Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Willen und Beistimmung jenes Morden geschah, hatte sich bei Theodosio eingeschmeichelt, verleumdete, verdrengte, mordete andere Bedienten, erhielt also immer mehr Gewalt: und es ist bei der unumschränkten Macht sehr gewönlia, daß sie an die vornemsten Bedienten und Lieblinge verwiesen wird; es kan solches auch eher damit gereimet werden, als wen man auf die Diener des götligen Wortes und ihre Erinnerungen achtete. Arbogast, ein Franke von Geburt und ein Heide, war hingegen Anfürer des Heeres in den westligen Ländern, wo Valentinian 391Kaiser hies: nachdem Theodosius 391 aus Italien wieder nach Constantinopel gegangen war, hatte derselbe dort alle Gewalt in Händen und lies Valentiniano nichts als den Namen eines Oberherren. Valentinianus meinete, daß er gleichwol befehlen könte, gab 392also 392 dem übermüthigen Befelshaber einen schriftligen Abschied: der aber zerris das Blad, warfs auf die Erde und sagte: Valentinian hätte ihm die Gewalt nicht gegeben, solte sie ihm auch nicht nemen; den das Heer hatte, bei deßen Minderjärigkeit, ihn ernant: er lies darauf den Fürsten erdroßeln und gab vor, daß derselbe sich selbst das Leben genommen; belegte hingegen den Redner Eugenius mit dem Namen eines Kaisers, da er, als ein Ausländer, sich nicht getrauete solchen anzunemen, wol aber unter semdem Namen zuherschen gedachte. Theodosius

Willen und Beistimmung jenes Morden geschah, hatte sich bei Theodosio eingeschmeichelt, verleumdete, verdrengte, mordete andere Bedienten, erhielt also immer mehr Gewalt: und es ist bei der unumschränkten Macht sehr gewönlia, daß sie an die vornemsten Bedienten und Lieblinge verwiesen wird; es kan solches auch eher damit gereimet werden, als wen man auf die Diener des götligen Wortes und ihre Erinnerungen achtete. Arbogast, ein Franke von Geburt und ein Heide, war hingegen Anfürer des Heeres in den westligen Ländern, wo Valentinian 391Kaiser hies: nachdem Theodosius 391 aus Italien wieder nach Constantinopel gegangen war, hatte derselbe dort alle Gewalt in Händen und lies Valentiniano nichts als den Namen eines Oberherren. Valentinianus meinete, daß er gleichwol befehlen könte, gab 392also 392 dem übermüthigen Befelshaber einen schriftligen Abschied: der aber zerris das Blad, warfs auf die Erde und sagte: Valentinian hätte ihm die Gewalt nicht gegeben, solte sie ihm auch nicht nemen; den das Heer hatte, bei deßen Minderjärigkeit, ihn ernant: er lies darauf den Fürsten erdroßeln und gab vor, daß derselbe sich selbst das Leben genommen; belegte hingegen den Redner Eugenius mit dem Namen eines Kaisers, da er, als ein Ausländer, sich nicht getrauete solchen anzunemen, wol aber unter semdem Namen zuherschen gedachte. Theodosius

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0110" n="98"/>
Willen und Beistimmung jenes Morden geschah, hatte                      sich bei Theodosio eingeschmeichelt, verleumdete, verdrengte, mordete andere                      Bedienten, erhielt also immer mehr Gewalt: und es ist bei der unumschränkten                      Macht sehr gewönlia, daß sie an die vornemsten Bedienten und Lieblinge verwiesen                      wird; es kan solches auch eher damit gereimet werden, als wen man auf die Diener                      des götligen Wortes und ihre Erinnerungen achtete. Arbogast, ein Franke von                      Geburt und ein Heide, war hingegen Anfürer des Heeres in den westligen Ländern,                      wo Valentinian <note place="left">391</note>Kaiser hies: nachdem                      Theodosius 391 aus Italien wieder nach Constantinopel gegangen war, hatte                      derselbe dort alle Gewalt in Händen und lies Valentiniano nichts als den Namen                      eines Oberherren. Valentinianus meinete, daß er gleichwol befehlen könte, gab                          <note place="left">392</note>also 392 dem übermüthigen Befelshaber                      einen schriftligen Abschied: der aber zerris das Blad, warfs auf die Erde und                      sagte: Valentinian hätte ihm die Gewalt nicht gegeben, solte sie ihm auch nicht                      nemen; den das Heer hatte, bei deßen Minderjärigkeit, ihn ernant: er lies darauf                      den Fürsten erdroßeln und gab vor, daß derselbe sich selbst das Leben genommen;                      belegte hingegen den Redner Eugenius mit dem Namen eines Kaisers, da er, als ein                      Ausländer, sich nicht getrauete solchen anzunemen, wol aber unter semdem                      Namen zuherschen gedachte. Theodosius
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[98/0110] Willen und Beistimmung jenes Morden geschah, hatte sich bei Theodosio eingeschmeichelt, verleumdete, verdrengte, mordete andere Bedienten, erhielt also immer mehr Gewalt: und es ist bei der unumschränkten Macht sehr gewönlia, daß sie an die vornemsten Bedienten und Lieblinge verwiesen wird; es kan solches auch eher damit gereimet werden, als wen man auf die Diener des götligen Wortes und ihre Erinnerungen achtete. Arbogast, ein Franke von Geburt und ein Heide, war hingegen Anfürer des Heeres in den westligen Ländern, wo Valentinian Kaiser hies: nachdem Theodosius 391 aus Italien wieder nach Constantinopel gegangen war, hatte derselbe dort alle Gewalt in Händen und lies Valentiniano nichts als den Namen eines Oberherren. Valentinianus meinete, daß er gleichwol befehlen könte, gab also 392 dem übermüthigen Befelshaber einen schriftligen Abschied: der aber zerris das Blad, warfs auf die Erde und sagte: Valentinian hätte ihm die Gewalt nicht gegeben, solte sie ihm auch nicht nemen; den das Heer hatte, bei deßen Minderjärigkeit, ihn ernant: er lies darauf den Fürsten erdroßeln und gab vor, daß derselbe sich selbst das Leben genommen; belegte hingegen den Redner Eugenius mit dem Namen eines Kaisers, da er, als ein Ausländer, sich nicht getrauete solchen anzunemen, wol aber unter semdem Namen zuherschen gedachte. Theodosius 391 392

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/110
Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/110>, abgerufen am 25.11.2024.