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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

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te, so ist er dadurch gleichsam eingeweiht,
jeder Stein, jeder Baum hat dann eine poe¬
tische Bedeutung für mich. Eben so ist es
mit der Zeit. Höre ich von einer Begeben¬
heit, werden Namen aus der Geschichte ge¬
nannt, so fallen mir zugleich jene poetischen
Schatten dabei in's Gedächtniß, und ma¬
chen mir den ganzen Zeitraum lieber.

Nun das ist alles auch gut, sagte Rudolf,
das andre aber auch, wenn man sich weder
um Zeit noch um Ort bekümmert. So laßt
es also den Hussitenkrieg gewesen sein, der
alle diese Verwirrungen in unsrer Familie
angerichtet hat.

Der Schluß der Geschichte findet sich
übrigens von selbst. Alle waren voller
Freude, Leonore und Ferdinand waren
durch gegenseitige Liebe glücklich, der Ere¬
mit blieb im Walde, so sehr ihm auch alle
zuredeten, zur Welt zurück zu kehren.

te, ſo iſt er dadurch gleichſam eingeweiht,
jeder Stein, jeder Baum hat dann eine poe¬
tiſche Bedeutung für mich. Eben ſo iſt es
mit der Zeit. Höre ich von einer Begeben¬
heit, werden Namen aus der Geſchichte ge¬
nannt, ſo fallen mir zugleich jene poetiſchen
Schatten dabei in's Gedächtniß, und ma¬
chen mir den ganzen Zeitraum lieber.

Nun das iſt alles auch gut, ſagte Rudolf,
das andre aber auch, wenn man ſich weder
um Zeit noch um Ort bekümmert. So laßt
es alſo den Huſſitenkrieg geweſen ſein, der
alle dieſe Verwirrungen in unſrer Familie
angerichtet hat.

Der Schluß der Geſchichte findet ſich
übrigens von ſelbſt. Alle waren voller
Freude, Leonore und Ferdinand waren
durch gegenſeitige Liebe glücklich, der Ere¬
mit blieb im Walde, ſo ſehr ihm auch alle
zuredeten, zur Welt zurück zu kehren.

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[313/0324] te, ſo iſt er dadurch gleichſam eingeweiht, jeder Stein, jeder Baum hat dann eine poe¬ tiſche Bedeutung für mich. Eben ſo iſt es mit der Zeit. Höre ich von einer Begeben¬ heit, werden Namen aus der Geſchichte ge¬ nannt, ſo fallen mir zugleich jene poetiſchen Schatten dabei in's Gedächtniß, und ma¬ chen mir den ganzen Zeitraum lieber. Nun das iſt alles auch gut, ſagte Rudolf, das andre aber auch, wenn man ſich weder um Zeit noch um Ort bekümmert. So laßt es alſo den Huſſitenkrieg geweſen ſein, der alle dieſe Verwirrungen in unſrer Familie angerichtet hat. Der Schluß der Geſchichte findet ſich übrigens von ſelbſt. Alle waren voller Freude, Leonore und Ferdinand waren durch gegenſeitige Liebe glücklich, der Ere¬ mit blieb im Walde, ſo ſehr ihm auch alle zuredeten, zur Welt zurück zu kehren.

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/324>, abgerufen am 24.11.2024.