ein schlechter Künstler geworden, so wie ich zu allen ernsthaften Geschäften verdorben bin, denn ich achte sie zu wenig, ich habe keine Ehrfurcht vor dem Reichthum, ich könnte mich nimmer zu diesem kunstlosen Le¬ ben bequemen. Und was Ihr mir von mei¬ nem Albrecht Dürer sagt, gereicht den Menschen, nicht aber ihm zum Vorwurf. Er ist arm, aber doch in seiner Armuth glückseliger als Ihr. Oder haltet Ihr es denn für so gar nichts, daß er sich hinstel¬ len darf und sagen: nun will ich einen Christuskopf mahlen! und das Haupt des Erlösers mit seinen göttlichen Minen in Kurzem wirklich vor Euch stehet und Euch ansieht und Euch zur Andacht und Ehrfurcht zwingt, selbst wenn Ihr gar nicht dazu aufgelegt seid? Seht, so ein Mann ist der verachtete Dürer.
Franz hatte nicht bemerkt, daß während
ein ſchlechter Künſtler geworden, ſo wie ich zu allen ernſthaften Geſchäften verdorben bin, denn ich achte ſie zu wenig, ich habe keine Ehrfurcht vor dem Reichthum, ich könnte mich nimmer zu dieſem kunſtloſen Le¬ ben bequemen. Und was Ihr mir von mei¬ nem Albrecht Dürer ſagt, gereicht den Menſchen, nicht aber ihm zum Vorwurf. Er iſt arm, aber doch in ſeiner Armuth glückſeliger als Ihr. Oder haltet Ihr es denn für ſo gar nichts, daß er ſich hinſtel¬ len darf und ſagen: nun will ich einen Chriſtuskopf mahlen! und das Haupt des Erlöſers mit ſeinen göttlichen Minen in Kurzem wirklich vor Euch ſtehet und Euch anſieht und Euch zur Andacht und Ehrfurcht zwingt, ſelbſt wenn Ihr gar nicht dazu aufgelegt ſeid? Seht, ſo ein Mann iſt der verachtete Dürer.
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ein ſchlechter Künſtler geworden, ſo wie ich
zu allen ernſthaften Geſchäften verdorben
bin, denn ich achte ſie zu wenig, ich habe
keine Ehrfurcht vor dem Reichthum, ich
könnte mich nimmer zu dieſem kunſtloſen Le¬
ben bequemen. Und was Ihr mir von mei¬
nem Albrecht Dürer ſagt, gereicht den
Menſchen, nicht aber ihm zum Vorwurf.
Er iſt arm, aber doch in ſeiner Armuth
glückſeliger als Ihr. Oder haltet Ihr es
denn für ſo gar nichts, daß er ſich hinſtel¬
len darf und ſagen: nun will ich einen
Chriſtuskopf mahlen! und das Haupt des
Erlöſers mit ſeinen göttlichen Minen in
Kurzem wirklich vor Euch ſtehet und Euch
anſieht und Euch zur Andacht und Ehrfurcht
zwingt, ſelbſt wenn Ihr gar nicht dazu
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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/73>, abgerufen am 22.11.2024.
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