Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.Er stellte sich vor Sternbald hin, und Wann ich durch die Gassen schwärme Suche dort und suche hier Bei der sanften Frühlingswärme, Steht die Liebste vor der Thür. Wen erwart'st Du auf dem Platz? -- Ach! ich suche meinen Schatz. Komm', ich will Dein Schatz Dir werden, Findest keinen Treuern nicht. -- Nein, er ist der Schönst' auf Erden, Meiner Augen liebstes Licht. -- Nimm mich an zu dieser Frist, Allzutreu nicht löblich ist. -- Willst Du wohl das Küssen lassen?
Nein bin ja nicht Dein Kind, Geh', ich fange an zu hassen, Keiner so bei mir gewinnt. Wider Willen küßt mein Mund, Macht mit Frevlern keinen Bund. -- Er ſtellte ſich vor Sternbald hin, und Wann ich durch die Gaſſen ſchwärme Suche dort und ſuche hier Bei der ſanften Frühlingswärme, Steht die Liebſte vor der Thür. Wen erwart'ſt Du auf dem Platz? — Ach! ich ſuche meinen Schatz. Komm', ich will Dein Schatz Dir werden, Findeſt keinen Treuern nicht. — Nein, er iſt der Schönſt' auf Erden, Meiner Augen liebſtes Licht. — Nimm mich an zu dieſer Friſt, Allzutreu nicht löblich iſt. — Willſt Du wohl das Küſſen laſſen?
Nein bin ja nicht Dein Kind, Geh', ich fange an zu haſſen, Keiner ſo bei mir gewinnt. Wider Willen küßt mein Mund, Macht mit Frevlern keinen Bund. — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0170" n="162"/> <p>Er ſtellte ſich vor Sternbald hin, und<lb/> ſang ihm einen von jenen altfränkiſchen<lb/> Geſängen:</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wann ich durch die Gaſſen ſchwärme</l><lb/> <l>Suche dort und ſuche hier</l><lb/> <l>Bei der ſanften Frühlingswärme,</l><lb/> <l>Steht die Liebſte vor der Thür.</l><lb/> <l>Wen erwart'ſt Du auf dem Platz? —</l><lb/> <l>Ach! ich ſuche meinen Schatz.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Komm', ich will Dein Schatz Dir werden,</l><lb/> <l>Findeſt keinen Treuern nicht. —</l><lb/> <l>Nein, er iſt der Schönſt' auf Erden,</l><lb/> <l>Meiner Augen liebſtes Licht. —</l><lb/> <l>Nimm mich an zu dieſer Friſt,</l><lb/> <l>Allzutreu nicht löblich iſt. —</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Willſt Du wohl das Küſſen laſſen?</l><lb/> <l>Nein bin ja nicht Dein Kind,</l><lb/> <l>Geh', ich fange an zu haſſen,</l><lb/> <l>Keiner ſo bei mir gewinnt.</l><lb/> <l>Wider Willen küßt mein Mund,</l><lb/> <l>Macht mit Frevlern keinen Bund. —</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [162/0170]
Er ſtellte ſich vor Sternbald hin, und
ſang ihm einen von jenen altfränkiſchen
Geſängen:
Wann ich durch die Gaſſen ſchwärme
Suche dort und ſuche hier
Bei der ſanften Frühlingswärme,
Steht die Liebſte vor der Thür.
Wen erwart'ſt Du auf dem Platz? —
Ach! ich ſuche meinen Schatz.
Komm', ich will Dein Schatz Dir werden,
Findeſt keinen Treuern nicht. —
Nein, er iſt der Schönſt' auf Erden,
Meiner Augen liebſtes Licht. —
Nimm mich an zu dieſer Friſt,
Allzutreu nicht löblich iſt. —
Willſt Du wohl das Küſſen laſſen?
Nein bin ja nicht Dein Kind,
Geh', ich fange an zu haſſen,
Keiner ſo bei mir gewinnt.
Wider Willen küßt mein Mund,
Macht mit Frevlern keinen Bund. —
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