Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

dem großen Manne mit allen seinen bewun¬
dernswerthen Thaten gehört der Tod als
unentbehrlich zu seiner Größe, damit ich
nur im Stande bin, die ordentliche Summe
seiner Vortrefflichkeit zu ziehn, und ihn mit
Ruhe zu bewundern. In der Kunst gar ist
ja der Schluß nichts weiter, als eine Er¬
gänzung des Anfangs.

Ihr seyd ein wunderlicher Mensch, sag¬
te der alte Poet; so singt uns also Euren
Schluß, wenn er denn so unentbehrlich ist.

Ihr werdet aber damit noch viel weni¬
ger zufrieden seyn, sagte Florestan. Doch,
es soll Euch ein Genüge geschehn. -- Er
nahm die Zitter wieder in die Hand, und
spielte und sang:

Bacchus läßt die Rebe sprießen,
Saft durch ihre Blätter fließen,
Läßt sie weiche Lüfte fächeln.
Sonnet sie mit seinem Lächeln,

dem großen Manne mit allen ſeinen bewun¬
dernswerthen Thaten gehört der Tod als
unentbehrlich zu ſeiner Größe, damit ich
nur im Stande bin, die ordentliche Summe
ſeiner Vortrefflichkeit zu ziehn, und ihn mit
Ruhe zu bewundern. In der Kunſt gar iſt
ja der Schluß nichts weiter, als eine Er¬
gänzung des Anfangs.

Ihr ſeyd ein wunderlicher Menſch, ſag¬
te der alte Poet; ſo ſingt uns alſo Euren
Schluß, wenn er denn ſo unentbehrlich iſt.

Ihr werdet aber damit noch viel weni¬
ger zufrieden ſeyn, ſagte Floreſtan. Doch,
es ſoll Euch ein Genüge geſchehn. — Er
nahm die Zitter wieder in die Hand, und
ſpielte und ſang:

Bacchus läßt die Rebe ſprießen,
Saft durch ihre Blätter fließen,
Läßt ſie weiche Lüfte fächeln.
Sonnet ſie mit ſeinem Lächeln,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0080" n="72"/>
dem großen Manne mit allen &#x017F;einen bewun¬<lb/>
dernswerthen Thaten gehört der Tod als<lb/>
unentbehrlich zu &#x017F;einer Größe, damit ich<lb/>
nur im Stande bin, die ordentliche Summe<lb/>
&#x017F;einer Vortrefflichkeit zu ziehn, und ihn mit<lb/>
Ruhe zu bewundern. In der Kun&#x017F;t gar i&#x017F;t<lb/>
ja der Schluß nichts weiter, als eine Er¬<lb/>
gänzung des Anfangs.</p><lb/>
          <p>Ihr &#x017F;eyd ein wunderlicher Men&#x017F;ch, &#x017F;ag¬<lb/>
te der alte Poet; &#x017F;o &#x017F;ingt uns al&#x017F;o Euren<lb/>
Schluß, wenn er denn &#x017F;o unentbehrlich i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Ihr werdet aber damit noch viel weni¬<lb/>
ger zufrieden &#x017F;eyn, &#x017F;agte Flore&#x017F;tan. Doch,<lb/>
es &#x017F;oll Euch ein Genüge ge&#x017F;chehn. &#x2014; Er<lb/>
nahm die Zitter wieder in die Hand, und<lb/>
&#x017F;pielte und &#x017F;ang:</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Bacchus läßt die Rebe &#x017F;prießen,</l><lb/>
              <l>Saft durch ihre Blätter fließen,</l><lb/>
              <l>Läßt &#x017F;ie weiche Lüfte fächeln.</l><lb/>
              <l>Sonnet &#x017F;ie mit &#x017F;einem Lächeln,</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[72/0080] dem großen Manne mit allen ſeinen bewun¬ dernswerthen Thaten gehört der Tod als unentbehrlich zu ſeiner Größe, damit ich nur im Stande bin, die ordentliche Summe ſeiner Vortrefflichkeit zu ziehn, und ihn mit Ruhe zu bewundern. In der Kunſt gar iſt ja der Schluß nichts weiter, als eine Er¬ gänzung des Anfangs. Ihr ſeyd ein wunderlicher Menſch, ſag¬ te der alte Poet; ſo ſingt uns alſo Euren Schluß, wenn er denn ſo unentbehrlich iſt. Ihr werdet aber damit noch viel weni¬ ger zufrieden ſeyn, ſagte Floreſtan. Doch, es ſoll Euch ein Genüge geſchehn. — Er nahm die Zitter wieder in die Hand, und ſpielte und ſang: Bacchus läßt die Rebe ſprießen, Saft durch ihre Blätter fließen, Läßt ſie weiche Lüfte fächeln. Sonnet ſie mit ſeinem Lächeln,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/80
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/80>, abgerufen am 23.11.2024.