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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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wegt, er gab ihr den Brief der Gräfin, sie
durchflog ihn schnell, sie sprach nur von dem
Orte, wo sie ihn vor anderthalb Jahren ge¬
sehn und gesprochen. Er nahm die theure
Brieftasche, er reichte sie ihr hin, und in¬
dem hörte man durch den Garten ein Wald¬
horn spielen. Nun konnte sich Franz nicht
länger aufrecht halten, er sank vor der schö¬
nen bewegten Gestalt in die Knie, weinend
küßte er ihre Hände. Die wunderbare Stim¬
mung hatte auch sie ergriffen, sie hielt die
vertrockneten Blumen schweigend und stau¬
nend in Händen, sie beugte sich zu ihm hin¬
ab. -- O, daß ich Euch wiedersehe! sagte
sie stammelnd; allenthalben ist mir Euer Bild
gefolgt.-- Und diese Blumen, rief Sternbald
aus, erinnert Ihr Euch des Knaben, der sie
Euch gab? Ich war es; ich weiß mich nicht
zu fassen. -- Er sank mit dem Kopfe in
ihren Schooß, ihr holdes Gesicht war auf

wegt, er gab ihr den Brief der Gräfin, ſie
durchflog ihn ſchnell, ſie ſprach nur von dem
Orte, wo ſie ihn vor anderthalb Jahren ge¬
ſehn und geſprochen. Er nahm die theure
Brieftaſche, er reichte ſie ihr hin, und in¬
dem hörte man durch den Garten ein Wald¬
horn ſpielen. Nun konnte ſich Franz nicht
länger aufrecht halten, er ſank vor der ſchö¬
nen bewegten Geſtalt in die Knie, weinend
küßte er ihre Hände. Die wunderbare Stim¬
mung hatte auch ſie ergriffen, ſie hielt die
vertrockneten Blumen ſchweigend und ſtau¬
nend in Händen, ſie beugte ſich zu ihm hin¬
ab. — O, daß ich Euch wiederſehe! ſagte
ſie ſtammelnd; allenthalben iſt mir Euer Bild
gefolgt.— Und dieſe Blumen, rief Sternbald
aus, erinnert Ihr Euch des Knaben, der ſie
Euch gab? Ich war es; ich weiß mich nicht
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[405/0413] wegt, er gab ihr den Brief der Gräfin, ſie durchflog ihn ſchnell, ſie ſprach nur von dem Orte, wo ſie ihn vor anderthalb Jahren ge¬ ſehn und geſprochen. Er nahm die theure Brieftaſche, er reichte ſie ihr hin, und in¬ dem hörte man durch den Garten ein Wald¬ horn ſpielen. Nun konnte ſich Franz nicht länger aufrecht halten, er ſank vor der ſchö¬ nen bewegten Geſtalt in die Knie, weinend küßte er ihre Hände. Die wunderbare Stim¬ mung hatte auch ſie ergriffen, ſie hielt die vertrockneten Blumen ſchweigend und ſtau¬ nend in Händen, ſie beugte ſich zu ihm hin¬ ab. — O, daß ich Euch wiederſehe! ſagte ſie ſtammelnd; allenthalben iſt mir Euer Bild gefolgt.— Und dieſe Blumen, rief Sternbald aus, erinnert Ihr Euch des Knaben, der ſie Euch gab? Ich war es; ich weiß mich nicht zu faſſen. — Er ſank mit dem Kopfe in ihren Schooß, ihr holdes Geſicht war auf

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/413>, abgerufen am 23.11.2024.