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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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Kunst. In Eurem trüben Norden ist es der
Imagination unmöglich, ihre Flügel auszu¬
dehnen und das Edle zu empfinden.

Mein Lehrmeister, Albrecht Dürer, sagte
Franz, den Ihr doch für einen großen Mann
erkennen müßt, ist nicht hier gewesen.

Andrea sagte: Wie sehr wünschen aber
auch alle Kunstfreunde, daß er sich möchte
hierher bemüht haben, um erst einzusehn,
wie viel er ist, und dann zu lernen, was er
mit seinem großen Talente ausrichten könne.
So aber, wie er ist, ist er merkwürdig ge¬
nug, doch ohne Bedeutung für die Kunst,
der Italiener mit weit geringerem Talente
wird doch immer den Sieg über ihn davon
tragen.

Ihr seyd unbillig, fuhr Sternbald auf,
ja undankbar, denn ohne ihn, ohne seine
Erfindungen würden sich manche Eurer Ge¬
mählde ohne Figuren behelfen müssen.

(2r Th.) B 6

Kunſt. In Eurem trüben Norden iſt es der
Imagination unmöglich, ihre Flügel auszu¬
dehnen und das Edle zu empfinden.

Mein Lehrmeiſter, Albrecht Dürer, ſagte
Franz, den Ihr doch für einen großen Mann
erkennen müßt, iſt nicht hier geweſen.

Andrea ſagte: Wie ſehr wünſchen aber
auch alle Kunſtfreunde, daß er ſich möchte
hierher bemüht haben, um erſt einzuſehn,
wie viel er iſt, und dann zu lernen, was er
mit ſeinem großen Talente ausrichten könne.
So aber, wie er iſt, iſt er merkwürdig ge¬
nug, doch ohne Bedeutung für die Kunſt,
der Italiener mit weit geringerem Talente
wird doch immer den Sieg über ihn davon
tragen.

Ihr ſeyd unbillig, fuhr Sternbald auf,
ja undankbar, denn ohne ihn, ohne ſeine
Erfindungen würden ſich manche Eurer Ge¬
mählde ohne Figuren behelfen müſſen.

(2r Th.) B 6
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[385/0393] Kunſt. In Eurem trüben Norden iſt es der Imagination unmöglich, ihre Flügel auszu¬ dehnen und das Edle zu empfinden. Mein Lehrmeiſter, Albrecht Dürer, ſagte Franz, den Ihr doch für einen großen Mann erkennen müßt, iſt nicht hier geweſen. Andrea ſagte: Wie ſehr wünſchen aber auch alle Kunſtfreunde, daß er ſich möchte hierher bemüht haben, um erſt einzuſehn, wie viel er iſt, und dann zu lernen, was er mit ſeinem großen Talente ausrichten könne. So aber, wie er iſt, iſt er merkwürdig ge¬ nug, doch ohne Bedeutung für die Kunſt, der Italiener mit weit geringerem Talente wird doch immer den Sieg über ihn davon tragen. Ihr ſeyd unbillig, fuhr Sternbald auf, ja undankbar, denn ohne ihn, ohne ſeine Erfindungen würden ſich manche Eurer Ge¬ mählde ohne Figuren behelfen müſſen. (2r Th.) B 6

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/393>, abgerufen am 27.11.2024.