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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

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ber Freund, ist bei mir der Fall; sondern
eine wunderseltsame Sache belastet mein
Herz so gewaltsam, die ich Dir noch nicht
habe anvertrauen wollen, weil ich mich vor
Dir schäme. Ich fürchte Deine Vernunft,
ich fürchte, daß Du mir das sagst, was ich
mir selber täglich und stündlich sage; ich
fürchte, daß Du wohl Deinen Freund, aber
nicht seine unbegreifliche Thorheit liebst.
Ich will mich Dir also anvertrauen. Sieh
dies Gemählde, das ich vor einigen Wochen
gefunden habe, und das seitdem meinen
Sinn so gänzlich umgewandelt hat. Mit
ihm habe ich mein höchstes Glück, ja mich
selber gefunden, denn ich lebte vorher ohne
Seele, ich kannte mich und das Glück der
Welt nicht, denn ich wurde ohne alles Glück
in der Welt fertig. Seitdem ist mir, als
wenn ein unbekanntes Wesen mir aus den
Morgenwolken die Hand gereicht, und mich

ber Freund, iſt bei mir der Fall; ſondern
eine wunderſeltſame Sache belaſtet mein
Herz ſo gewaltſam, die ich Dir noch nicht
habe anvertrauen wollen, weil ich mich vor
Dir ſchäme. Ich fürchte Deine Vernunft,
ich fürchte, daß Du mir das ſagſt, was ich
mir ſelber täglich und ſtündlich ſage; ich
fürchte, daß Du wohl Deinen Freund, aber
nicht ſeine unbegreifliche Thorheit liebſt.
Ich will mich Dir alſo anvertrauen. Sieh
dies Gemählde, das ich vor einigen Wochen
gefunden habe, und das ſeitdem meinen
Sinn ſo gänzlich umgewandelt hat. Mit
ihm habe ich mein höchſtes Glück, ja mich
ſelber gefunden, denn ich lebte vorher ohne
Seele, ich kannte mich und das Glück der
Welt nicht, denn ich wurde ohne alles Glück
in der Welt fertig. Seitdem iſt mir, als
wenn ein unbekanntes Weſen mir aus den
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[287/0298] ber Freund, iſt bei mir der Fall; ſondern eine wunderſeltſame Sache belaſtet mein Herz ſo gewaltſam, die ich Dir noch nicht habe anvertrauen wollen, weil ich mich vor Dir ſchäme. Ich fürchte Deine Vernunft, ich fürchte, daß Du mir das ſagſt, was ich mir ſelber täglich und ſtündlich ſage; ich fürchte, daß Du wohl Deinen Freund, aber nicht ſeine unbegreifliche Thorheit liebſt. Ich will mich Dir alſo anvertrauen. Sieh dies Gemählde, das ich vor einigen Wochen gefunden habe, und das ſeitdem meinen Sinn ſo gänzlich umgewandelt hat. Mit ihm habe ich mein höchſtes Glück, ja mich ſelber gefunden, denn ich lebte vorher ohne Seele, ich kannte mich und das Glück der Welt nicht, denn ich wurde ohne alles Glück in der Welt fertig. Seitdem iſt mir, als wenn ein unbekanntes Weſen mir aus den Morgenwolken die Hand gereicht, und mich

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/298>, abgerufen am 22.11.2024.