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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

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stellet werden, den Petrus habe diejenige höchste Gewalt, mit welcher keine Hoheit unter den Sterbligen zuvergleichen stehe. Nachdem das Christenthum aus dem eroberten Theile des alten märischen Reiches weiter in Ungern bekant worden, hatte eine Vermälung veranlaßet, daß auch die Beherscher dieses Landes daßelbe angenommen: zu Rom gab man dabei vor, daß der König Stephanus habe sein Reich dem dortigen Stule unterworfen, 1000als er 1000 von Sylvestern eine königlige Krone und Erlaubnis zur bischöfligen Krönung auf sein Gesuch erhalten; dahin erklärte man der Könige Krönung in allen Reichen. (Es scheinet nicht gnugsame Ursach vorhanden zusein zuleugnen, daß die Krone von Rom gesand und Erlaubnis zur Krönung von daher ertheilet worden, auch vorher Ansuchung darum geschehen; das war gewönlig, der Papst muste solches erlauben, und man bildete den Fürsten ein, sie erlangten dadurch ansehnlige Vortheile oder Vorzüge: gleichwol ist es irrig, wen gesaget wird, es wären vorher keine Könige, sondern Herzoge in Ungern gewesen; wen auch die Geschichtschreiber selbiger Zeiten sich also ausdrükken, so ists doch falsch und reden aus irrigem Vorurtheile, daß keiner König sei, als der auf Bewilligung des Papstes gekrönet worden: vorausgesezet, daß der Name Zar, Czar, nicht aus der slavischen, sondern entweder aus der tarterschen Sprache, oder noch warscheinliger, von Cäsar

stellet werden, den Petrus habe diejenige höchste Gewalt, mit welcher keine Hoheit unter den Sterbligen zuvergleichen stehe. Nachdem das Christenthum aus dem eroberten Theile des alten märischen Reiches weiter in Ungern bekant worden, hatte eine Vermälung veranlaßet, daß auch die Beherscher dieses Landes daßelbe angenommen: zu Rom gab man dabei vor, daß der König Stephanus habe sein Reich dem dortigen Stule unterworfen, 1000als er 1000 von Sylvestern eine königlige Krone und Erlaubnis zur bischöfligen Krönung auf sein Gesuch erhalten; dahin erklärte man der Könige Krönung in allen Reichen. (Es scheinet nicht gnugsame Ursach vorhanden zusein zuleugnen, daß die Krone von Rom gesand und Erlaubnis zur Krönung von daher ertheilet worden, auch vorher Ansuchung darum geschehen; das war gewönlig, der Papst muste solches erlauben, und man bildete den Fürsten ein, sie erlangten dadurch ansehnlige Vortheile oder Vorzüge: gleichwol ist es irrig, wen gesaget wird, es wären vorher keine Könige, sondern Herzoge in Ungern gewesen; wen auch die Geschichtschreiber selbiger Zeiten sich also ausdrükken, so ists doch falsch und reden aus irrigem Vorurtheile, daß keiner König sei, als der auf Bewilligung des Papstes gekrönet worden: vorausgesezet, daß der Name Zar, Czar, nicht aus der slavischen, sondern entweder aus der tarterschen Sprache, oder noch warscheinliger, von Cäsar

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[324/0336] stellet werden, den Petrus habe diejenige höchste Gewalt, mit welcher keine Hoheit unter den Sterbligen zuvergleichen stehe. Nachdem das Christenthum aus dem eroberten Theile des alten märischen Reiches weiter in Ungern bekant worden, hatte eine Vermälung veranlaßet, daß auch die Beherscher dieses Landes daßelbe angenommen: zu Rom gab man dabei vor, daß der König Stephanus habe sein Reich dem dortigen Stule unterworfen, als er 1000 von Sylvestern eine königlige Krone und Erlaubnis zur bischöfligen Krönung auf sein Gesuch erhalten; dahin erklärte man der Könige Krönung in allen Reichen. (Es scheinet nicht gnugsame Ursach vorhanden zusein zuleugnen, daß die Krone von Rom gesand und Erlaubnis zur Krönung von daher ertheilet worden, auch vorher Ansuchung darum geschehen; das war gewönlig, der Papst muste solches erlauben, und man bildete den Fürsten ein, sie erlangten dadurch ansehnlige Vortheile oder Vorzüge: gleichwol ist es irrig, wen gesaget wird, es wären vorher keine Könige, sondern Herzoge in Ungern gewesen; wen auch die Geschichtschreiber selbiger Zeiten sich also ausdrükken, so ists doch falsch und reden aus irrigem Vorurtheile, daß keiner König sei, als der auf Bewilligung des Papstes gekrönet worden: vorausgesezet, daß der Name Zar, Czar, nicht aus der slavischen, sondern entweder aus der tarterschen Sprache, oder noch warscheinliger, von Cäsar 1000

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Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/336>, abgerufen am 25.08.2024.