kann nicht erfahren, ob es ihm günstig ist. Ich will also getrost diesen Weg einschla¬ gen, und sehn, wohin er mich führt. Ich komme entweder vergnügt, oder nicht zu¬ rück.
Er nahm hierauf seinen Freund Leopold in die Arme, und drückte ihn herzlich. Laß mich gehen, sagte er, sey nicht traurig, denn Du siehst mich gewiß wieder, ich bleibe ge¬ wiß nicht aus. Vielleicht verändert sich auch unterwegs mein Gemüth, wenn ich die man¬ nigfaltige Welt mit ihren wechselnden Ge¬ stalten erblicke; darum sey nicht betrübt. Wie sich dies Gefühl wunderbarlich meines Herzens bemeistert hat, so kann es mich ja auch plötzlich wieder loslassen.
Sie gingen nach Hause, und am folgen¬ den Morgen trat Ferdinand wirklich seine seltsame Wanderschaft an. Leopold sah ihm mit Thränen nach, denn er hielt die Leiden¬
kann nicht erfahren, ob es ihm günſtig iſt. Ich will alſo getroſt dieſen Weg einſchla¬ gen, und ſehn, wohin er mich führt. Ich komme entweder vergnügt, oder nicht zu¬ rück.
Er nahm hierauf ſeinen Freund Leopold in die Arme, und drückte ihn herzlich. Laß mich gehen, ſagte er, ſey nicht traurig, denn Du ſiehſt mich gewiß wieder, ich bleibe ge¬ wiß nicht aus. Vielleicht verändert ſich auch unterwegs mein Gemüth, wenn ich die man¬ nigfaltige Welt mit ihren wechſelnden Ge¬ ſtalten erblicke; darum ſey nicht betrübt. Wie ſich dies Gefühl wunderbarlich meines Herzens bemeiſtert hat, ſo kann es mich ja auch plötzlich wieder loslaſſen.
Sie gingen nach Hauſe, und am folgen¬ den Morgen trat Ferdinand wirklich ſeine ſeltſame Wanderſchaft an. Leopold ſah ihm mit Thränen nach, denn er hielt die Leiden¬
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kann nicht erfahren, ob es ihm günſtig iſt.
Ich will alſo getroſt dieſen Weg einſchla¬
gen, und ſehn, wohin er mich führt. Ich
komme entweder vergnügt, oder nicht zu¬
rück.
Er nahm hierauf ſeinen Freund Leopold
in die Arme, und drückte ihn herzlich. Laß
mich gehen, ſagte er, ſey nicht traurig, denn
Du ſiehſt mich gewiß wieder, ich bleibe ge¬
wiß nicht aus. Vielleicht verändert ſich auch
unterwegs mein Gemüth, wenn ich die man¬
nigfaltige Welt mit ihren wechſelnden Ge¬
ſtalten erblicke; darum ſey nicht betrübt.
Wie ſich dies Gefühl wunderbarlich meines
Herzens bemeiſtert hat, ſo kann es mich ja
auch plötzlich wieder loslaſſen.
Sie gingen nach Hauſe, und am folgen¬
den Morgen trat Ferdinand wirklich ſeine
ſeltſame Wanderſchaft an. Leopold ſah ihm
mit Thränen nach, denn er hielt die Leiden¬
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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/304>, abgerufen am 23.11.2024.
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