den Felsen und Abgründen sich einzeln die Steine hervorholt, und nicht rastet und ruht, bis er diesen ungeheuren Springbrun¬ nen von lauter Felsenmassen hingestellt hat, der sich ewig, ewig ergießt, und wie mit der Stimme des Donners Anbetung vor Erwin, vor uns selbst in unsre sterblichen Gebeine hineinpredigt. Und nun klimmt unbemerkt und unkenntlich ein Wesen, gleich dem Baumeister, oben wie ein Wurm, an den Zinnen umher, und immer höher und höher, bis ihn der letzte Schwindel wieder zur flachen, sichern Erde hinunternöthigt, -- wer da noch demonstriren, und Erwin und das barbarische Zeitalter bedauern kann, -- o wahrhaftig, der begeht, ein armer Sün¬ der, die Verläugnung Petri an der Herr¬ lichkeit des göttlichen Ebenbildes.
Hier gab der Bildhauer dem Mahler die Hand, und sagte: so hör' ich Euch gern.
Aber
den Felſen und Abgründen ſich einzeln die Steine hervorholt, und nicht raſtet und ruht, bis er dieſen ungeheuren Springbrun¬ nen von lauter Felſenmaſſen hingeſtellt hat, der ſich ewig, ewig ergießt, und wie mit der Stimme des Donners Anbetung vor Erwin, vor uns ſelbſt in unſre ſterblichen Gebeine hineinpredigt. Und nun klimmt unbemerkt und unkenntlich ein Weſen, gleich dem Baumeiſter, oben wie ein Wurm, an den Zinnen umher, und immer höher und höher, bis ihn der letzte Schwindel wieder zur flachen, ſichern Erde hinunternöthigt, — wer da noch demonſtriren, und Erwin und das barbariſche Zeitalter bedauern kann, — o wahrhaftig, der begeht, ein armer Sün¬ der, die Verläugnung Petri an der Herr¬ lichkeit des göttlichen Ebenbildes.
Hier gab der Bildhauer dem Mahler die Hand, und ſagte: ſo hör' ich Euch gern.
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den Felſen und Abgründen ſich einzeln die
Steine hervorholt, und nicht raſtet und
ruht, bis er dieſen ungeheuren Springbrun¬
nen von lauter Felſenmaſſen hingeſtellt hat,
der ſich ewig, ewig ergießt, und wie mit
der Stimme des Donners Anbetung vor
Erwin, vor uns ſelbſt in unſre ſterblichen
Gebeine hineinpredigt. Und nun klimmt
unbemerkt und unkenntlich ein Weſen, gleich
dem Baumeiſter, oben wie ein Wurm, an
den Zinnen umher, und immer höher und
höher, bis ihn der letzte Schwindel wieder
zur flachen, ſichern Erde hinunternöthigt, —
wer da noch demonſtriren, und Erwin und
das barbariſche Zeitalter bedauern kann, —
o wahrhaftig, der begeht, ein armer Sün¬
der, die Verläugnung Petri an der Herr¬
lichkeit des göttlichen Ebenbildes.
Hier gab der Bildhauer dem Mahler
die Hand, und ſagte: ſo hör' ich Euch gern.
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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/56>, abgerufen am 22.11.2024.
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