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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

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Dies ist nicht bloßer Ehrgeiz, oder wenn
man es so nennen will, so ist es das Erha¬
benste, wozu sich der Mensch empor schwin¬
gen kann. Denn freilich, war Rom, das
damals die ganze Welt beherrschte, im
Grunde etwas anders, als jene kleine un¬
bedeutende Stadt? Der höchste Ruhm, die
größte Verehrung des Helden, auch wenn
ihm der ganze Erdkreis huldigt, was ist es
denn nun mehr? Wird er niemals wieder
vergessen? ist vor ihm nicht etwas Ähnliches
da gewesen? Es liegt eine große Seele in
Cäsars Worten, die hier so kühn das an¬
scheinend Höchste, mit dem scheinbar Nie¬
drigsten zusammenstellt. Es ist ein solcher
Ehrgeiz, der diesen Ehrgeiz wieder als et¬
was Gemeines und Verächtliches empfindet,
der sein großes Leben das er führt, nicht
höher anschlägt, als daß des unbedeuten¬
den Bürgers, der das ganze Leben gleichsam

Dies iſt nicht bloßer Ehrgeiz, oder wenn
man es ſo nennen will, ſo iſt es das Erha¬
benſte, wozu ſich der Menſch empor ſchwin¬
gen kann. Denn freilich, war Rom, das
damals die ganze Welt beherrſchte, im
Grunde etwas anders, als jene kleine un¬
bedeutende Stadt? Der höchſte Ruhm, die
größte Verehrung des Helden, auch wenn
ihm der ganze Erdkreis huldigt, was iſt es
denn nun mehr? Wird er niemals wieder
vergeſſen? iſt vor ihm nicht etwas Ähnliches
da geweſen? Es liegt eine große Seele in
Cäſars Worten, die hier ſo kühn das an¬
ſcheinend Höchſte, mit dem ſcheinbar Nie¬
drigſten zuſammenſtellt. Es iſt ein ſolcher
Ehrgeiz, der dieſen Ehrgeiz wieder als et¬
was Gemeines und Verächtliches empfindet,
der ſein großes Leben das er führt, nicht
höher anſchlägt, als daß des unbedeuten¬
den Bürgers, der das ganze Leben gleichſam

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[245 [247]/0258] Dies iſt nicht bloßer Ehrgeiz, oder wenn man es ſo nennen will, ſo iſt es das Erha¬ benſte, wozu ſich der Menſch empor ſchwin¬ gen kann. Denn freilich, war Rom, das damals die ganze Welt beherrſchte, im Grunde etwas anders, als jene kleine un¬ bedeutende Stadt? Der höchſte Ruhm, die größte Verehrung des Helden, auch wenn ihm der ganze Erdkreis huldigt, was iſt es denn nun mehr? Wird er niemals wieder vergeſſen? iſt vor ihm nicht etwas Ähnliches da geweſen? Es liegt eine große Seele in Cäſars Worten, die hier ſo kühn das an¬ ſcheinend Höchſte, mit dem ſcheinbar Nie¬ drigſten zuſammenſtellt. Es iſt ein ſolcher Ehrgeiz, der dieſen Ehrgeiz wieder als et¬ was Gemeines und Verächtliches empfindet, der ſein großes Leben das er führt, nicht höher anſchlägt, als daß des unbedeuten¬ den Bürgers, der das ganze Leben gleichſam

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 245 [247]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/258>, abgerufen am 25.11.2024.