diese Einrichtung schon in den Morgenandachten, wovon mein Buch die Fortsetzung war. Und dann müßten doch noch erst die Stimmen der Leser gesamlet werden. Aller- dings hat eine solche Einrichtung auch viel gutes; sonderlich bei bloßen Gebetbüchern. Den Zwang aber, den ich mir dadurch aufgeleget hatte, jeder Abendbetrachtung nur ein Blatt zu widmen, habe ich genung gefühlet, wenn die abzuhandelnde Materie zu reichhaltig war. Ich mußte alsdann den Bogen nicht selten aus der Druckerei zurück nehmen, und so lange ausstreichen, abkürzen und zusam- men drängen, bis das vorgeschriebne Maaß herauskam. Einsichtsvolle Leser haben das bemerkt, und gegen solche gedrungne Betrachtungen andre gedehnt und schleppend gefunden. Das hatte ich anfänglich nicht genung bedacht, oder vielmehr, ich kam nach und nach dazu, daß ich mir schwerere Themata erwählte. Wer den Januar und September gegen einander hält, wird diesen Unterschied finden. Ich wurde mit meinen Lesern immer bekannter, und glaubte mit ihnen einen Schritt weiter gehen zu kön- nen, als ich es mir anfangs getrauete.
Ich empfehle übrigens, unter herzlichem Gebet, meine Leser und mich der ewig gütigen Führung Gottes. Er sey uns gnädig in Zeit und Ewigkeit! Schweidnitz den 12ten April 1775.
Vor-
Vorrede zur dritten Auflage.
dieſe Einrichtung ſchon in den Morgenandachten, wovon mein Buch die Fortſetzung war. Und dann muͤßten doch noch erſt die Stimmen der Leſer geſamlet werden. Aller- dings hat eine ſolche Einrichtung auch viel gutes; ſonderlich bei bloßen Gebetbuͤchern. Den Zwang aber, den ich mir dadurch aufgeleget hatte, jeder Abendbetrachtung nur ein Blatt zu widmen, habe ich genung gefuͤhlet, wenn die abzuhandelnde Materie zu reichhaltig war. Ich mußte alsdann den Bogen nicht ſelten aus der Druckerei zuruͤck nehmen, und ſo lange ausſtreichen, abkuͤrzen und zuſam- men draͤngen, bis das vorgeſchriebne Maaß herauskam. Einſichtsvolle Leſer haben das bemerkt, und gegen ſolche gedrungne Betrachtungen andre gedehnt und ſchleppend gefunden. Das hatte ich anfaͤnglich nicht genung bedacht, oder vielmehr, ich kam nach und nach dazu, daß ich mir ſchwerere Themata erwaͤhlte. Wer den Januar und September gegen einander haͤlt, wird dieſen Unterſchied finden. Ich wurde mit meinen Leſern immer bekannter, und glaubte mit ihnen einen Schritt weiter gehen zu koͤn- nen, als ich es mir anfangs getrauete.
Ich empfehle uͤbrigens, unter herzlichem Gebet, meine Leſer und mich der ewig guͤtigen Fuͤhrung Gottes. Er ſey uns gnaͤdig in Zeit und Ewigkeit! Schweidnitz den 12ten April 1775.
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Vorrede zur dritten Auflage.
dieſe Einrichtung ſchon in den Morgenandachten, wovon
mein Buch die Fortſetzung war. Und dann muͤßten doch
noch erſt die Stimmen der Leſer geſamlet werden. Aller-
dings hat eine ſolche Einrichtung auch viel gutes; ſonderlich
bei bloßen Gebetbuͤchern. Den Zwang aber, den ich mir
dadurch aufgeleget hatte, jeder Abendbetrachtung nur ein
Blatt zu widmen, habe ich genung gefuͤhlet, wenn die
abzuhandelnde Materie zu reichhaltig war. Ich mußte
alsdann den Bogen nicht ſelten aus der Druckerei zuruͤck
nehmen, und ſo lange ausſtreichen, abkuͤrzen und zuſam-
men draͤngen, bis das vorgeſchriebne Maaß herauskam.
Einſichtsvolle Leſer haben das bemerkt, und gegen ſolche
gedrungne Betrachtungen andre gedehnt und ſchleppend
gefunden. Das hatte ich anfaͤnglich nicht genung bedacht,
oder vielmehr, ich kam nach und nach dazu, daß ich mir
ſchwerere Themata erwaͤhlte. Wer den Januar und
September gegen einander haͤlt, wird dieſen Unterſchied
finden. Ich wurde mit meinen Leſern immer bekannter,
und glaubte mit ihnen einen Schritt weiter gehen zu koͤn-
nen, als ich es mir anfangs getrauete.
Ich empfehle uͤbrigens, unter herzlichem Gebet,
meine Leſer und mich der ewig guͤtigen Fuͤhrung Gottes.
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den 12ten April 1775.
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Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tiede_unterhaltungen01_1775/13>, abgerufen am 17.02.2025.
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