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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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wurde, aber es fand sich keine Gelegenheit
dazu. Der Herr des Schlosses nöthigte ihn
zu bleiben, aber Franz fürchtete, daß das
Jahr zu Ende laufen, und er noch immer
nicht in Italien seyn möchte.

Nach zweien Tagen nahm er von allen
Abschied, Ludoviko wollte bei seinem Freunde
bleiben, auch Florestan blieb bei den beiden
zurück. Jetzt fühlte Sternbald erst, wie lieb
ihm Rudolf sey, auch ergriff ihn eine un¬
erklärliche Wehmuth, als er dem Ludoviko
die Hand zum Abschiede reichte. Florestan
war auf seine Weise recht gerührt, er ver¬
sprach unserm Freunde, ihm bald nach Ita¬
lien zu folgen, ihn binnen kurzem gewiß in
Rom anzutreffen. Sternbald konnte seine
Thränen nicht zurückhalten, als er zur Thür
hinausging, den Garten noch einmal mit
einem flüchtigen Blicke durchirrte. Der Pil¬
grim war sein Gefährte.

wurde, aber es fand ſich keine Gelegenheit
dazu. Der Herr des Schloſſes nöthigte ihn
zu bleiben, aber Franz fürchtete, daß das
Jahr zu Ende laufen, und er noch immer
nicht in Italien ſeyn möchte.

Nach zweien Tagen nahm er von allen
Abſchied, Ludoviko wollte bei ſeinem Freunde
bleiben, auch Floreſtan blieb bei den beiden
zurück. Jetzt fühlte Sternbald erſt, wie lieb
ihm Rudolf ſey, auch ergriff ihn eine un¬
erklärliche Wehmuth, als er dem Ludoviko
die Hand zum Abſchiede reichte. Floreſtan
war auf ſeine Weiſe recht gerührt, er ver¬
ſprach unſerm Freunde, ihm bald nach Ita¬
lien zu folgen, ihn binnen kurzem gewiß in
Rom anzutreffen. Sternbald konnte ſeine
Thränen nicht zurückhalten, als er zur Thür
hinausging, den Garten noch einmal mit
einem flüchtigen Blicke durchirrte. Der Pil¬
grim war ſein Gefährte.

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[276/0284] wurde, aber es fand ſich keine Gelegenheit dazu. Der Herr des Schloſſes nöthigte ihn zu bleiben, aber Franz fürchtete, daß das Jahr zu Ende laufen, und er noch immer nicht in Italien ſeyn möchte. Nach zweien Tagen nahm er von allen Abſchied, Ludoviko wollte bei ſeinem Freunde bleiben, auch Floreſtan blieb bei den beiden zurück. Jetzt fühlte Sternbald erſt, wie lieb ihm Rudolf ſey, auch ergriff ihn eine un¬ erklärliche Wehmuth, als er dem Ludoviko die Hand zum Abſchiede reichte. Floreſtan war auf ſeine Weiſe recht gerührt, er ver¬ ſprach unſerm Freunde, ihm bald nach Ita¬ lien zu folgen, ihn binnen kurzem gewiß in Rom anzutreffen. Sternbald konnte ſeine Thränen nicht zurückhalten, als er zur Thür hinausging, den Garten noch einmal mit einem flüchtigen Blicke durchirrte. Der Pil¬ grim war ſein Gefährte.

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/284>, abgerufen am 22.11.2024.