gen im ersten Anfall, und zitterte bald darauf vor einer [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] Gott! was ist das wetterwendische Herz der Menschen! Und[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] ist das meinige! Oft, in der Einsamkeit, beim Gebet, beim[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] ligen Abendmal schlägt es aus Liebe gegen Jesum, und vers[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] viel; aber es erblickt die Ehre Jesu in einer vornehmen oder [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] gen Gesellschaft angetastet, oder es stößt einer andern V[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] chung auf, und sogleich verliert es sich unvermerkt, wie die [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] ger in Gethsemane!
Die Hohenpriester und Schriftgelehrten, Herodes und [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] latus verhielten sich schändlich. Jhr Verfahren war ein Gew[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] von Niederträchtigkeit, Menschenfurcht, Geiz und Aberglaub[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] Aber so teuflich war ihr Verhalten doch nicht, als die Verräthe[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] des Judas. Hier sehe ich den Gipfel der Bosheit; die Erde h[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] kein grösseres Ungeheuer getragen als ihn, wofern ihm nicht d[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] boshafte Schächer nahe kam, welcher sterbend Gott lästerte. J[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] der Todesstunde, an der Seite Jesu bei Erblickung und Anhö[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] rung so vieler Beweise seiner Gottheit, schimpfte und lästerte die[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] ser Elende den Herrn! Welche dringende Gelegenheit zur Bekeh[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] rung hatte dieser Mensch nicht vor allen andern, und er nutzte sie[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] nicht! Und doch stehen noch immer so viele in dem Wahn: daß[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] es ihnen auf dem Todbette so leicht, ja fast unvermeidlich werde, sich zu bekehren?
Jedoch, ich will einen angenehmern Gegenstand betrachten. Deine Göttlichkeit, mein Heiland! leuchtet auch aus deinem Verhalten gegen alle diese Treulosen und Boshaften hervor. Du kontest verfluchen: aber du segnetest. Das höchst undankbare menschliche Geschlecht verdiente, daß du es zur Hölle verstiessest: und du versprachst einem reuigen Missethäter das Paradies! So langmütig konte kein blosser Mensch seyn. Auch du nur kanst meine unzählige Sünden vergeben. Vergib sie mir; ich will mich nicht mehr zu deinen Feinden gesellen, sondern dich von nun an immer brünstiger lieben! Herr! gedenk an mich, wenn ich in dein Reich komme!
Der
Der 22te Maͤrz.
gen im erſten Anfall, und zitterte bald darauf vor einer [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] Gott! was iſt das wetterwendiſche Herz der Menſchen! Und[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] iſt das meinige! Oft, in der Einſamkeit, beim Gebet, beim[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] ligen Abendmal ſchlaͤgt es aus Liebe gegen Jeſum, und verſ[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] viel; aber es erblickt die Ehre Jeſu in einer vornehmen oder [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] gen Geſellſchaft angetaſtet, oder es ſtoͤßt einer andern V[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] chung auf, und ſogleich verliert es ſich unvermerkt, wie die [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] ger in Gethſemane!
Die Hohenprieſter und Schriftgelehrten, Herodes und [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] latus verhielten ſich ſchaͤndlich. Jhr Verfahren war ein Gew[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] von Niedertraͤchtigkeit, Menſchenfurcht, Geiz und Aberglaub[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] Aber ſo teuflich war ihr Verhalten doch nicht, als die Verraͤthe[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] des Judas. Hier ſehe ich den Gipfel der Bosheit; die Erde h[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] kein groͤſſeres Ungeheuer getragen als ihn, wofern ihm nicht d[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] boshafte Schaͤcher nahe kam, welcher ſterbend Gott laͤſterte. J[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] der Todesſtunde, an der Seite Jeſu bei Erblickung und Anhoͤ[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] rung ſo vieler Beweiſe ſeiner Gottheit, ſchimpfte und laͤſterte die[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] ſer Elende den Herrn! Welche dringende Gelegenheit zur Bekeh[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] rung hatte dieſer Menſch nicht vor allen andern, und er nutzte ſie[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] nicht! Und doch ſtehen noch immer ſo viele in dem Wahn: daß[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] es ihnen auf dem Todbette ſo leicht, ja faſt unvermeidlich werde, ſich zu bekehren?
Jedoch, ich will einen angenehmern Gegenſtand betrachten. Deine Goͤttlichkeit, mein Heiland! leuchtet auch aus deinem Verhalten gegen alle dieſe Treuloſen und Boshaften hervor. Du konteſt verfluchen: aber du ſegneteſt. Das hoͤchſt undankbare menſchliche Geſchlecht verdiente, daß du es zur Hoͤlle verſtieſſeſt: und du verſprachſt einem reuigen Miſſethaͤter das Paradies! So langmuͤtig konte kein bloſſer Menſch ſeyn. Auch du nur kanſt meine unzaͤhlige Suͤnden vergeben. Vergib ſie mir; ich will mich nicht mehr zu deinen Feinden geſellen, ſondern dich von nun an immer bruͤnſtiger lieben! Herr! gedenk an mich, wenn ich in dein Reich komme!
