ewige Weltgeist mit meisterndem Finger die furchtbare Harfe mit allen ihren Klängen greift, wie die mannigfaltigsten Gebilde sich seinem Spiel erzeugen, und umher und über die ganze Natur sich mit geistigen Flügeln ausbreiten. Die Begeisterung meines klei¬ nen Menschenherzens will hineingreifen, und ringt sich müde und matt im Kampfe mit dem Hohen, der die Natur leise lieblich re¬ giert, und mein Hindrängen zu ihm, mein Winken nach Hülfe in dieser Allmacht der Schönheit vielleicht nicht gewahrt. Die un¬ sterbliche Melodie jauchzt, jubelt und stürmt über mich hinweg, zu Boden geworfen schwin¬ delt mein Blick und starren meine Sinnen. O, ihr Thörichten! die ihr der Meinung seyd, die allgewaltige Natur lasse sich ver¬ schönen, wenn ihr nur mit Kunstgriffen und kleinlicher Hinterlist eurer Ohnmacht zu Hülfe eilt, was könnt ihr anders, als uns die
ewige Weltgeiſt mit meiſterndem Finger die furchtbare Harfe mit allen ihren Klängen greift, wie die mannigfaltigſten Gebilde ſich ſeinem Spiel erzeugen, und umher und über die ganze Natur ſich mit geiſtigen Flügeln ausbreiten. Die Begeiſterung meines klei¬ nen Menſchenherzens will hineingreifen, und ringt ſich müde und matt im Kampfe mit dem Hohen, der die Natur leiſe lieblich re¬ giert, und mein Hindrängen zu ihm, mein Winken nach Hülfe in dieſer Allmacht der Schönheit vielleicht nicht gewahrt. Die un¬ ſterbliche Melodie jauchzt, jubelt und ſtürmt über mich hinweg, zu Boden geworfen ſchwin¬ delt mein Blick und ſtarren meine Sinnen. O, ihr Thörichten! die ihr der Meinung ſeyd, die allgewaltige Natur laſſe ſich ver¬ ſchönen, wenn ihr nur mit Kunſtgriffen und kleinlicher Hinterliſt eurer Ohnmacht zu Hülfe eilt, was könnt ihr anders, als uns die
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ewige Weltgeiſt mit meiſterndem Finger die
furchtbare Harfe mit allen ihren Klängen
greift, wie die mannigfaltigſten Gebilde ſich
ſeinem Spiel erzeugen, und umher und über
die ganze Natur ſich mit geiſtigen Flügeln
ausbreiten. Die Begeiſterung meines klei¬
nen Menſchenherzens will hineingreifen, und
ringt ſich müde und matt im Kampfe mit
dem Hohen, der die Natur leiſe lieblich re¬
giert, und mein Hindrängen zu ihm, mein
Winken nach Hülfe in dieſer Allmacht der
Schönheit vielleicht nicht gewahrt. Die un¬
ſterbliche Melodie jauchzt, jubelt und ſtürmt
über mich hinweg, zu Boden geworfen ſchwin¬
delt mein Blick und ſtarren meine Sinnen.
O, ihr Thörichten! die ihr der Meinung
ſeyd, die allgewaltige Natur laſſe ſich ver¬
ſchönen, wenn ihr nur mit Kunſtgriffen
und kleinlicher Hinterliſt eurer Ohnmacht zu
Hülfe eilt, was könnt ihr anders, als uns die
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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/115>, abgerufen am 27.11.2024.
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