den Ursprung habe, so mögten den ältern slavischen Völkern mit einigem Scheine die Könige abgesprochen werden, deren Knes und Woiwod nach der Bedeutung mit Fürst und Herzog übereinkömt; indeßen haben sie allerdings eben so hohen Begrif mit ihren welikki Knes verbunden, als andere Völker mit ihrem Kan, Chan, oder Könige, ja mit Kakan und Gurkhan oder Groskönige und Oberkönige; der mungelsche Grosfürst von Hindostan, Hindu-Partscha, oder der große Mogul, wurde vor seiner Erniedrigung als ein Kaiser oder oberster König angesehen, die Nababs, seine Stathalter, hatten mangen Könige oder indianischen Raja unter sich; Fürst, princeps, muste mehr als König bedeuten, als man den Kaiser darunter verstund; der Herzog zu Benevent nam die Benennung eines Fürsten an und behielt sie ohne mehr zuwerden, als er gewesen; in Teutschland sind nicht alle Fürsten Herzoge, diese waren vor alters die ersten unter den Fursten und noch ist es in Teutschland eine vorzüglige Benennung, hingegen sind nicht alle Herzöge Fürsten in Britanuien und Frankreich; die Worte zeigen den Begrif an, welchen der Gebrauch damit verbunden hat: den seytischen Völkern mus nicht vorgeworfen werden, daß sie vormals keine Könige gehabt, ihr Kan scheinet sogar daßelbe Wort zusein; eins kan so gut, als das andere durch rex übersezet werden; wie die alten teutschen Völker, Allemannen, Franken, Angelsachsen, verschiedene Kö-
den Ursprung habe, so mögten den ältern slavischen Völkern mit einigem Scheine die Könige abgesprochen werden, deren Knes und Woiwod nach der Bedeutung mit Fürst und Herzog übereinkömt; indeßen haben sie allerdings eben so hohen Begrif mit ihren welikki Knes verbunden, als andere Völker mit ihrem Kan, Chan, oder Könige, ja mit Kakan und Gurkhan oder Groskönige und Oberkönige; der mungelsche Grosfürst von Hindostan, Hindu-Partscha, oder der große Mogul, wurde vor seiner Erniedrigung als ein Kaiser oder oberster König angesehen, die Nababs, seine Stathalter, hatten mangen Könige oder indianischen Raja unter sich; Fürst, princeps, muste mehr als König bedeuten, als man den Kaiser darunter verstund; der Herzog zu Benevent nam die Benennung eines Fürsten an und behielt sie ohne mehr zuwerden, als er gewesen; in Teutschland sind nicht alle Fürsten Herzoge, diese waren vor alters die ersten unter den Fursten und noch ist es in Teutschland eine vorzüglige Benennung, hingegen sind nicht alle Herzöge Fürsten in Britanuien und Frankreich; die Worte zeigen den Begrif an, welchen der Gebrauch damit verbunden hat: den seytischen Völkern mus nicht vorgeworfen werden, daß sie vormals keine Könige gehabt, ihr Kan scheinet sogar daßelbe Wort zusein; eins kan so gut, als das andere durch rex übersezet werden; wie die alten teutschen Völker, Allemannen, Franken, Angelsachsen, verschiedene Kö-
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den Ursprung habe, so mögten den ältern slavischen Völkern mit einigem Scheine die Könige abgesprochen werden, deren Knes und Woiwod nach der Bedeutung mit Fürst und Herzog übereinkömt; indeßen haben sie allerdings eben so hohen Begrif mit ihren welikki Knes verbunden, als andere Völker mit ihrem Kan, Chan, oder Könige, ja mit Kakan und Gurkhan oder Groskönige und Oberkönige; der mungelsche Grosfürst von Hindostan, Hindu-Partscha, oder der große Mogul, wurde vor seiner Erniedrigung als ein Kaiser oder oberster König angesehen, die Nababs, seine Stathalter, hatten mangen Könige oder indianischen Raja unter sich; Fürst, princeps, muste mehr als König bedeuten, als man den Kaiser darunter verstund; der Herzog zu Benevent nam die Benennung eines Fürsten an und behielt sie ohne mehr zuwerden, als er gewesen; in Teutschland sind nicht alle Fürsten Herzoge, diese waren vor alters die ersten unter den Fursten und noch ist es in Teutschland eine vorzüglige Benennung, hingegen sind nicht alle Herzöge Fürsten in Britanuien und Frankreich; die Worte zeigen den Begrif an, welchen der Gebrauch damit verbunden hat: den seytischen Völkern mus nicht vorgeworfen werden, daß sie vormals keine Könige gehabt, ihr Kan scheinet sogar daßelbe Wort zusein; eins kan so gut, als das andere durch rex übersezet werden; wie die alten teutschen Völker, Allemannen, Franken, Angelsachsen, verschiedene Kö-
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den Ursprung habe, so mögten den ältern slavischen Völkern mit einigem Scheine die Könige abgesprochen werden, deren Knes und Woiwod nach der Bedeutung mit Fürst und Herzog übereinkömt; indeßen haben sie allerdings eben so hohen Begrif mit ihren welikki Knes verbunden, als andere Völker mit ihrem Kan, Chan, oder Könige, ja mit Kakan und Gurkhan oder Groskönige und Oberkönige; der mungelsche Grosfürst von Hindostan, Hindu-Partscha, oder der große Mogul, wurde vor seiner Erniedrigung als ein Kaiser oder oberster König angesehen, die Nababs, seine Stathalter, hatten mangen Könige oder indianischen Raja unter sich; Fürst, princeps, muste mehr als König bedeuten, als man den Kaiser darunter verstund; der Herzog zu Benevent nam die Benennung eines Fürsten an und behielt sie ohne mehr zuwerden, als er gewesen; in Teutschland sind nicht alle Fürsten Herzoge, diese waren vor alters die ersten unter den Fursten und noch ist es in Teutschland eine vorzüglige Benennung, hingegen sind nicht alle Herzöge Fürsten in Britanuien und Frankreich; die Worte zeigen den Begrif an, welchen der Gebrauch damit verbunden hat: den seytischen Völkern mus nicht vorgeworfen werden, daß sie vormals keine Könige gehabt, ihr Kan scheinet sogar daßelbe Wort zusein; eins kan so gut, als das andere durch rex übersezet werden; wie die alten teutschen Völker, Allemannen, Franken, Angelsachsen, verschiedene Kö-
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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/337>, abgerufen am 22.11.2024.
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