ner, -- kann ich es selber ergründen? Als wir gestern Abend um den runden Tisch un¬ sers Dürers saßen und er mir noch Lehren zur Reise gab, als die Hausfrau indeß den Braten schnitt und sich nach dem Kuchen er¬ kundigte, den sie zu meiner Abreise gebacken hatte, als du nicht eßen konntest, und mich immer von der Seite betrachtetest, o Seba¬ stian, es wollte mir immer mein armes ehr¬ liches Herz zerreißen. Die Hausfrau kam mir so gut vor, so oft sie auch mit mir ge¬ scholten hatte, so oft sie auch unsern braven Meister Dürer betrübt hatte; hatte sie mir doch selbst meine Wäsche eingepakt, war sie doch gerührt, daß ich abreisen wollte. Nun war unsere Mahlzeit geendigt, und wir al¬ le waren nicht fröhlich gewesen, so sehr wir es uns auch vorher vorgenommen hatten. Jetzt nahm ich Abschied von Meister Al¬ brecht, ich wollte so hart seyn und konnte
ner, — kann ich es ſelber ergründen? Als wir geſtern Abend um den runden Tiſch un¬ ſers Dürers ſaßen und er mir noch Lehren zur Reiſe gab, als die Hausfrau indeß den Braten ſchnitt und ſich nach dem Kuchen er¬ kundigte, den ſie zu meiner Abreiſe gebacken hatte, als du nicht eßen konnteſt, und mich immer von der Seite betrachteteſt, o Seba¬ ſtian, es wollte mir immer mein armes ehr¬ liches Herz zerreißen. Die Hausfrau kam mir ſo gut vor, ſo oft ſie auch mit mir ge¬ ſcholten hatte, ſo oft ſie auch unſern braven Meiſter Dürer betrübt hatte; hatte ſie mir doch ſelbſt meine Wäſche eingepakt, war ſie doch gerührt, daß ich abreiſen wollte. Nun war unſere Mahlzeit geendigt, und wir al¬ le waren nicht fröhlich geweſen, ſo ſehr wir es uns auch vorher vorgenommen hatten. Jetzt nahm ich Abſchied von Meiſter Al¬ brecht, ich wollte ſo hart ſeyn und konnte
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ner, — kann ich es ſelber ergründen? Als
wir geſtern Abend um den runden Tiſch un¬
ſers Dürers ſaßen und er mir noch Lehren
zur Reiſe gab, als die Hausfrau indeß den
Braten ſchnitt und ſich nach dem Kuchen er¬
kundigte, den ſie zu meiner Abreiſe gebacken
hatte, als du nicht eßen konnteſt, und mich
immer von der Seite betrachteteſt, o Seba¬
ſtian, es wollte mir immer mein armes ehr¬
liches Herz zerreißen. Die Hausfrau kam
mir ſo gut vor, ſo oft ſie auch mit mir ge¬
ſcholten hatte, ſo oft ſie auch unſern braven
Meiſter Dürer betrübt hatte; hatte ſie mir
doch ſelbſt meine Wäſche eingepakt, war ſie
doch gerührt, daß ich abreiſen wollte. Nun
war unſere Mahlzeit geendigt, und wir al¬
le waren nicht fröhlich geweſen, ſo ſehr wir
es uns auch vorher vorgenommen hatten.
Jetzt nahm ich Abſchied von Meiſter Al¬
brecht, ich wollte ſo hart ſeyn und konnte
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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/23>, abgerufen am 22.11.2024.
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