Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.Lernte zum Nutzen für sich und andre die Kräfte beherrschen, Die zur Zerstörung nur leider die Jugend gebraucht. -- Hoben Muth und Geisterkraft empfind' ich im Innern, Aber noch ist nichts Würdiges durch mich geschehn, Doch, zu Thalen soll mich die schönste Hoffnung be¬ geistern, Alles, was ich bin, Wohlthat für jeglichen sey, Heiter seh' ich dann am Abend in's Leben zurücke, Mich beruhigt es dann, daß ich gewirkt und genützt, Daß ich gethan, so viel das Geschick mir immer er¬ laubte Und von meinem Platz niemals den Bessern ver¬ drängt. Der Greis. Von der langen Lebensreise müde,
Bin ich an des Todes Thor gekommen, Sitze da und schau auf meinen Weg. -- Viele mühevolle Schritte, wie vergeblich, Aber mich gereut nicht einer. Unerfüllt dem Jüngling des Kindes Sehnsucht, Ward die Hoffnung des Manne betrogen, Aber ich traute nicht darob. Lernte zum Nutzen für ſich und andre die Kräfte beherrſchen, Die zur Zerſtörung nur leider die Jugend gebraucht. — Hoben Muth und Geiſterkraft empfind' ich im Innern, Aber noch iſt nichts Würdiges durch mich geſchehn, Doch, zu Thalen ſoll mich die ſchönſte Hoffnung be¬ geiſtern, Alles, was ich bin, Wohlthat für jeglichen ſey, Heiter ſeh' ich dann am Abend in's Leben zurücke, Mich beruhigt es dann, daß ich gewirkt und genützt, Daß ich gethan, ſo viel das Geſchick mir immer er¬ laubte Und von meinem Platz niemals den Beſſern ver¬ drängt. Der Greis. Von der langen Lebensreiſe müde,
Bin ich an des Todes Thor gekommen, Sitze da und ſchau auf meinen Weg. — Viele mühevolle Schritte, wie vergeblich, Aber mich gereut nicht einer. Unerfüllt dem Jüngling des Kindes Sehnſucht, Ward die Hoffnung des Manne betrogen, Aber ich traute nicht darob. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0228" n="220"/> <lg n="2"> <l>Lernte zum Nutzen für ſich und andre die Kräfte</l><lb/> <l>beherrſchen,</l><lb/> <l>Die zur Zerſtörung nur leider die Jugend gebraucht. —</l><lb/> <l>Hoben Muth und Geiſterkraft empfind' ich im Innern,</l><lb/> <l>Aber noch iſt nichts Würdiges durch mich geſchehn,</l><lb/> <l>Doch, zu Thalen ſoll mich die ſchönſte Hoffnung be¬</l><lb/> <l>geiſtern,</l><lb/> <l>Alles, was ich bin, Wohlthat für jeglichen ſey,</l><lb/> <l>Heiter ſeh' ich dann am Abend in's Leben zurücke,</l><lb/> <l>Mich beruhigt es dann, daß ich gewirkt und genützt,</l><lb/> <l>Daß ich gethan, ſo viel das Geſchick mir immer er¬</l><lb/> <l>laubte</l><lb/> <l>Und von meinem Platz niemals den Beſſern ver¬</l><lb/> <l>drängt.</l><lb/> </lg> </lg> <p> <hi rendition="#g">Der Greis.</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Von der langen Lebensreiſe müde,</l><lb/> <l>Bin ich an des Todes Thor gekommen,</l><lb/> <l>Sitze da und ſchau auf meinen Weg. —</l><lb/> <l>Viele mühevolle Schritte, wie vergeblich,</l><lb/> <l>Aber mich gereut nicht einer.</l><lb/> <l>Unerfüllt dem Jüngling des Kindes Sehnſucht,</l><lb/> <l>Ward die Hoffnung des Manne betrogen,</l><lb/> <l>Aber ich traute nicht darob.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [220/0228]
Lernte zum Nutzen für ſich und andre die Kräfte
beherrſchen,
Die zur Zerſtörung nur leider die Jugend gebraucht. —
Hoben Muth und Geiſterkraft empfind' ich im Innern,
Aber noch iſt nichts Würdiges durch mich geſchehn,
Doch, zu Thalen ſoll mich die ſchönſte Hoffnung be¬
geiſtern,
Alles, was ich bin, Wohlthat für jeglichen ſey,
Heiter ſeh' ich dann am Abend in's Leben zurücke,
Mich beruhigt es dann, daß ich gewirkt und genützt,
Daß ich gethan, ſo viel das Geſchick mir immer er¬
laubte
Und von meinem Platz niemals den Beſſern ver¬
drängt.
Der Greis.
Von der langen Lebensreiſe müde,
Bin ich an des Todes Thor gekommen,
Sitze da und ſchau auf meinen Weg. —
Viele mühevolle Schritte, wie vergeblich,
Aber mich gereut nicht einer.
Unerfüllt dem Jüngling des Kindes Sehnſucht,
Ward die Hoffnung des Manne betrogen,
Aber ich traute nicht darob.
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