vorderste im Zuge, wobei sich seine auslän¬ dische Tracht, seine vom Hute flatternden Bänder gut ausnahmen: Sternbald aber, der noch kein Pferd bestiegen hatte, war ängstlich und blieb hinten; er wünschte, man hätte ihn zu Fuß folgen lassen.
Jetzt eröffnete sich der Wald, eine schöne Ebene mit Gebüschen und krausen Hügeln in der Ferne lag vor ihnen. Die Pferde wieherten laut und fröhlich, als sie die Rück¬ kehr zur Heimath merkten; das Schloß der Gräfin lag mit glänzenden Fenstern und Zinnen zur Rechten auf einer lieblichen An¬ höhe. Ein Jäger, der mit Rudolf den Zug angeführt hatte, bot diesem an, einen Wett¬ lauf bis zum Schlosse anzustellen: Rudolf war willig, beide spornten ihre Rosse und flogen mit gleicher Eile über die Ebene, Rudolf jauchzte und triumphirte, als er sei¬ nem Mitkämpfer den Vorsprung abgewann,
vorderſte im Zuge, wobei ſich ſeine auslän¬ diſche Tracht, ſeine vom Hute flatternden Bänder gut ausnahmen: Sternbald aber, der noch kein Pferd beſtiegen hatte, war ängſtlich und blieb hinten; er wünſchte, man hätte ihn zu Fuß folgen laſſen.
Jetzt eröffnete ſich der Wald, eine ſchöne Ebene mit Gebüſchen und krauſen Hügeln in der Ferne lag vor ihnen. Die Pferde wieherten laut und fröhlich, als ſie die Rück¬ kehr zur Heimath merkten; das Schloß der Gräfin lag mit glänzenden Fenſtern und Zinnen zur Rechten auf einer lieblichen An¬ höhe. Ein Jäger, der mit Rudolf den Zug angeführt hatte, bot dieſem an, einen Wett¬ lauf bis zum Schloſſe anzuſtellen: Rudolf war willig, beide ſpornten ihre Roſſe und flogen mit gleicher Eile über die Ebene, Rudolf jauchzte und triumphirte, als er ſei¬ nem Mitkämpfer den Vorſprung abgewann,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0069"n="61"/>
vorderſte im Zuge, wobei ſich ſeine auslän¬<lb/>
diſche Tracht, ſeine vom Hute flatternden<lb/>
Bänder gut ausnahmen: Sternbald aber,<lb/>
der noch kein Pferd beſtiegen hatte, war<lb/>
ängſtlich und blieb hinten; er wünſchte,<lb/>
man hätte ihn zu Fuß folgen laſſen.</p><lb/><p>Jetzt eröffnete ſich der Wald, eine ſchöne<lb/>
Ebene mit Gebüſchen und krauſen Hügeln<lb/>
in der Ferne lag vor ihnen. Die Pferde<lb/>
wieherten laut und fröhlich, als ſie die Rück¬<lb/>
kehr zur Heimath merkten; das Schloß der<lb/>
Gräfin lag mit glänzenden Fenſtern und<lb/>
Zinnen zur Rechten auf einer lieblichen An¬<lb/>
höhe. Ein Jäger, der mit Rudolf den Zug<lb/>
angeführt hatte, bot dieſem an, einen Wett¬<lb/>
lauf bis zum Schloſſe anzuſtellen: Rudolf<lb/>
war willig, beide ſpornten ihre Roſſe und<lb/>
flogen mit gleicher Eile über die Ebene,<lb/>
Rudolf jauchzte und triumphirte, als er ſei¬<lb/>
nem Mitkämpfer den Vorſprung abgewann,<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[61/0069]
vorderſte im Zuge, wobei ſich ſeine auslän¬
diſche Tracht, ſeine vom Hute flatternden
Bänder gut ausnahmen: Sternbald aber,
der noch kein Pferd beſtiegen hatte, war
ängſtlich und blieb hinten; er wünſchte,
man hätte ihn zu Fuß folgen laſſen.
Jetzt eröffnete ſich der Wald, eine ſchöne
Ebene mit Gebüſchen und krauſen Hügeln
in der Ferne lag vor ihnen. Die Pferde
wieherten laut und fröhlich, als ſie die Rück¬
kehr zur Heimath merkten; das Schloß der
Gräfin lag mit glänzenden Fenſtern und
Zinnen zur Rechten auf einer lieblichen An¬
höhe. Ein Jäger, der mit Rudolf den Zug
angeführt hatte, bot dieſem an, einen Wett¬
lauf bis zum Schloſſe anzuſtellen: Rudolf
war willig, beide ſpornten ihre Roſſe und
flogen mit gleicher Eile über die Ebene,
Rudolf jauchzte und triumphirte, als er ſei¬
nem Mitkämpfer den Vorſprung abgewann,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/69>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.