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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

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cam, die er als Abgeordneter Gregorii zu Constantinopel angefangen hatte, desto unverantwortliger fort, weil deßen Völlerei, Grausamkeit und Wuth nunmehr allenhalben verabscheuet wurde: zur Belonung erhielt er den Zunamen eines algemeinen Bischofs, welchen Gregorius als gotteslästerlig verfluchet; Phocas beraubte deßen den Patriarchen zu Constantinopel, welcher Mauritii Witwe mit ihren drei Töchtern drei Jahre lang wieder seine Mordbegierde geschüzet hatte und legte ihn Bonifacio bei, der solchen begierig annam und bald äuserte, daß es bei ihm und seinen Nachfolgern keine leere Benennung sein, sondern in der eigentligen und höchsten Bedeutung eines unumschränkten Herren über alle Gemeinen gelten solte; er starb aber noch in selbigem 607 Jahre und überlies die weitere Ausfürung seinen Nachfolgern: diesen blieb die Benennung algemeiner Papst; der zu Constantinopel hies aber zugleich ein algemeiner Patriarch bei den folgenden Kaisern, die den Streit nicht entscheiden wollen. Die ungehinderten Streiferen der Perser, deren König Kosru Parviz oder Cosroes, vorgab Mauritii Tod rächen zuwollen, allerlei Unglüksfälle, Hunger und Pest, die häufigen Empörungen und Phocä dadurch noch mehr gereizte Grausamkeit, machten ihn und seine Herschaft verhast: auch solche verschworen sich endlig, auf die er sich vor andern verlies, und boten Heräkli-

cam, die er als Abgeordneter Gregorii zu Constantinopel angefangen hatte, desto unverantwortliger fort, weil deßen Völlerei, Grausamkeit und Wuth nunmehr allenhalben verabscheuet wurde: zur Belonung erhielt er den Zunamen eines algemeinen Bischofs, welchen Gregorius als gotteslästerlig verfluchet; Phocas beraubte deßen den Patriarchen zu Constantinopel, welcher Mauritii Witwe mit ihren drei Töchtern drei Jahre lang wieder seine Mordbegierde geschüzet hatte und legte ihn Bonifacio bei, der solchen begierig annam und bald äuserte, daß es bei ihm und seinen Nachfolgern keine leere Benennung sein, sondern in der eigentligen und höchsten Bedeutung eines unumschränkten Herren über alle Gemeinen gelten solte; er starb aber noch in selbigem 607 Jahre und überlies die weitere Ausfürung seinen Nachfolgern: diesen blieb die Benennung algemeiner Papst; der zu Constantinopel hies aber zugleich ein algemeiner Patriarch bei den folgenden Kaisern, die den Streit nicht entscheiden wollen. Die ungehinderten Streiferen der Perser, deren König Kosru Parviz oder Cosroes, vorgab Mauritii Tod rächen zuwollen, allerlei Unglüksfälle, Hunger und Pest, die häufigen Empörungen und Phocä dadurch noch mehr gereizte Grausamkeit, machten ihn und seine Herschaft verhast: auch solche verschworen sich endlig, auf die er sich vor andern verlies, und boten Heräkli-

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cam, die er als                      Abgeordneter Gregorii zu Constantinopel angefangen hatte, desto                      unverantwortliger fort, weil deßen Völlerei, Grausamkeit und Wuth nunmehr                      allenhalben verabscheuet wurde: zur Belonung erhielt er den Zunamen eines                      algemeinen Bischofs, welchen Gregorius als gotteslästerlig verfluchet; Phocas                      beraubte deßen den Patriarchen zu Constantinopel, welcher Mauritii Witwe mit                      ihren drei Töchtern drei Jahre lang wieder seine Mordbegierde geschüzet hatte                      und legte ihn Bonifacio bei, der solchen begierig annam und bald äuserte, daß es                      bei ihm und seinen Nachfolgern keine leere Benennung sein, sondern in der                      eigentligen und höchsten Bedeutung eines unumschränkten Herren über alle                      Gemeinen gelten solte; er starb aber noch in selbigem 607 Jahre und überlies die                      weitere Ausfürung seinen Nachfolgern: diesen blieb die Benennung algemeiner                      Papst; der zu Constantinopel hies aber zugleich ein algemeiner Patriarch bei den                      folgenden Kaisern, die den Streit nicht entscheiden wollen. Die ungehinderten                      Streiferen der Perser, deren König Kosru Parviz oder Cosroes, vorgab Mauritii                      Tod rächen zuwollen, allerlei Unglüksfälle, Hunger und Pest, die häufigen                      Empörungen und Phocä dadurch noch mehr gereizte Grausamkeit, machten ihn und                      seine Herschaft verhast: auch solche verschworen sich endlig, auf die er sich                      vor andern verlies, und boten Heräkli-
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[183/0195] cam, die er als Abgeordneter Gregorii zu Constantinopel angefangen hatte, desto unverantwortliger fort, weil deßen Völlerei, Grausamkeit und Wuth nunmehr allenhalben verabscheuet wurde: zur Belonung erhielt er den Zunamen eines algemeinen Bischofs, welchen Gregorius als gotteslästerlig verfluchet; Phocas beraubte deßen den Patriarchen zu Constantinopel, welcher Mauritii Witwe mit ihren drei Töchtern drei Jahre lang wieder seine Mordbegierde geschüzet hatte und legte ihn Bonifacio bei, der solchen begierig annam und bald äuserte, daß es bei ihm und seinen Nachfolgern keine leere Benennung sein, sondern in der eigentligen und höchsten Bedeutung eines unumschränkten Herren über alle Gemeinen gelten solte; er starb aber noch in selbigem 607 Jahre und überlies die weitere Ausfürung seinen Nachfolgern: diesen blieb die Benennung algemeiner Papst; der zu Constantinopel hies aber zugleich ein algemeiner Patriarch bei den folgenden Kaisern, die den Streit nicht entscheiden wollen. Die ungehinderten Streiferen der Perser, deren König Kosru Parviz oder Cosroes, vorgab Mauritii Tod rächen zuwollen, allerlei Unglüksfälle, Hunger und Pest, die häufigen Empörungen und Phocä dadurch noch mehr gereizte Grausamkeit, machten ihn und seine Herschaft verhast: auch solche verschworen sich endlig, auf die er sich vor andern verlies, und boten Heräkli-

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Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/195>, abgerufen am 23.11.2024.