sich nicht mit vergeblichen Wünschen, daß man die Vergangenheit zurückruft, und dar¬ über sein Herz mit einer fürchterlichen Leere anfüllt; oder man begehe unbekümmert die¬ selbe Thorheit wieder, wenn es die Um¬ stände so mit sich bringen.
Es wurde Abend, ein schöner Himmel erglänzte mit seinen wunderbaren, buntge¬ färbten Wolkenbildern über ihnen. Sieh' fuhr Rudolf fort, wenn Ihr Mahler mir dergleichen darstellen könntet, so wollte ich Euch oft Eure beweglichen Historien, Eure leidenschaftlichen und verwirrten Darstellun¬ gen mit allen unzähligen Figuren erlassen. Meine Seele sollte sich an diesen grellen Farben ohne Zusammenhang, an diesen mit Gold ausgelegten Luftbildern ergötzen und genügen, ich würde Handlung, Leiden¬ schaft, Composition und alles gern vermis¬ sen, wenn Ihr mir, wie die gütige Natur
ſich nicht mit vergeblichen Wünſchen, daß man die Vergangenheit zurückruft, und dar¬ über ſein Herz mit einer fürchterlichen Leere anfüllt; oder man begehe unbekümmert die¬ ſelbe Thorheit wieder, wenn es die Um¬ ſtände ſo mit ſich bringen.
Es wurde Abend, ein ſchöner Himmel erglänzte mit ſeinen wunderbaren, buntge¬ färbten Wolkenbildern über ihnen. Sieh' fuhr Rudolf fort, wenn Ihr Mahler mir dergleichen darſtellen könntet, ſo wollte ich Euch oft Eure beweglichen Hiſtorien, Eure leidenſchaftlichen und verwirrten Darſtellun¬ gen mit allen unzähligen Figuren erlaſſen. Meine Seele ſollte ſich an dieſen grellen Farben ohne Zuſammenhang, an dieſen mit Gold ausgelegten Luftbildern ergötzen und genügen, ich würde Handlung, Leiden¬ ſchaft, Compoſition und alles gern vermiſ¬ ſen, wenn Ihr mir, wie die gütige Natur
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0179"n="171"/>ſich nicht mit vergeblichen Wünſchen, daß<lb/>
man die Vergangenheit zurückruft, und dar¬<lb/>
über ſein Herz mit einer fürchterlichen Leere<lb/>
anfüllt; oder man begehe unbekümmert die¬<lb/>ſelbe Thorheit wieder, wenn es die Um¬<lb/>ſtände ſo mit ſich bringen.</p><lb/><p>Es wurde Abend, ein ſchöner Himmel<lb/>
erglänzte mit ſeinen wunderbaren, buntge¬<lb/>
färbten Wolkenbildern über ihnen. Sieh'<lb/>
fuhr Rudolf fort, wenn Ihr Mahler mir<lb/>
dergleichen darſtellen könntet, ſo wollte ich<lb/>
Euch oft Eure beweglichen Hiſtorien, Eure<lb/>
leidenſchaftlichen und verwirrten Darſtellun¬<lb/>
gen mit allen unzähligen Figuren erlaſſen.<lb/>
Meine Seele ſollte ſich an dieſen grellen<lb/>
Farben ohne Zuſammenhang, an dieſen mit<lb/>
Gold ausgelegten Luftbildern ergötzen und<lb/>
genügen, ich würde Handlung, Leiden¬<lb/>ſchaft, Compoſition und alles gern vermiſ¬<lb/>ſen, wenn Ihr mir, wie die gütige Natur<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[171/0179]
ſich nicht mit vergeblichen Wünſchen, daß
man die Vergangenheit zurückruft, und dar¬
über ſein Herz mit einer fürchterlichen Leere
anfüllt; oder man begehe unbekümmert die¬
ſelbe Thorheit wieder, wenn es die Um¬
ſtände ſo mit ſich bringen.
Es wurde Abend, ein ſchöner Himmel
erglänzte mit ſeinen wunderbaren, buntge¬
färbten Wolkenbildern über ihnen. Sieh'
fuhr Rudolf fort, wenn Ihr Mahler mir
dergleichen darſtellen könntet, ſo wollte ich
Euch oft Eure beweglichen Hiſtorien, Eure
leidenſchaftlichen und verwirrten Darſtellun¬
gen mit allen unzähligen Figuren erlaſſen.
Meine Seele ſollte ſich an dieſen grellen
Farben ohne Zuſammenhang, an dieſen mit
Gold ausgelegten Luftbildern ergötzen und
genügen, ich würde Handlung, Leiden¬
ſchaft, Compoſition und alles gern vermiſ¬
ſen, wenn Ihr mir, wie die gütige Natur
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/179>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.