schen gegönnt ist. Mit magnetischer Gewalt zieht der unsichtbare Himmel mein Herz an sich und bewegt alle Ahndungen durcheinan¬ der, die längst ausgeweinten Freuden, die unmöglichen Wonnen, die Hofnungen, die keine Erfüllung zugeben. Und ich kann es keinem Menschen, keinem Bruder einmahl klagen, wie mein Gemüth zugerichtet ist, denn keiner würde meine Worte verstehen. Daher aber gebricht mir die Kraft, die den übrigen Menschen verliehen ist, und die uns zum Leben nothwendig bleibt, ich matte mich ab in mir selber und keiner hat dessen Gewinn, mein Muth verzehrt sich, ich wün¬ sche was ich selbst nicht kenne. Wie Ja¬ kob seh im Traume die Himmelsleiter mit ihren Engeln, aber ich kann nicht selbst hin¬ aufsteigen, um oben in das glänzende Pa¬ radies zu schauen, denn der Schlaf hat meine Glieder bezwungen, und was ich se¬
ſchen gegönnt iſt. Mit magnetiſcher Gewalt zieht der unſichtbare Himmel mein Herz an ſich und bewegt alle Ahndungen durcheinan¬ der, die längſt ausgeweinten Freuden, die unmöglichen Wonnen, die Hofnungen, die keine Erfüllung zugeben. Und ich kann es keinem Menſchen, keinem Bruder einmahl klagen, wie mein Gemüth zugerichtet iſt, denn keiner würde meine Worte verſtehen. Daher aber gebricht mir die Kraft, die den übrigen Menſchen verliehen iſt, und die uns zum Leben nothwendig bleibt, ich matte mich ab in mir ſelber und keiner hat deſſen Gewinn, mein Muth verzehrt ſich, ich wün¬ ſche was ich ſelbſt nicht kenne. Wie Ja¬ kob ſeh im Traume die Himmelsleiter mit ihren Engeln, aber ich kann nicht ſelbſt hin¬ aufſteigen, um oben in das glänzende Pa¬ radies zu ſchauen, denn der Schlaf hat meine Glieder bezwungen, und was ich ſe¬
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ſchen gegönnt iſt. Mit magnetiſcher Gewalt
zieht der unſichtbare Himmel mein Herz an
ſich und bewegt alle Ahndungen durcheinan¬
der, die längſt ausgeweinten Freuden, die
unmöglichen Wonnen, die Hofnungen, die
keine Erfüllung zugeben. Und ich kann es
keinem Menſchen, keinem Bruder einmahl
klagen, wie mein Gemüth zugerichtet iſt,
denn keiner würde meine Worte verſtehen.
Daher aber gebricht mir die Kraft, die den
übrigen Menſchen verliehen iſt, und die uns
zum Leben nothwendig bleibt, ich matte
mich ab in mir ſelber und keiner hat deſſen
Gewinn, mein Muth verzehrt ſich, ich wün¬
ſche was ich ſelbſt nicht kenne. Wie Ja¬
kob ſeh im Traume die Himmelsleiter mit
ihren Engeln, aber ich kann nicht ſelbſt hin¬
aufſteigen, um oben in das glänzende Pa¬
radies zu ſchauen, denn der Schlaf hat
meine Glieder bezwungen, und was ich ſe¬
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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/88>, abgerufen am 22.11.2024.
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