Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.wie könnte er sonst selber ein so großer Erzürnt Euch nicht, sagte der Mönch; Nun, was ist es denn auch mit Deutsch¬ (2r TH.) C
wie könnte er ſonſt ſelber ein ſo großer Erzürnt Euch nicht, ſagte der Mönch; Nun, was iſt es denn auch mit Deutſch¬ (2r TH.) C
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wie könnte er ſonſt ſelber ein ſo großer
Künſtler ſeyn! Ihr liebt Euer deutſches
Vaterland wenig, wenn Ihr von ſeinem er¬
ſten Künſtler geringe denkt.
Erzürnt Euch nicht, ſagte der Mönch;
denn es iſt ſeine rauhe, wilde Art, daß er
alles übertreibt. Ihm dünkt nur das Große,
Gigantiſche ſchön, und der Sinn für alles
übrige ſcheint ihm verſagt.
Nun, was iſt es denn auch mit Deutſch¬
land und mit unſrer einheimiſchen Kunſt?
rief Bolz ergrimmt aus. Wie armſelig und
handwerksmäßig wird ſie ausgeübt und ge¬
ſchätzt! Noch kein wahrer Künſtlergeiſt hat
dieſen unfruchtbaren deutſchen Boden, die¬
ſen trüben Himmel beſucht. Was ſoll auch
die Kunſt hier? Unter dieſen kalten gefühl¬
loſen Menſchen, die ſie in dürftiger Häus¬
lichkeit kaum als Zierrath achten? Darum
ſtrebt auch keiner von den ſogenannten
(2r TH.) C
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Zitationshilfe: | Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/41>, abgerufen am 16.02.2025. |