Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775.Der 30te März. und Gelegenheit, ja man kan hinzusetzen, ohne einige V[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]rung und schlafendes Gewissen, kan sie niemand schmecken[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] armet der Lasterhafte, wird er krank, gefangen, alt: so ste[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] geliebtes Laster von fern im Winkel, verachtet höhnisch seine [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] und Bitten, und spielt mit seinem blutigen Gewissen. [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] alsdann einem Menschen gleich, der von seinen eigenen Ki[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] verspottet und bei den Haaren umher geschleifet wird. Tugend! wahre Tugend, wie sie Jesus lehrte und aus[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] Schweig also, finstres und kindisches Herz! Dir den Züge[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] Tugendreicher Jesu! in deinem Gefolge trift mich weder Der
Der 30te Maͤrz. und Gelegenheit, ja man kan hinzuſetzen, ohne einige V[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]rung und ſchlafendes Gewiſſen, kan ſie niemand ſchmecken[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] armet der Laſterhafte, wird er krank, gefangen, alt: ſo ſte[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] geliebtes Laſter von fern im Winkel, verachtet hoͤhniſch ſeine [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] und Bitten, und ſpielt mit ſeinem blutigen Gewiſſen. [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] alsdann einem Menſchen gleich, der von ſeinen eigenen Ki[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] verſpottet und bei den Haaren umher geſchleifet wird. Tugend! wahre Tugend, wie ſie Jeſus lehrte und aus[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] Schweig alſo, finſtres und kindiſches Herz! Dir den Zuͤge[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] Tugendreicher Jeſu! in deinem Gefolge trift mich weder Der
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Der 30te Maͤrz.
und Gelegenheit, ja man kan hinzuſetzen, ohne einige V_
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armet der Laſterhafte, wird er krank, gefangen, alt: ſo ſte_
geliebtes Laſter von fern im Winkel, verachtet hoͤhniſch ſeine _
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alsdann einem Menſchen gleich, der von ſeinen eigenen Ki_
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Schweig alſo, finſtres und kindiſches Herz! Dir den Zuͤge_
uͤberlaſſen, heißt ſich zeitlich und ewig ungluͤcklich machen. Jn
meiner Kindheit wolteſt du mit Gift, Scheermeſſern und Feuer
ſpielen; du verwechſelſt aber nur deine Thorheiten, und deine
Forderungen werden immer gefaͤhrlicher. Folgte ich nur deinem
Geſchmacke, ſo muͤßte ich mir meine Naͤchſten zum Feinde, und
Gott zum unverſoͤhnlichen Richter machen. Jch will eine Suͤnde
begehen, heiſſet: ich will ewig ungluͤcklich ſeyn, wofern ich nicht
vieleicht noch lebe und kluͤger werde.
Tugendreicher Jeſu! in deinem Gefolge trift mich weder
Schmach noch Mangel. Will ich nach zwanzig Jahren, oder
nach zwanzig Millionen von Jahrtauſenden gluͤcklich ſeyn, ſo muß
ich alle Laſter bis auf ihre Keime beſtmoͤglichſt in mir ausrotten,
und deinem Exempel folgen. Dazu gib mir Verſtand, guten
Willen, Muth, Kraft und Segen, Amen!
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(2023-05-24T12:24:22Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
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