung ihres Ranges befraget: aus eigener Feindseligkeit gegen die Christen urtheilten einige, daß die Feinde der Götter und öffentligen Gottesdien-

haber Briefe abgehen, wodurch er verordnete, daß man die Soldaten gleichfals zum Gözenopfer zwingen oder aus den Kriegesdiensten entlaßen solte. Soweit ging sein Zorn, weiter unternam er nichts wieder Gottesdienst und Gesez. Gegen den Winter kam er nach Bithynien zurük und Galerius kam auch dahin den unverständigen Alten zu weiterer Verfolgung der Christen aufzubringen. Sie berathschlagten also unter sich, den ganzen Winter hindurch: und weil keiner zugezogen wurde, glaubte jederman, es würde von den wichtigsten Reichsangelegenheiten gehandelt. Der Alte wiederstund seiner Wuth lange indem er zeigte: wie schädlig es wäre die Welt in Unruhe zusezen und viel Bluts zuvergießen: diese Leute pflegten gern zusterben: es wäre gnug, wen er die Hofbedienten und Soldaten abhielte von solchem Gottesdienste. Galerius gab nicht nach, sondern schlug endlig 303 vor, daß man die Meinung der Räthe303 darüber vernehmen könte: und es war sein gewönliger Grif; wen er etwas Gutes vorhatte, that ers ohne Rathfragen, damit er selbst gelobet wurde; wen er aber etwas tadelhaftes vornehmen wolte, zog er viele zu Rathe, damit andere die Schuld hatten. Es wurden also einige zugezogene Richter und Kriegsbediente nach der Ordnung ihres Ranges befraget: aus eigener Feindseligkeit gegen die Christen urtheilten einige, daß die Feinde der Götter und öffentligen Gottesdien-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0035" n="23"/>
haber                      Briefe abgehen, wodurch er verordnete, daß man die Soldaten gleichfals zum                      Gözenopfer zwingen oder aus den Kriegesdiensten entlaßen solte. Soweit ging sein                      Zorn, weiter unternam er nichts wieder Gottesdienst und Gesez. Gegen den Winter                      kam er nach Bithynien zurük und Galerius kam auch dahin den unverständigen Alten                      zu weiterer Verfolgung der Christen aufzubringen. Sie berathschlagten also unter                      sich, den ganzen Winter hindurch: und weil keiner zugezogen wurde, glaubte                      jederman, es würde von den wichtigsten Reichsangelegenheiten gehandelt. Der Alte                      wiederstund seiner Wuth lange indem er zeigte: wie schädlig es wäre die Welt in                      Unruhe zusezen und viel Bluts zuvergießen: diese Leute pflegten gern zusterben:                      es wäre gnug, wen er die Hofbedienten und Soldaten abhielte von solchem                      Gottesdienste. Galerius gab nicht nach, sondern schlug endlig 303 vor, daß man                      die Meinung der Räthe<note place="right">303</note> darüber vernehmen                      könte: und es war sein gewönliger Grif; wen er etwas Gutes vorhatte, that ers                      ohne Rathfragen, damit er selbst gelobet wurde; wen er aber etwas tadelhaftes                      vornehmen wolte, zog er viele zu Rathe, damit andere die Schuld hatten. Es                      wurden also einige zugezogene Richter und Kriegsbediente nach der Ordnung ihres                      Ranges befraget: aus eigener Feindseligkeit gegen die Christen urtheilten                      einige, daß die Feinde der Götter und öffentligen Gottesdien-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[23/0035] haber Briefe abgehen, wodurch er verordnete, daß man die Soldaten gleichfals zum Gözenopfer zwingen oder aus den Kriegesdiensten entlaßen solte. Soweit ging sein Zorn, weiter unternam er nichts wieder Gottesdienst und Gesez. Gegen den Winter kam er nach Bithynien zurük und Galerius kam auch dahin den unverständigen Alten zu weiterer Verfolgung der Christen aufzubringen. Sie berathschlagten also unter sich, den ganzen Winter hindurch: und weil keiner zugezogen wurde, glaubte jederman, es würde von den wichtigsten Reichsangelegenheiten gehandelt. Der Alte wiederstund seiner Wuth lange indem er zeigte: wie schädlig es wäre die Welt in Unruhe zusezen und viel Bluts zuvergießen: diese Leute pflegten gern zusterben: es wäre gnug, wen er die Hofbedienten und Soldaten abhielte von solchem Gottesdienste. Galerius gab nicht nach, sondern schlug endlig 303 vor, daß man die Meinung der Räthe darüber vernehmen könte: und es war sein gewönliger Grif; wen er etwas Gutes vorhatte, that ers ohne Rathfragen, damit er selbst gelobet wurde; wen er aber etwas tadelhaftes vornehmen wolte, zog er viele zu Rathe, damit andere die Schuld hatten. Es wurden also einige zugezogene Richter und Kriegsbediente nach der Ordnung ihres Ranges befraget: aus eigener Feindseligkeit gegen die Christen urtheilten einige, daß die Feinde der Götter und öffentligen Gottesdien- 303

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/35
Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/35>, abgerufen am 21.11.2024.