Florestan; die Thiere können wir schon rich¬ tiger fühlen, weil sie uns etwas näher stehn. Ich hatte einmal Lust, aus Lämmern, ei¬ nigen Vögeln und andern Thieren eine Ko¬ mödie zu formiren, aus Blumen ein Liebes¬ stück und aus den Tönen der Instrumente ein Trauer-, oder, wir ich es lieber nennen möchte, ein Geisterspiel.
Die meisten Leute würden es zu fan¬ tastisch finden, sagte Sternbald.
Das würde gerade meine Absicht seyn, antwortete Rudolf, wenn ich mir Mühe geben wollte, es niederzuschreiben. Es ist indeß schon Abend geworden. Kennst Du Dante's großes Gedicht?
Nein, sagte Franz.
Auf eine ähnliche ganz allegorische Weise ließe sich vielleicht eine Offenbarung über die Natur schreiben, voller Begeisterung und mit prophetischem Geiste durchdrungen. Ich habe
F 2
Floreſtan; die Thiere können wir ſchon rich¬ tiger fühlen, weil ſie uns etwas näher ſtehn. Ich hatte einmal Luſt, aus Lämmern, ei¬ nigen Vögeln und andern Thieren eine Ko¬ mödie zu formiren, aus Blumen ein Liebes¬ ſtück und aus den Tönen der Inſtrumente ein Trauer-, oder, wir ich es lieber nennen möchte, ein Geiſterſpiel.
Die meiſten Leute würden es zu fan¬ taſtiſch finden, ſagte Sternbald.
Das würde gerade meine Abſicht ſeyn, antwortete Rudolf, wenn ich mir Mühe geben wollte, es niederzuſchreiben. Es iſt indeß ſchon Abend geworden. Kennſt Du Dante's großes Gedicht?
Nein, ſagte Franz.
Auf eine ähnliche ganz allegoriſche Weiſe ließe ſich vielleicht eine Offenbarung über die Natur ſchreiben, voller Begeiſterung und mit prophetiſchem Geiſte durchdrungen. Ich habe
F 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0091"n="83"/>
Floreſtan; die Thiere können wir ſchon rich¬<lb/>
tiger fühlen, weil ſie uns etwas näher ſtehn.<lb/>
Ich hatte einmal Luſt, aus Lämmern, ei¬<lb/>
nigen Vögeln und andern Thieren eine Ko¬<lb/>
mödie zu formiren, aus Blumen ein Liebes¬<lb/>ſtück und aus den Tönen der Inſtrumente<lb/>
ein Trauer-, oder, wir ich es lieber nennen<lb/>
möchte, ein Geiſterſpiel.</p><lb/><p>Die meiſten Leute würden es zu fan¬<lb/>
taſtiſch finden, ſagte Sternbald.</p><lb/><p>Das würde gerade meine Abſicht ſeyn,<lb/>
antwortete Rudolf, wenn ich mir Mühe<lb/>
geben wollte, es niederzuſchreiben. Es iſt<lb/>
indeß ſchon Abend geworden. Kennſt Du<lb/>
Dante's großes Gedicht?</p><lb/><p>Nein, ſagte Franz.</p><lb/><p>Auf eine ähnliche ganz allegoriſche Weiſe<lb/>
ließe ſich vielleicht eine Offenbarung über die<lb/>
Natur ſchreiben, voller Begeiſterung und mit<lb/>
prophetiſchem Geiſte durchdrungen. Ich habe<lb/><fwplace="bottom"type="sig">F 2<lb/></fw></p></div></div></body></text></TEI>
[83/0091]
Floreſtan; die Thiere können wir ſchon rich¬
tiger fühlen, weil ſie uns etwas näher ſtehn.
Ich hatte einmal Luſt, aus Lämmern, ei¬
nigen Vögeln und andern Thieren eine Ko¬
mödie zu formiren, aus Blumen ein Liebes¬
ſtück und aus den Tönen der Inſtrumente
ein Trauer-, oder, wir ich es lieber nennen
möchte, ein Geiſterſpiel.
Die meiſten Leute würden es zu fan¬
taſtiſch finden, ſagte Sternbald.
Das würde gerade meine Abſicht ſeyn,
antwortete Rudolf, wenn ich mir Mühe
geben wollte, es niederzuſchreiben. Es iſt
indeß ſchon Abend geworden. Kennſt Du
Dante's großes Gedicht?
Nein, ſagte Franz.
Auf eine ähnliche ganz allegoriſche Weiſe
ließe ſich vielleicht eine Offenbarung über die
Natur ſchreiben, voller Begeiſterung und mit
prophetiſchem Geiſte durchdrungen. Ich habe
F 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/91>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.