nichts deutlich und in seiner wahren Gestalt erblicken. Ein[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] Krankheit, in welcher die Nerven leiden, verwirret dahe[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] Gedanken. Die Seele des Wahnwitzigen erblickt alles du[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] nen falsch geschliffnen Spiegel. Jm ausdorrenden Alter[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] das Glas, so zu sagen an, und die Seelenkräfte nehm[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] Auch erhellet hieraus, daß eine Mißgeburt, wenn sie [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] schwerlich reine und gesunde Begriffe bekommen würde.
Nun darf es uns also nicht befremden, daß die Fähig[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] des Geistes bei jedem Menschen so verschieden sind. Die[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] schaffenheit der Eltern, die Zufälle im Mutterleibe, Erzieh[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] Klima, Lebensart: alles das hat einen grossen Einfluß au[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] Form und Entwickelung des Körpers, oder des Spiegels, d[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] welchen die Seele hier sehen soll. Sie selbst verhält sich nur [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] das Auge, das in einen Spiegel sieht. Die Seele des W[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] witzigen und Dummen behält demnach die Fähigkeit, wenn[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] ein beßres Werkzeug bekomt, allerdings besser zu sehen. W[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] wir sterben, so zerbricht dieser Spiegel: aber höret unser Ge[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] der das Auge war, deswegen auf zu sehen? Verlieren wir [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] Erinnerung dessen, was wir durch dieses Werkzeug kennen le[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] ten? Und werden wir durch einen verklärten Körper nicht w[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] heller und genauer sehen? Wir sehen jetzt durch einen Spiegel [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] einem dunkeln Wort: dann aber von Angesicht zu Angesich[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] 1 Cor. 13, 12.
Manche meiner Fähigkeiten würden also grösser seyn, wen[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] ich meine Gesundheit besser besorgt, und den Werkzeugen mei[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] ner Seele mehr Politur durch Fleiß gegeben hätte. Ach Vater! [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] wie viel habe ich versäumt! Jch bereue es von Herzen! Wann du [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] mir aber dereinst einen feinern Körper geben wirst: dann werde [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] ich bis auf den Grund erkennen, was ich hier, theils unverschul- det, theils aus Nachläßigkeit nur stückweise sah! O! wie freu[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] ich mich der Ewigkeit entgegen!
Der
Der 28te Maͤrz.
nichts deutlich und in ſeiner wahren Geſtalt erblicken. Ein[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] Krankheit, in welcher die Nerven leiden, verwirret dahe[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] Gedanken. Die Seele des Wahnwitzigen erblickt alles du[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] nen falſch geſchliffnen Spiegel. Jm ausdorrenden Alter[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] das Glas, ſo zu ſagen an, und die Seelenkraͤfte nehm[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] Auch erhellet hieraus, daß eine Mißgeburt, wenn ſie [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] ſchwerlich reine und geſunde Begriffe bekommen wuͤrde.
Nun darf es uns alſo nicht befremden, daß die Faͤhig[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] des Geiſtes bei jedem Menſchen ſo verſchieden ſind. Die[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] ſchaffenheit der Eltern, die Zufaͤlle im Mutterleibe, Erzieh[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] Klima, Lebensart: alles das hat einen groſſen Einfluß au[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] Form und Entwickelung des Koͤrpers, oder des Spiegels, d[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] welchen die Seele hier ſehen ſoll. Sie ſelbſt verhaͤlt ſich nur [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] das Auge, das in einen Spiegel ſieht. Die Seele des W[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] witzigen und Dummen behaͤlt demnach die Faͤhigkeit, wenn[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] ein beßres Werkzeug bekomt, allerdings beſſer zu ſehen. W[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] wir ſterben, ſo zerbricht dieſer Spiegel: aber hoͤret unſer Ge[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] der das Auge war, deswegen auf zu ſehen? Verlieren wir [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] Erinnerung deſſen, was wir durch dieſes Werkzeug kennen le[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] ten? Und werden wir durch einen verklaͤrten Koͤrper nicht w[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] heller und genauer ſehen? Wir ſehen jetzt durch einen Spiegel [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] einem dunkeln Wort: dann aber von Angeſicht zu Angeſich[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] 1 Cor. 13, 12.
Manche meiner Faͤhigkeiten wuͤrden alſo groͤſſer ſeyn, wen[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] ich meine Geſundheit beſſer beſorgt, und den Werkzeugen mei[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] ner Seele mehr Politur durch Fleiß gegeben haͤtte. Ach Vater! [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] wie viel habe ich verſaͤumt! Jch bereue es von Herzen! Wann du [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] mir aber dereinſt einen feinern Koͤrper geben wirſt: dann werde [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] ich bis auf den Grund erkennen, was ich hier, theils unverſchul- det, theils aus Nachlaͤßigkeit nur ſtuͤckweiſe ſah! O! wie freu[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] ich mich der Ewigkeit entgegen!
