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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

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in die Höhe hob: Er soll leben! noch lange
soll der große Doktor Martin Luther leben!
der Kirche, und uns allen zu Heil und
Frommen!

Lukas stieß an und lächelte. Es ist zwar
eine ketzerische Gesundheit, sagte er, aber
Euch zu Gefallen will ich sie doch trinken.
Ich fürchte nur, die Welt wird viele Trüb¬
sale zu überstehen haben, ehe die neue Leh¬
re durchdringen kann.

Albrecht antwortete: Wann wir im
Schweiß unsers Angesichts unser Brod essen
müssen, so verlohnt es ja wohl die Wahr
heit, wenn wir Qual und Trübsal ihret¬
wegen aushalten.

Nun das sind alles Meinungen, ant¬
wortete Lukas, die eigentlichen vor den
Theologen und Doktor gehören, ich verstehe
davon nichts. -- Ich wollte vorher, Meister
Albrecht, eine andre Frage an Euch thun. --

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in die Höhe hob: Er ſoll leben! noch lange
ſoll der große Doktor Martin Luther leben!
der Kirche, und uns allen zu Heil und
Frommen!

Lukas ſtieß an und lächelte. Es iſt zwar
eine ketzeriſche Geſundheit, ſagte er, aber
Euch zu Gefallen will ich ſie doch trinken.
Ich fürchte nur, die Welt wird viele Trüb¬
ſale zu überſtehen haben, ehe die neue Leh¬
re durchdringen kann.

Albrecht antwortete: Wann wir im
Schweiß unſers Angeſichts unſer Brod eſſen
müſſen, ſo verlohnt es ja wohl die Wahr
heit, wenn wir Qual und Trübſal ihret¬
wegen aushalten.

Nun das ſind alles Meinungen, ant¬
wortete Lukas, die eigentlichen vor den
Theologen und Doktor gehören, ich verſtehe
davon nichts. — Ich wollte vorher, Meiſter
Albrecht, eine andre Frage an Euch thun. —

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[227/0238] in die Höhe hob: Er ſoll leben! noch lange ſoll der große Doktor Martin Luther leben! der Kirche, und uns allen zu Heil und Frommen! Lukas ſtieß an und lächelte. Es iſt zwar eine ketzeriſche Geſundheit, ſagte er, aber Euch zu Gefallen will ich ſie doch trinken. Ich fürchte nur, die Welt wird viele Trüb¬ ſale zu überſtehen haben, ehe die neue Leh¬ re durchdringen kann. Albrecht antwortete: Wann wir im Schweiß unſers Angeſichts unſer Brod eſſen müſſen, ſo verlohnt es ja wohl die Wahr heit, wenn wir Qual und Trübſal ihret¬ wegen aushalten. Nun das ſind alles Meinungen, ant¬ wortete Lukas, die eigentlichen vor den Theologen und Doktor gehören, ich verſtehe davon nichts. — Ich wollte vorher, Meiſter Albrecht, eine andre Frage an Euch thun. — P 2

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/238>, abgerufen am 24.11.2024.