Wenn Christus seine Kirche schützt: So mag die Hölle wüten. Er, der zur Rechten Gottes sitzt, Hat Macht ihr zu gebieten. Er ist mit Hülfe nah; Wenn er gebeut, stehts da. Er schützet seinen Ruhm Und hält das Christenthum: Mag doch die Hölle wüten!
Viele hundert Kaiser Könige und Philosophen haben öffentlich und heimlich, mit Gewalt und List wider Jesum und seine Lehre gewütet: aber sie sind Staub; auf der Erde ist nichts von ihnen übrig, als ihre Schande und Ohnmacht. Jesus Christus thronet zur Rechten des Vaters, verspottet oder bejammert die Wut seiner Feinde, und wird einst reden mit ihnen im Zorn. Sah der abtrünnige Kaiser Julian vorher, daß anderthalb tau- send Jahre nach seinem Tode, der von ihm verachtete Weltheiland, von den klügsten Nationen angebetet werden würde: schwerlich hätte er sich den Schimpf angethan, das Heidenthum schöner zu finden, als das unüberwindliche Christenthum. Gottes- vergeßne wird es immer geben. Aber es kommt gewiß die Zeit, wo Freigeist ein Ekelname seyn wird, weil nur Dummköpse die Gründe des Christenthums nicht werden begreifen können.
Bedenke ich, daß weder Ränke noch Trotz zu ersinnen sind, womit man nicht schon das Christenthum vergebens angefallen habe: so bedaure ich die verlorne Mühe, mit welcher heut zu Tage ein junger und neuer Freigeist meinen heiligsten Glauben bekrie-
gen
J 5
Der 6te Maͤrz.
Wenn Chriſtus ſeine Kirche ſchuͤtzt: So mag die Hoͤlle wuͤten. Er, der zur Rechten Gottes ſitzt, Hat Macht ihr zu gebieten. Er iſt mit Huͤlfe nah; Wenn er gebeut, ſtehts da. Er ſchuͤtzet ſeinen Ruhm Und haͤlt das Chriſtenthum: Mag doch die Hoͤlle wuͤten!
Viele hundert Kaiſer Koͤnige und Philoſophen haben oͤffentlich und heimlich, mit Gewalt und Liſt wider Jeſum und ſeine Lehre gewuͤtet: aber ſie ſind Staub; auf der Erde iſt nichts von ihnen uͤbrig, als ihre Schande und Ohnmacht. Jeſus Chriſtus thronet zur Rechten des Vaters, verſpottet oder bejammert die Wut ſeiner Feinde, und wird einſt reden mit ihnen im Zorn. Sah der abtruͤnnige Kaiſer Julian vorher, daß anderthalb tau- ſend Jahre nach ſeinem Tode, der von ihm verachtete Weltheiland, von den kluͤgſten Nationen angebetet werden wuͤrde: ſchwerlich haͤtte er ſich den Schimpf angethan, das Heidenthum ſchoͤner zu finden, als das unuͤberwindliche Chriſtenthum. Gottes- vergeßne wird es immer geben. Aber es kommt gewiß die Zeit, wo Freigeiſt ein Ekelname ſeyn wird, weil nur Dummkoͤpſe die Gruͤnde des Chriſtenthums nicht werden begreifen koͤnnen.
Bedenke ich, daß weder Raͤnke noch Trotz zu erſinnen ſind, womit man nicht ſchon das Chriſtenthum vergebens angefallen habe: ſo bedaure ich die verlorne Muͤhe, mit welcher heut zu Tage ein junger und neuer Freigeiſt meinen heiligſten Glauben bekrie-
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J 5
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[137[167]/0174]
Der 6te Maͤrz.
Wenn Chriſtus ſeine Kirche ſchuͤtzt:
So mag die Hoͤlle wuͤten.
Er, der zur Rechten Gottes ſitzt,
Hat Macht ihr zu gebieten.
Er iſt mit Huͤlfe nah;
Wenn er gebeut, ſtehts da.
Er ſchuͤtzet ſeinen Ruhm
Und haͤlt das Chriſtenthum:
Mag doch die Hoͤlle wuͤten!
Viele hundert Kaiſer Koͤnige und Philoſophen haben oͤffentlich
und heimlich, mit Gewalt und Liſt wider Jeſum und ſeine
Lehre gewuͤtet: aber ſie ſind Staub; auf der Erde iſt nichts von
ihnen uͤbrig, als ihre Schande und Ohnmacht. Jeſus Chriſtus
thronet zur Rechten des Vaters, verſpottet oder bejammert die
Wut ſeiner Feinde, und wird einſt reden mit ihnen im Zorn.
Sah der abtruͤnnige Kaiſer Julian vorher, daß anderthalb tau-
ſend Jahre nach ſeinem Tode, der von ihm verachtete Weltheiland,
von den kluͤgſten Nationen angebetet werden wuͤrde: ſchwerlich
haͤtte er ſich den Schimpf angethan, das Heidenthum ſchoͤner zu
finden, als das unuͤberwindliche Chriſtenthum. Gottes-
vergeßne wird es immer geben. Aber es kommt gewiß die Zeit,
wo Freigeiſt ein Ekelname ſeyn wird, weil nur Dummkoͤpſe die
Gruͤnde des Chriſtenthums nicht werden begreifen koͤnnen.
Bedenke ich, daß weder Raͤnke noch Trotz zu erſinnen ſind,
womit man nicht ſchon das Chriſtenthum vergebens angefallen
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Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
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Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775, S. 137[167]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tiede_unterhaltungen01_1775/174>, abgerufen am 21.11.2024.
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