Der
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0215"n="176[208]"/><fwplace="top"type="header">Der 28<hirendition="#sup">te</hi> Maͤrz.</fw><lb/>
nichts deutlich und in ſeiner wahren Geſtalt erblicken. Ein<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
Krankheit, in welcher die Nerven leiden, verwirret dahe<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
Gedanken. Die Seele des Wahnwitzigen erblickt alles du<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
nen falſch geſchliffnen Spiegel. Jm ausdorrenden Alter<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
das Glas, ſo zu ſagen an, und die Seelenkraͤfte nehm<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
Auch erhellet hieraus, daß eine Mißgeburt, wenn ſie <gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>ſchwerlich reine und geſunde Begriffe bekommen wuͤrde.</p><lb/><p>Nun darf es uns alſo nicht befremden, daß die Faͤhig<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
des Geiſtes bei jedem Menſchen ſo verſchieden ſind. Die<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>ſchaffenheit der Eltern, die Zufaͤlle im Mutterleibe, Erzieh<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
Klima, Lebensart: alles das hat einen groſſen Einfluß au<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
Form und Entwickelung des Koͤrpers, oder des Spiegels, d<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
welchen die Seele hier ſehen ſoll. Sie ſelbſt verhaͤlt ſich nur <gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
das Auge, das in einen Spiegel ſieht. Die Seele des W<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
witzigen und Dummen behaͤlt demnach die Faͤhigkeit, wenn<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
ein beßres Werkzeug bekomt, allerdings beſſer zu ſehen. W<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
wir ſterben, ſo zerbricht dieſer Spiegel: aber hoͤret unſer Ge<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
der das Auge war, deswegen auf zu ſehen? Verlieren wir <gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
Erinnerung deſſen, was wir durch dieſes Werkzeug kennen le<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
ten? Und werden wir durch einen verklaͤrten Koͤrper nicht w<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
heller und genauer ſehen? Wir ſehen jetzt durch einen Spiegel <gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
einem dunkeln Wort: dann aber von Angeſicht zu Angeſich<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
1 Cor. 13, 12.</p><lb/><p>Manche meiner Faͤhigkeiten wuͤrden alſo groͤſſer ſeyn, wen<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
ich meine Geſundheit beſſer beſorgt, und den Werkzeugen mei<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
ner Seele mehr Politur durch Fleiß gegeben haͤtte. Ach Vater! <gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
wie viel habe ich verſaͤumt! Jch bereue es von Herzen! Wann du <gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
mir aber dereinſt einen feinern Koͤrper geben wirſt: dann werde <gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
ich bis auf den Grund erkennen, was ich hier, theils unverſchul-<lb/>
det, theils aus Nachlaͤßigkeit nur ſtuͤckweiſe ſah! O! wie freu<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
ich mich der Ewigkeit entgegen!</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Der</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[176[208]/0215]
Der 28te Maͤrz.
nichts deutlich und in ſeiner wahren Geſtalt erblicken. Ein_
Krankheit, in welcher die Nerven leiden, verwirret dahe_
Gedanken. Die Seele des Wahnwitzigen erblickt alles du_
nen falſch geſchliffnen Spiegel. Jm ausdorrenden Alter_
das Glas, ſo zu ſagen an, und die Seelenkraͤfte nehm_
Auch erhellet hieraus, daß eine Mißgeburt, wenn ſie _
ſchwerlich reine und geſunde Begriffe bekommen wuͤrde.
Nun darf es uns alſo nicht befremden, daß die Faͤhig_
des Geiſtes bei jedem Menſchen ſo verſchieden ſind. Die_
ſchaffenheit der Eltern, die Zufaͤlle im Mutterleibe, Erzieh_
Klima, Lebensart: alles das hat einen groſſen Einfluß au_
Form und Entwickelung des Koͤrpers, oder des Spiegels, d_
welchen die Seele hier ſehen ſoll. Sie ſelbſt verhaͤlt ſich nur _
das Auge, das in einen Spiegel ſieht. Die Seele des W_
witzigen und Dummen behaͤlt demnach die Faͤhigkeit, wenn_
ein beßres Werkzeug bekomt, allerdings beſſer zu ſehen. W_
wir ſterben, ſo zerbricht dieſer Spiegel: aber hoͤret unſer Ge_
der das Auge war, deswegen auf zu ſehen? Verlieren wir _
Erinnerung deſſen, was wir durch dieſes Werkzeug kennen le_
ten? Und werden wir durch einen verklaͤrten Koͤrper nicht w_
heller und genauer ſehen? Wir ſehen jetzt durch einen Spiegel _
einem dunkeln Wort: dann aber von Angeſicht zu Angeſich_
1 Cor. 13, 12.
Manche meiner Faͤhigkeiten wuͤrden alſo groͤſſer ſeyn, wen_
ich meine Geſundheit beſſer beſorgt, und den Werkzeugen mei_
ner Seele mehr Politur durch Fleiß gegeben haͤtte. Ach Vater! _
wie viel habe ich verſaͤumt! Jch bereue es von Herzen! Wann du _
mir aber dereinſt einen feinern Koͤrper geben wirſt: dann werde _
ich bis auf den Grund erkennen, was ich hier, theils unverſchul-
det, theils aus Nachlaͤßigkeit nur ſtuͤckweiſe ſah! O! wie freu_
ich mich der Ewigkeit entgegen!
Der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2023-05-24T12:24:22Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775, S. 176[208]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tiede_unterhaltungen01_1775/215>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.