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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

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schafter an Valentinianum deßen Schwester Honoria zur Gemahlin zufordern mit der Hälfte des abendländischen Reichs; und an Marclanum wegen der von Theodosio versprochenen järligen Steuer: jener gab zur Antwort, daß die Weiber bei den Römern kein Recht ans Reich hätten und Honoria schon verheiratet sei; dieser wolte an die Steuer, so Theodosius versprochen, nicht gebunden sein, wen er zwar Frieden hielte es an einigen Geschenken nicht felen laßen, wen er aber Krieg drohete, seine Manschaft ihm entgegen stellen. Zwei Ursachen zum Kriege: Die dritte kam hinzu; den Genserich, König der Vandalen, hatte seinen Sohn mit einer Tochter des Westgothischen Königs vermählet, solche aber hernach wegen Verdachts vorgehabter Vergiftung verstümmelt zurükgeschikket, daher er nun die Westgothen fürchtete und mit Geschenken Attilam zum Kriege gegen sie reizte: auch die vierte; da ein Fränkischer König verstorben war und sich die Römer des jüngern Sohns annamen, der ältere hingegen zum Attila seine Zuflucht genommen hatte, um durch ihn zur väterligen Herschaft zugelangen. (Es ist warscheinlig genug, daß Klogio, König der Salischen Franken damals verstorben und Merovöus deßen jüngerer Sohn gewesen.) Azel wolte den Zug zuerst vornemen, welcher auf dreie von diesen Absichten konte gerichtet sein: und stellete sich indes als ob er Valentiani Vorstellungen gelten ließe;

schafter an Valentinianum deßen Schwester Honoria zur Gemahlin zufordern mit der Hälfte des abendländischen Reichs; und an Marclanum wegen der von Theodosio versprochenen järligen Steuer: jener gab zur Antwort, daß die Weiber bei den Römern kein Recht ans Reich hätten und Honoria schon verheiratet sei; dieser wolte an die Steuer, so Theodosius versprochen, nicht gebunden sein, wen er zwar Frieden hielte es an einigen Geschenken nicht felen laßen, wen er aber Krieg drohete, seine Manschaft ihm entgegen stellen. Zwei Ursachen zum Kriege: Die dritte kam hinzu; den Genserich, König der Vandalen, hatte seinen Sohn mit einer Tochter des Westgothischen Königs vermählet, solche aber hernach wegen Verdachts vorgehabter Vergiftung verstümmelt zurükgeschikket, daher er nun die Westgothen fürchtete und mit Geschenken Attilam zum Kriege gegen sie reizte: auch die vierte; da ein Fränkischer König verstorben war und sich die Römer des jüngern Sohns annamen, der ältere hingegen zum Attila seine Zuflucht genommen hatte, um durch ihn zur väterligen Herschaft zugelangen. (Es ist warscheinlig genug, daß Klogio, König der Salischen Franken damals verstorben und Merovöus deßen jüngerer Sohn gewesen.) Azel wolte den Zug zuerst vornemen, welcher auf dreie von diesen Absichten konte gerichtet sein: und stellete sich indes als ob er Valentiani Vorstellungen gelten ließe;

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[122/0134] schafter an Valentinianum deßen Schwester Honoria zur Gemahlin zufordern mit der Hälfte des abendländischen Reichs; und an Marclanum wegen der von Theodosio versprochenen järligen Steuer: jener gab zur Antwort, daß die Weiber bei den Römern kein Recht ans Reich hätten und Honoria schon verheiratet sei; dieser wolte an die Steuer, so Theodosius versprochen, nicht gebunden sein, wen er zwar Frieden hielte es an einigen Geschenken nicht felen laßen, wen er aber Krieg drohete, seine Manschaft ihm entgegen stellen. Zwei Ursachen zum Kriege: Die dritte kam hinzu; den Genserich, König der Vandalen, hatte seinen Sohn mit einer Tochter des Westgothischen Königs vermählet, solche aber hernach wegen Verdachts vorgehabter Vergiftung verstümmelt zurükgeschikket, daher er nun die Westgothen fürchtete und mit Geschenken Attilam zum Kriege gegen sie reizte: auch die vierte; da ein Fränkischer König verstorben war und sich die Römer des jüngern Sohns annamen, der ältere hingegen zum Attila seine Zuflucht genommen hatte, um durch ihn zur väterligen Herschaft zugelangen. (Es ist warscheinlig genug, daß Klogio, König der Salischen Franken damals verstorben und Merovöus deßen jüngerer Sohn gewesen.) Azel wolte den Zug zuerst vornemen, welcher auf dreie von diesen Absichten konte gerichtet sein: und stellete sich indes als ob er Valentiani Vorstellungen gelten ließe;

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Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/134>, abgerufen am 24.11.2024.