"der guten freundlichen Natur anwehen, "wenn es Dir in deiner Brust zu enge wird, "schau auf die Menschen je zuweilen hin, "die im Strudel des Lebens am wenigsten "bemerkt werden, und heiße die süße Fröm¬ "migkeit willkommen, die unter alten Ei¬ "chen beim Schein der Abendsonne, wenn "Heimchen zwitschern und Feldtauben gir¬ "ren, auf Dich niederkömmt. Nenne mich "nicht zu weich und vielleicht phantastisch, "wenn ich Dir dieses rathe, ich weiß, daß "Du in manchen Sachen anders denkst, und "vernünftiger und eben darum auch härter "bist.
"Ein Nachbar besuchte uns noch nach "dem Abendessen und erzählte in seiner ein¬ "fältigen Art einige Legenden von Mär¬ "tyrern. Der Künstler sollte nach meinem "Urtheil bei Bauern oder Kindern manchmal "in die Schule gehn, um sich von seiner
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«der guten freundlichen Natur anwehen, «wenn es Dir in deiner Bruſt zu enge wird, «ſchau auf die Menſchen je zuweilen hin, «die im Strudel des Lebens am wenigſten «bemerkt werden, und heiße die ſüße Fröm¬ «migkeit willkommen, die unter alten Ei¬ «chen beim Schein der Abendſonne, wenn «Heimchen zwitſchern und Feldtauben gir¬ «ren, auf Dich niederkömmt. Nenne mich «nicht zu weich und vielleicht phantaſtiſch, «wenn ich Dir dieſes rathe, ich weiß, daß «Du in manchen Sachen anders denkſt, und «vernünftiger und eben darum auch härter «biſt.
«Ein Nachbar beſuchte uns noch nach «dem Abendeſſen und erzählte in ſeiner ein¬ «fältigen Art einige Legenden von Mär¬ «tyrern. Der Künſtler ſollte nach meinem «Urtheil bei Bauern oder Kindern manchmal «in die Schule gehn, um ſich von ſeiner
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«der guten freundlichen Natur anwehen,
«wenn es Dir in deiner Bruſt zu enge wird,
«ſchau auf die Menſchen je zuweilen hin,
«die im Strudel des Lebens am wenigſten
«bemerkt werden, und heiße die ſüße Fröm¬
«migkeit willkommen, die unter alten Ei¬
«chen beim Schein der Abendſonne, wenn
«Heimchen zwitſchern und Feldtauben gir¬
«ren, auf Dich niederkömmt. Nenne mich
«nicht zu weich und vielleicht phantaſtiſch,
«wenn ich Dir dieſes rathe, ich weiß, daß
«Du in manchen Sachen anders denkſt, und
«vernünftiger und eben darum auch härter
«biſt.
«Ein Nachbar beſuchte uns noch nach
«dem Abendeſſen und erzählte in ſeiner ein¬
«fältigen Art einige Legenden von Mär¬
«tyrern. Der Künſtler ſollte nach meinem
«Urtheil bei Bauern oder Kindern manchmal
«in die Schule gehn, um ſich von ſeiner
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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/60>, abgerufen am 24.11.2024.
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