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Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775.

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Der 21te Januar.
nicht, so würde er -- beten. Nur der rechtschaffne Christ kan
unter allen Umständen das beste erwarten, und ohne diese Er-
wartung, wie kleinmüthig würde er seyn!

Die Hofnung war demnach ein Geschenk, das uns der All-
gütige auf unsre Wallfahrt mitgab, um uns die Pilgertage er-
träglich zu machen. Wüßten wir allen Kummer vorher, so
würden auch die Herzhaftesten wimmern. Aber so huldreich ist
die Vorsehung, daß sie ihre hofnungsvolle Kinder mit dem An-
blick künftiger Leiden verschont, entfernte Freuden aber ihnen schon
voraus zeigt! Hauptsächlich solte dadurch, wie durch unsre übri-
ge wohlgeordnete Leidenschaften, unsre Vorbereitung auf die
Ewigkeit befördert und erleichtert werden. Ohne Selbstliebe
z. E. oder Verlangen nach Ruhm und Freude würden wir träge
Christen seyn; ohne Hofnung aber würden uns die Pflichten des
Christenthums ein unerträgliches Joch werden, und kein Simeon
würde in Frieden dahin fahren, kein Stephanus den Himmel über
sich offen sehen.

Nur du, Herr Jesu! bist felsenfeste Hofnung für mich. An[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
deiner Seite fürchte ich kein Unglück! mit dir kan ich lebend und[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
sterbend grosse Thaten thun. Die Väter im alten Bunde hof[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
ten schon auf dich; ich hoffe Auferstehung und Leben, ich hoff[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
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ben oder verwandelt werden wird, kan sich nur mit dir der Ewig[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
keit entgegen freuen. Die mir angeborne Hofnung soll mich ni[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
mals zur Sicherheit verführen, sondern mir zulispeln: daß sie nu[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
auf Jesum ziele, weil kein ander Heil und auch kein andrer Na[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
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haben, daß ich diase Nacht gesund überleben, oder wenn me[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
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Abendwunsch: erhör mich, Gott! du meine Hofnung von m[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
ner Jugend an!

D[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]

Der 21te Januar.
nicht, ſo wuͤrde er — beten. Nur der rechtſchaffne Chriſt kan
unter allen Umſtaͤnden das beſte erwarten, und ohne dieſe Er-
wartung, wie kleinmuͤthig wuͤrde er ſeyn!

Die Hofnung war demnach ein Geſchenk, das uns der All-
guͤtige auf unſre Wallfahrt mitgab, um uns die Pilgertage er-
traͤglich zu machen. Wuͤßten wir allen Kummer vorher, ſo
wuͤrden auch die Herzhafteſten wimmern. Aber ſo huldreich iſt
die Vorſehung, daß ſie ihre hofnungsvolle Kinder mit dem An-
blick kuͤnftiger Leiden verſchont, entfernte Freuden aber ihnen ſchon
voraus zeigt! Hauptſaͤchlich ſolte dadurch, wie durch unſre uͤbri-
ge wohlgeordnete Leidenſchaften, unſre Vorbereitung auf die
Ewigkeit befoͤrdert und erleichtert werden. Ohne Selbſtliebe
z. E. oder Verlangen nach Ruhm und Freude wuͤrden wir traͤge
Chriſten ſeyn; ohne Hofnung aber wuͤrden uns die Pflichten des
Chriſtenthums ein unertraͤgliches Joch werden, und kein Simeon
wuͤrde in Frieden dahin fahren, kein Stephanus den Himmel uͤber
ſich offen ſehen.

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[44[74]/0081] Der 21te Januar. nicht, ſo wuͤrde er — beten. Nur der rechtſchaffne Chriſt kan unter allen Umſtaͤnden das beſte erwarten, und ohne dieſe Er- wartung, wie kleinmuͤthig wuͤrde er ſeyn! Die Hofnung war demnach ein Geſchenk, das uns der All- guͤtige auf unſre Wallfahrt mitgab, um uns die Pilgertage er- traͤglich zu machen. Wuͤßten wir allen Kummer vorher, ſo wuͤrden auch die Herzhafteſten wimmern. Aber ſo huldreich iſt die Vorſehung, daß ſie ihre hofnungsvolle Kinder mit dem An- blick kuͤnftiger Leiden verſchont, entfernte Freuden aber ihnen ſchon voraus zeigt! Hauptſaͤchlich ſolte dadurch, wie durch unſre uͤbri- ge wohlgeordnete Leidenſchaften, unſre Vorbereitung auf die Ewigkeit befoͤrdert und erleichtert werden. Ohne Selbſtliebe z. E. oder Verlangen nach Ruhm und Freude wuͤrden wir traͤge Chriſten ſeyn; ohne Hofnung aber wuͤrden uns die Pflichten des Chriſtenthums ein unertraͤgliches Joch werden, und kein Simeon wuͤrde in Frieden dahin fahren, kein Stephanus den Himmel uͤber ſich offen ſehen. Nur du, Herr Jeſu! biſt felſenfeſte Hofnung fuͤr mich. An_ deiner Seite fuͤrchte ich kein Ungluͤck! mit dir kan ich lebend und_ ſterbend groſſe Thaten thun. Die Vaͤter im alten Bunde hof_ ten ſchon auf dich; ich hoffe Auferſtehung und Leben, ich hoff_ alles von dir; und der letzte Menſch, der auf dem Erdboden ſter_ ben oder verwandelt werden wird, kan ſich nur mit dir der Ewig_ keit entgegen freuen. Die mir angeborne Hofnung ſoll mich ni_ mals zur Sicherheit verfuͤhren, ſondern mir zuliſpeln: daß ſie nu_ auf Jeſum ziele, weil kein ander Heil und auch kein andrer Na_ den Menſchen gegeben iſt, darin ſie koͤnten ſelig werden. J_ hoffe demnach, (Herr! laß meine Hofnung nicht ſchamroth we_ den!) daß ich durch Chriſtum einen gnaͤdigen Vater im Himm_ haben, daß ich diaſe Nacht geſund uͤberleben, oder wenn me_ Gott gebeut, ſelig ſterben werde. Dis iſt mein inbruͤnſtig_ Abendwunſch: erhoͤr mich, Gott! du meine Hofnung von m_ ner Jugend an! D_

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775, S. 44[74]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tiede_unterhaltungen01_1775/81>, abgerufen am 27.11.2024.