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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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abschrecken, es ist die Ordnung selbst, die in
diesen Buchstaben, in diesen unverständlichen
Hieroglyphen uns gleichsam stammelnd oder
wie aus der Ferne anredet. Treten wir nur
dreist näher hinzu, so wird jede Sylbe deut¬
licher, und wir verwundern uns denn nur
darüber, daß wir uns vorher verwundern
konnten. Ein guter Geist hat dem Stern¬
bald eingegeben, zu sagen, daß sich alles
unter der Hand des Künstlers in Gold ver¬
wandle. Wie schwierig ist der Anfang zu
jeglicher Kunst! Und wird nicht alles in die¬
ser Welt verwandelt und aus unkenntlichen
Massen zu fremdartigen Massen erzogen?
Warum soll es mit den Metallen anders
seyn? Schweben nicht über die ganze Na¬
tur wohlthätige Geister, die nur Seltsam¬
keiten aushauchen, nur in einer Atmossphäre
von Unbegreiflichkeiten leben, und so wie
der Mensch alles sich gleich oder ähnlich

abſchrecken, es iſt die Ordnung ſelbſt, die in
dieſen Buchſtaben, in dieſen unverſtändlichen
Hieroglyphen uns gleichſam ſtammelnd oder
wie aus der Ferne anredet. Treten wir nur
dreiſt näher hinzu, ſo wird jede Sylbe deut¬
licher, und wir verwundern uns denn nur
darüber, daß wir uns vorher verwundern
konnten. Ein guter Geiſt hat dem Stern¬
bald eingegeben, zu ſagen, daß ſich alles
unter der Hand des Künſtlers in Gold ver¬
wandle. Wie ſchwierig iſt der Anfang zu
jeglicher Kunſt! Und wird nicht alles in die¬
ſer Welt verwandelt und aus unkenntlichen
Maſſen zu fremdartigen Maſſen erzogen?
Warum ſoll es mit den Metallen anders
ſeyn? Schweben nicht über die ganze Na¬
tur wohlthätige Geiſter, die nur Seltſam¬
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von Unbegreiflichkeiten leben, und ſo wie
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[378/0386] abſchrecken, es iſt die Ordnung ſelbſt, die in dieſen Buchſtaben, in dieſen unverſtändlichen Hieroglyphen uns gleichſam ſtammelnd oder wie aus der Ferne anredet. Treten wir nur dreiſt näher hinzu, ſo wird jede Sylbe deut¬ licher, und wir verwundern uns denn nur darüber, daß wir uns vorher verwundern konnten. Ein guter Geiſt hat dem Stern¬ bald eingegeben, zu ſagen, daß ſich alles unter der Hand des Künſtlers in Gold ver¬ wandle. Wie ſchwierig iſt der Anfang zu jeglicher Kunſt! Und wird nicht alles in die¬ ſer Welt verwandelt und aus unkenntlichen Maſſen zu fremdartigen Maſſen erzogen? Warum ſoll es mit den Metallen anders ſeyn? Schweben nicht über die ganze Na¬ tur wohlthätige Geiſter, die nur Seltſam¬ keiten aushauchen, nur in einer Atmosſphäre von Unbegreiflichkeiten leben, und ſo wie der Menſch alles ſich gleich oder ähnlich

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/386>, abgerufen am 23.11.2024.