Der
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0207"n="170[200]"/><fwplace="top"type="header">Der 22<hirendition="#sup">te</hi> Maͤrz.</fw><lb/>
gen im erſten Anfall, und zitterte bald darauf vor einer <gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
Gott! was iſt das wetterwendiſche Herz der Menſchen! Und<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
iſt das meinige! Oft, in der Einſamkeit, beim Gebet, beim<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
ligen Abendmal ſchlaͤgt es aus Liebe gegen Jeſum, und verſ<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
viel; aber es erblickt die Ehre Jeſu in einer vornehmen oder <gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
gen Geſellſchaft angetaſtet, oder es ſtoͤßt einer andern V<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
chung auf, und ſogleich verliert es ſich unvermerkt, wie die <gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
ger in Gethſemane!</p><lb/><p>Die Hohenprieſter und Schriftgelehrten, Herodes und <gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
latus verhielten ſich ſchaͤndlich. Jhr Verfahren war ein Gew<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
von Niedertraͤchtigkeit, Menſchenfurcht, Geiz und Aberglaub<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
Aber ſo teuflich war ihr Verhalten doch nicht, als die Verraͤthe<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
des Judas. Hier ſehe ich den Gipfel der Bosheit; die Erde h<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
kein groͤſſeres Ungeheuer getragen als ihn, wofern ihm nicht d<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
boshafte Schaͤcher nahe kam, welcher ſterbend Gott laͤſterte. J<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
der Todesſtunde, an der Seite Jeſu bei Erblickung und Anhoͤ<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
rung ſo vieler Beweiſe ſeiner Gottheit, ſchimpfte und laͤſterte die<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>ſer Elende den Herrn! Welche dringende Gelegenheit zur Bekeh<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
rung hatte dieſer Menſch nicht vor allen andern, und er nutzte ſie<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
nicht! Und doch ſtehen noch immer ſo viele in dem Wahn: daß<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
es ihnen auf dem Todbette ſo leicht, ja faſt unvermeidlich werde,<lb/>ſich zu bekehren?</p><lb/><p>Jedoch, ich will einen angenehmern Gegenſtand betrachten.<lb/>
Deine Goͤttlichkeit, mein Heiland! leuchtet auch aus deinem<lb/>
Verhalten gegen alle dieſe Treuloſen und Boshaften hervor. Du<lb/>
konteſt verfluchen: aber du ſegneteſt. Das hoͤchſt undankbare<lb/>
menſchliche Geſchlecht verdiente, daß du es zur Hoͤlle verſtieſſeſt:<lb/>
und du verſprachſt einem reuigen Miſſethaͤter das Paradies! So<lb/>
langmuͤtig konte kein bloſſer Menſch ſeyn. Auch du nur kanſt<lb/>
meine unzaͤhlige Suͤnden vergeben. Vergib ſie mir; ich will mich<lb/>
nicht mehr zu deinen Feinden geſellen, ſondern dich von nun an<lb/>
immer bruͤnſtiger lieben! Herr! gedenk an mich, wenn ich in dein<lb/>
Reich komme!</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Der</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[170[200]/0207]
Der 22te Maͤrz.
gen im erſten Anfall, und zitterte bald darauf vor einer _
Gott! was iſt das wetterwendiſche Herz der Menſchen! Und_
iſt das meinige! Oft, in der Einſamkeit, beim Gebet, beim_
ligen Abendmal ſchlaͤgt es aus Liebe gegen Jeſum, und verſ_
viel; aber es erblickt die Ehre Jeſu in einer vornehmen oder _
gen Geſellſchaft angetaſtet, oder es ſtoͤßt einer andern V_
chung auf, und ſogleich verliert es ſich unvermerkt, wie die _
ger in Gethſemane!
Die Hohenprieſter und Schriftgelehrten, Herodes und _
latus verhielten ſich ſchaͤndlich. Jhr Verfahren war ein Gew_
von Niedertraͤchtigkeit, Menſchenfurcht, Geiz und Aberglaub_
Aber ſo teuflich war ihr Verhalten doch nicht, als die Verraͤthe_
des Judas. Hier ſehe ich den Gipfel der Bosheit; die Erde h_
kein groͤſſeres Ungeheuer getragen als ihn, wofern ihm nicht d_
boshafte Schaͤcher nahe kam, welcher ſterbend Gott laͤſterte. J_
der Todesſtunde, an der Seite Jeſu bei Erblickung und Anhoͤ_
rung ſo vieler Beweiſe ſeiner Gottheit, ſchimpfte und laͤſterte die_
ſer Elende den Herrn! Welche dringende Gelegenheit zur Bekeh_
rung hatte dieſer Menſch nicht vor allen andern, und er nutzte ſie_
nicht! Und doch ſtehen noch immer ſo viele in dem Wahn: daß_
es ihnen auf dem Todbette ſo leicht, ja faſt unvermeidlich werde,
ſich zu bekehren?
Jedoch, ich will einen angenehmern Gegenſtand betrachten.
Deine Goͤttlichkeit, mein Heiland! leuchtet auch aus deinem
Verhalten gegen alle dieſe Treuloſen und Boshaften hervor. Du
konteſt verfluchen: aber du ſegneteſt. Das hoͤchſt undankbare
menſchliche Geſchlecht verdiente, daß du es zur Hoͤlle verſtieſſeſt:
und du verſprachſt einem reuigen Miſſethaͤter das Paradies! So
langmuͤtig konte kein bloſſer Menſch ſeyn. Auch du nur kanſt
meine unzaͤhlige Suͤnden vergeben. Vergib ſie mir; ich will mich
nicht mehr zu deinen Feinden geſellen, ſondern dich von nun an
immer bruͤnſtiger lieben! Herr! gedenk an mich, wenn ich in dein
Reich komme!
Der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2023-05-24T12:24:22Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775, S. 170[200]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tiede_unterhaltungen01_1775/207>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.