Ahlwardt, Chemnitz, und andre, welche die Natur- lehre zur Verherrlichung des Schöpfers, folglich zu ange- nehmer Erbauung anwendeten. So ward auch die Ge- schichte eine reizende Gehülfinn der Religion. Ich glaube, daß Humphrey Prideaux den Celsus ehe bekehret hät- te, als Origenes. Endlich haben auch die Philosophen sich der Religion angenommen, um ihr eine liebenswürdi- gere Gestalt zu geben: dahin Leibnitz, Wolff, Rei- marus, Bonnet, Süßmilch, Spalding, Meier und andre.
Derham solte 1711. und 1712. in der boylischen Stiftung wider die Atheisten und Freigeister predigen: er ließ die Polemik zu Hause, und predigte Gott aus den Werken der Schöpfung. Seine sechzehn Predigten sind in viele Sprachen übersetzt, und unzälig aufgelegt worden. Diese biblische Lehrart, deren sich Gott zur Belehrung Hiobs, und Jesus in so vielen Fällen bediente, ist nicht allein die erbaulichste, sondern auch dem Zuhörer faßlichste und angenehmste. Ein neues Beispiel mag es bestätigen. Herr Ulber in Hamburg betrat diesen Weg in seinem rechtschafnen Naturalisten, und binnen 4 Jahren ist das Buch dreimal aufgeleget worden. Hätte ein blos homiletisches, polemisches, exegetisches, ascetisches, theo- sophisches oder trocknes moralisches Werk wol solche Lieb-
haber
Vorrede
Ahlwardt, Chemnitz, und andre, welche die Natur- lehre zur Verherrlichung des Schoͤpfers, folglich zu ange- nehmer Erbauung anwendeten. So ward auch die Ge- ſchichte eine reizende Gehuͤlfinn der Religion. Ich glaube, daß Humphrey Prideaux den Celſus ehe bekehret haͤt- te, als Origenes. Endlich haben auch die Philoſophen ſich der Religion angenommen, um ihr eine liebenswuͤrdi- gere Geſtalt zu geben: dahin Leibnitz, Wolff, Rei- marus, Bonnet, Suͤßmilch, Spalding, Meier und andre.
Derham ſolte 1711. und 1712. in der boyliſchen Stiftung wider die Atheiſten und Freigeiſter predigen: er ließ die Polemik zu Hauſe, und predigte Gott aus den Werken der Schoͤpfung. Seine ſechzehn Predigten ſind in viele Sprachen uͤberſetzt, und unzaͤlig aufgelegt worden. Dieſe bibliſche Lehrart, deren ſich Gott zur Belehrung Hiobs, und Jeſus in ſo vielen Faͤllen bediente, iſt nicht allein die erbaulichſte, ſondern auch dem Zuhoͤrer faßlichſte und angenehmſte. Ein neues Beiſpiel mag es beſtaͤtigen. Herr Ulber in Hamburg betrat dieſen Weg in ſeinem rechtſchafnen Naturaliſten, und binnen 4 Jahren iſt das Buch dreimal aufgeleget worden. Haͤtte ein blos homiletiſches, polemiſches, exegetiſches, aſcetiſches, theo- ſophiſches oder trocknes moraliſches Werk wol ſolche Lieb-
haber
<TEI><text><front><divn="1"><p><pbfacs="#f0033"n="26"/><fwplace="top"type="header">Vorrede</fw><lb/><hirendition="#fr">Ahlwardt, Chemnitz,</hi> und andre, welche die Natur-<lb/>
lehre zur Verherrlichung des Schoͤpfers, folglich zu ange-<lb/>
nehmer Erbauung anwendeten. So ward auch die Ge-<lb/>ſchichte eine reizende Gehuͤlfinn der Religion. Ich glaube,<lb/>
daß <hirendition="#fr">Humphrey Prideaux</hi> den <hirendition="#fr">Celſus</hi> ehe bekehret haͤt-<lb/>
te, als <hirendition="#fr">Origenes.</hi> Endlich haben auch die Philoſophen<lb/>ſich der Religion angenommen, um ihr eine liebenswuͤrdi-<lb/>
gere Geſtalt zu geben: dahin <hirendition="#fr">Leibnitz, Wolff, Rei-<lb/>
marus, Bonnet, Suͤßmilch, Spalding, Meier</hi><lb/>
und andre.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Derham</hi>ſolte 1711. und 1712. in der <hirendition="#fr">boyliſchen</hi><lb/>
Stiftung wider die Atheiſten und Freigeiſter predigen: er<lb/>
ließ die Polemik zu Hauſe, und predigte Gott aus den<lb/>
Werken der Schoͤpfung. Seine ſechzehn Predigten ſind<lb/>
in viele Sprachen uͤberſetzt, und unzaͤlig aufgelegt worden.<lb/>
Dieſe bibliſche Lehrart, deren ſich Gott zur Belehrung<lb/>
Hiobs, und Jeſus in ſo vielen Faͤllen bediente, iſt nicht<lb/>
allein die erbaulichſte, ſondern auch dem Zuhoͤrer faßlichſte<lb/>
und angenehmſte. Ein neues Beiſpiel mag es beſtaͤtigen.<lb/>
Herr <hirendition="#fr">Ulber</hi> in Hamburg betrat dieſen Weg in ſeinem<lb/><hirendition="#fr">rechtſchafnen Naturaliſten,</hi> und binnen 4 Jahren<lb/>
iſt das Buch dreimal aufgeleget worden. Haͤtte ein blos<lb/>
homiletiſches, polemiſches, exegetiſches, aſcetiſches, theo-<lb/>ſophiſches oder trocknes moraliſches Werk wol ſolche Lieb-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">haber</fw><lb/></p></div></front></text></TEI>
[26/0033]
Vorrede
Ahlwardt, Chemnitz, und andre, welche die Natur-
lehre zur Verherrlichung des Schoͤpfers, folglich zu ange-
nehmer Erbauung anwendeten. So ward auch die Ge-
ſchichte eine reizende Gehuͤlfinn der Religion. Ich glaube,
daß Humphrey Prideaux den Celſus ehe bekehret haͤt-
te, als Origenes. Endlich haben auch die Philoſophen
ſich der Religion angenommen, um ihr eine liebenswuͤrdi-
gere Geſtalt zu geben: dahin Leibnitz, Wolff, Rei-
marus, Bonnet, Suͤßmilch, Spalding, Meier
und andre.
Derham ſolte 1711. und 1712. in der boyliſchen
Stiftung wider die Atheiſten und Freigeiſter predigen: er
ließ die Polemik zu Hauſe, und predigte Gott aus den
Werken der Schoͤpfung. Seine ſechzehn Predigten ſind
in viele Sprachen uͤberſetzt, und unzaͤlig aufgelegt worden.
Dieſe bibliſche Lehrart, deren ſich Gott zur Belehrung
Hiobs, und Jeſus in ſo vielen Faͤllen bediente, iſt nicht
allein die erbaulichſte, ſondern auch dem Zuhoͤrer faßlichſte
und angenehmſte. Ein neues Beiſpiel mag es beſtaͤtigen.
Herr Ulber in Hamburg betrat dieſen Weg in ſeinem
rechtſchafnen Naturaliſten, und binnen 4 Jahren
iſt das Buch dreimal aufgeleget worden. Haͤtte ein blos
homiletiſches, polemiſches, exegetiſches, aſcetiſches, theo-
ſophiſches oder trocknes moraliſches Werk wol ſolche Lieb-
haber
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2023-05-24T12:24:22Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tiede_unterhaltungen01_1775/33>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.