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Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775.

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Der 12te Februar.
weiß; daß ich die älteste Geschichte des Erdbodens verstehe; [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
ster und Vorschriften der reinsten Tugend kenne; daß ich [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Himmel kenne, und mit endlichem Verstande vom Unendlich[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
denken und reden kan; daß ich erhörlich beten und freudig sterb[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
kan -- o Gott! das alles lehrte mich dein Wort. Aber [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Zweck und der Grund von diesem deinem geoffenbarten Wor[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
war meines Erlösers Liebe und Tod. Nehme ich hieran nic[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
theil, bin ich kein wahrer Christ: so bleibt mir freilich dis göt[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
liche Buch so unnütz und dunkel, als es dem Juden und Fre[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
geist ist.

Ich bin Einer von den Wenigen, welche die ganz[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Bibel lesen können und dürfen. Es leben ohngefehr tau-
send Millionen Menschen zu gleicher Zeit auf dem Erdboden.
Nach Abzug aller Heiden, Juden, Türken, und aller
Christen, welche sie nicht lesen können, nicht dürfen, nicht mö-
gen, bleiben etwa zehn Millionen übrig, welche Gelegenheit,
Verstand und guten Willen haben, sie würklich zu lesen. Ich
bin also Einer unter Hunderten, welcher dieses hohen Glücks
theilhaftig ist! Welch ein Vorzug! Aber auch welche Verant-
wortung, da von mir mehr Früchte erwartet werden, als von
neun und neunzig meiner blinden Brüder! O! dieser Gedanke
soll mich beleben, von nun an neue Lust zum Gesetz des Herrn
zu haben, und mit neuer Hochachtung Tag und Nacht davon zu
reden. Ach! hätte ich doch diesen Tag mehr davon geredet!
Die Nacht bricht ein: jedoch, werden gleich meine Lippen un-
thätig, so soll doch mein Herz zu Gott gerichtet seyn! Und wenn
ich erwache, will ich beten:

Herr, unser Hort!
Laß uns dis Wort:
Denn du hasts uns gegeben
Es sey mein Theil;
Es sey mir Heil
Und Kraft zum ewgen Leben!
Der

Der 12te Februar.
weiß; daß ich die aͤlteſte Geſchichte des Erdbodens verſtehe; [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
ſter und Vorſchriften der reinſten Tugend kenne; daß ich [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
Himmel kenne, und mit endlichem Verſtande vom Unendlich[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
denken und reden kan; daß ich erhoͤrlich beten und freudig ſterb[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
kan — o Gott! das alles lehrte mich dein Wort. Aber [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
Zweck und der Grund von dieſem deinem geoffenbarten Wor[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
war meines Erloͤſers Liebe und Tod. Nehme ich hieran nic[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
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geiſt iſt.

Ich bin Einer von den Wenigen, welche die ganz[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
Bibel leſen koͤnnen und duͤrfen. Es leben ohngefehr tau-
ſend Millionen Menſchen zu gleicher Zeit auf dem Erdboden.
Nach Abzug aller Heiden, Juden, Tuͤrken, und aller
Chriſten, welche ſie nicht leſen koͤnnen, nicht duͤrfen, nicht moͤ-
gen, bleiben etwa zehn Millionen uͤbrig, welche Gelegenheit,
Verſtand und guten Willen haben, ſie wuͤrklich zu leſen. Ich
bin alſo Einer unter Hunderten, welcher dieſes hohen Gluͤcks
theilhaftig iſt! Welch ein Vorzug! Aber auch welche Verant-
wortung, da von mir mehr Fruͤchte erwartet werden, als von
neun und neunzig meiner blinden Bruͤder! O! dieſer Gedanke
ſoll mich beleben, von nun an neue Luſt zum Geſetz des Herrn
zu haben, und mit neuer Hochachtung Tag und Nacht davon zu
reden. Ach! haͤtte ich doch dieſen Tag mehr davon geredet!
Die Nacht bricht ein: jedoch, werden gleich meine Lippen un-
thaͤtig, ſo ſoll doch mein Herz zu Gott gerichtet ſeyn! Und wenn
ich erwache, will ich beten:

Herr, unſer Hort!
Laß uns dis Wort:
Denn du haſts uns gegeben
Es ſey mein Theil;
Es ſey mir Heil
Und Kraft zum ewgen Leben!
Der
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[90[120]/0127] Der 12te Februar. weiß; daß ich die aͤlteſte Geſchichte des Erdbodens verſtehe; _ ſter und Vorſchriften der reinſten Tugend kenne; daß ich _ Himmel kenne, und mit endlichem Verſtande vom Unendlich_ denken und reden kan; daß ich erhoͤrlich beten und freudig ſterb_ kan — o Gott! das alles lehrte mich dein Wort. Aber _ Zweck und der Grund von dieſem deinem geoffenbarten Wor_ war meines Erloͤſers Liebe und Tod. Nehme ich hieran nic_ theil, bin ich kein wahrer Chriſt: ſo bleibt mir freilich dis goͤt_ liche Buch ſo unnuͤtz und dunkel, als es dem Juden und Fre_ geiſt iſt. Ich bin Einer von den Wenigen, welche die ganz_ Bibel leſen koͤnnen und duͤrfen. Es leben ohngefehr tau- ſend Millionen Menſchen zu gleicher Zeit auf dem Erdboden. Nach Abzug aller Heiden, Juden, Tuͤrken, und aller Chriſten, welche ſie nicht leſen koͤnnen, nicht duͤrfen, nicht moͤ- gen, bleiben etwa zehn Millionen uͤbrig, welche Gelegenheit, Verſtand und guten Willen haben, ſie wuͤrklich zu leſen. Ich bin alſo Einer unter Hunderten, welcher dieſes hohen Gluͤcks theilhaftig iſt! Welch ein Vorzug! Aber auch welche Verant- wortung, da von mir mehr Fruͤchte erwartet werden, als von neun und neunzig meiner blinden Bruͤder! O! dieſer Gedanke ſoll mich beleben, von nun an neue Luſt zum Geſetz des Herrn zu haben, und mit neuer Hochachtung Tag und Nacht davon zu reden. Ach! haͤtte ich doch dieſen Tag mehr davon geredet! Die Nacht bricht ein: jedoch, werden gleich meine Lippen un- thaͤtig, ſo ſoll doch mein Herz zu Gott gerichtet ſeyn! Und wenn ich erwache, will ich beten: Herr, unſer Hort! Laß uns dis Wort: Denn du haſts uns gegeben Es ſey mein Theil; Es ſey mir Heil Und Kraft zum ewgen Leben! Der

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775, S. 90[120]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tiede_unterhaltungen01_1775/127>, abgerufen am 22.11.2024.