seiner Rede sich das Gesicht seines Wirths zum Unwillen verzogen hatte; er nahm kurz Abschied und ging mit weinenden Au¬ gen nach seinem Wirthshause. Hier hatte er auf seinem Fenster das Bildniß Albrecht Dürers aufgestellt, und als er in die Stu¬ be trat, fiel er laut weinend und klagend davor nieder und schloß es in seine Arme, drückte es an die Brust und bedekte es mit Küssen. Ja, mein guter, lieber, ehrlicher Meister! rief er aus, nun lerne ich erst die Welt und ihre Gesinnungen kennen! Das ist das, was ich Dir nicht glauben wollte, so oft Du es mir auch sagtest. Ach wohl, wohl sind die Menschen undankbar gegen Dich und Deine Herrlichkeit und gegen die Freuden die Du ihnen zu genießen giebst. Freilich haben Sorgen und stete Arbeit die¬ se Furchen in Deine Stirne gezogen, ach! ich kenne diese Falten ja nur zu gut.
ſeiner Rede ſich das Geſicht ſeines Wirths zum Unwillen verzogen hatte; er nahm kurz Abſchied und ging mit weinenden Au¬ gen nach ſeinem Wirthshauſe. Hier hatte er auf ſeinem Fenſter das Bildniß Albrecht Dürers aufgeſtellt, und als er in die Stu¬ be trat, fiel er laut weinend und klagend davor nieder und ſchloß es in ſeine Arme, drückte es an die Bruſt und bedekte es mit Küſſen. Ja, mein guter, lieber, ehrlicher Meiſter! rief er aus, nun lerne ich erſt die Welt und ihre Geſinnungen kennen! Das iſt das, was ich Dir nicht glauben wollte, ſo oft Du es mir auch ſagteſt. Ach wohl, wohl ſind die Menſchen undankbar gegen Dich und Deine Herrlichkeit und gegen die Freuden die Du ihnen zu genießen giebſt. Freilich haben Sorgen und ſtete Arbeit die¬ ſe Furchen in Deine Stirne gezogen, ach! ich kenne dieſe Falten ja nur zu gut.
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ſeiner Rede ſich das Geſicht ſeines Wirths
zum Unwillen verzogen hatte; er nahm
kurz Abſchied und ging mit weinenden Au¬
gen nach ſeinem Wirthshauſe. Hier hatte
er auf ſeinem Fenſter das Bildniß Albrecht
Dürers aufgeſtellt, und als er in die Stu¬
be trat, fiel er laut weinend und klagend
davor nieder und ſchloß es in ſeine Arme,
drückte es an die Bruſt und bedekte es mit
Küſſen. Ja, mein guter, lieber, ehrlicher
Meiſter! rief er aus, nun lerne ich erſt die
Welt und ihre Geſinnungen kennen! Das
iſt das, was ich Dir nicht glauben wollte,
ſo oft Du es mir auch ſagteſt. Ach wohl,
wohl ſind die Menſchen undankbar gegen
Dich und Deine Herrlichkeit und gegen die
Freuden die Du ihnen zu genießen giebſt.
Freilich haben Sorgen und ſtete Arbeit die¬
ſe Furchen in Deine Stirne gezogen, ach!
ich kenne dieſe Falten ja nur zu gut.
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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/74>, abgerufen am 22.11.2024.
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