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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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Wein begeistert. Du verstehst mich nicht,
sagte Rustici mit vielem Eifer, der Sinn
dafür ist Dir verschlossen, ich gebe aber dar¬
um doch meine Bemühungen nicht auf.
Glaube nur, mein Bester, daß zu allen
großen Dingen eine Offenbarung gehört,
wenn sie sich unsern Sinnen mittheilen sollen,
ein Geist muß plötzlich herabsteigen, der un¬
sern Geist mit seinem fremden Einfluß durch¬
dringt. So ist es auch mit der erhabenen
Kunst der Alchymie beschaffen.

Es ist und bleibt immer unbegreiflich,
sagte der langsamere Andrea, daß Du durch
Zeichen und wunderbare, unverständliche Ver¬
bindungen so viel ausrichten willst.

Laß mich nur erst zum Ende kommen,
eiferte Francesko, so sind diese Verbindun¬
gen nicht mehr wunderbar, so erscheint alles
einfach und klar vor unsern Augen. Die
anscheinende Verwirrung muß uns nur nicht

Wein begeiſtert. Du verſtehſt mich nicht,
ſagte Ruſtici mit vielem Eifer, der Sinn
dafür iſt Dir verſchloſſen, ich gebe aber dar¬
um doch meine Bemühungen nicht auf.
Glaube nur, mein Beſter, daß zu allen
großen Dingen eine Offenbarung gehört,
wenn ſie ſich unſern Sinnen mittheilen ſollen,
ein Geiſt muß plötzlich herabſteigen, der un¬
ſern Geiſt mit ſeinem fremden Einfluß durch¬
dringt. So iſt es auch mit der erhabenen
Kunſt der Alchymie beſchaffen.

Es iſt und bleibt immer unbegreiflich,
ſagte der langſamere Andrea, daß Du durch
Zeichen und wunderbare, unverſtändliche Ver¬
bindungen ſo viel ausrichten willſt.

Laß mich nur erſt zum Ende kommen,
eiferte Francesko, ſo ſind dieſe Verbindun¬
gen nicht mehr wunderbar, ſo erſcheint alles
einfach und klar vor unſern Augen. Die
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[377/0385] Wein begeiſtert. Du verſtehſt mich nicht, ſagte Ruſtici mit vielem Eifer, der Sinn dafür iſt Dir verſchloſſen, ich gebe aber dar¬ um doch meine Bemühungen nicht auf. Glaube nur, mein Beſter, daß zu allen großen Dingen eine Offenbarung gehört, wenn ſie ſich unſern Sinnen mittheilen ſollen, ein Geiſt muß plötzlich herabſteigen, der un¬ ſern Geiſt mit ſeinem fremden Einfluß durch¬ dringt. So iſt es auch mit der erhabenen Kunſt der Alchymie beſchaffen. Es iſt und bleibt immer unbegreiflich, ſagte der langſamere Andrea, daß Du durch Zeichen und wunderbare, unverſtändliche Ver¬ bindungen ſo viel ausrichten willſt. Laß mich nur erſt zum Ende kommen, eiferte Francesko, ſo ſind dieſe Verbindun¬ gen nicht mehr wunderbar, ſo erſcheint alles einfach und klar vor unſern Augen. Die anſcheinende Verwirrung muß uns nur nicht

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/385>, abgerufen am 24.11.2024.