zu verdanken. Ihr wart mein Vorbild, Ihr gabt mir immer neues Feuer, wenn ich manchmal den Muth verlieren wollte, denn ich glaube, es giebt auch beim eifrigsten Künstler Stunden, in denen er durchaus nichts hervorbringen mag, wo er sich in sich selber ausruht, und ihm die Arbeit mit den Händen ordentlich widersteht; dann hörte ich wieder von Euch, ich sah eins Eurer Kupferblätter, und der Fleiß kam mir mit frischer Anmuth zurück. Ich muß es geste¬ hen, daß ich Euch auch meine meisten Erfin¬ dungen zu danken habe, denn ich weiß nicht wie es zugeht, einzelne Figuren oder Sa¬ chen stehn mir immer sehr klar vor den Au¬ gen, aber das Zusammenfügen, der wahre historische Zusammenhang, der ein Bild erst fertig macht, will sich nie deutlich vor den Sinnen hinstellen, bis ich dann ein andres Blatt in die Hande nehme, da fällt es mir
zu verdanken. Ihr wart mein Vorbild, Ihr gabt mir immer neues Feuer, wenn ich manchmal den Muth verlieren wollte, denn ich glaube, es giebt auch beim eifrigſten Künſtler Stunden, in denen er durchaus nichts hervorbringen mag, wo er ſich in ſich ſelber ausruht, und ihm die Arbeit mit den Händen ordentlich widerſteht; dann hörte ich wieder von Euch, ich ſah eins Eurer Kupferblätter, und der Fleiß kam mir mit friſcher Anmuth zurück. Ich muß es geſte¬ hen, daß ich Euch auch meine meiſten Erfin¬ dungen zu danken habe, denn ich weiß nicht wie es zugeht, einzelne Figuren oder Sa¬ chen ſtehn mir immer ſehr klar vor den Au¬ gen, aber das Zuſammenfügen, der wahre hiſtoriſche Zuſammenhang, der ein Bild erſt fertig macht, will ſich nie deutlich vor den Sinnen hinſtellen, bis ich dann ein andres Blatt in die Hande nehme, da fällt es mir
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0228"n="217"/>
zu verdanken. Ihr wart mein Vorbild, Ihr<lb/>
gabt mir immer neues Feuer, wenn ich<lb/>
manchmal den Muth verlieren wollte, denn<lb/>
ich glaube, es giebt auch beim eifrigſten<lb/>
Künſtler Stunden, in denen er durchaus<lb/>
nichts hervorbringen mag, wo er ſich in ſich<lb/>ſelber ausruht, und ihm die Arbeit mit den<lb/>
Händen ordentlich widerſteht; dann hörte<lb/>
ich wieder von Euch, ich ſah eins Eurer<lb/>
Kupferblätter, und der Fleiß kam mir mit<lb/>
friſcher Anmuth zurück. Ich muß es geſte¬<lb/>
hen, daß ich Euch auch meine meiſten Erfin¬<lb/>
dungen zu danken habe, denn ich weiß nicht<lb/>
wie es zugeht, einzelne Figuren oder Sa¬<lb/>
chen ſtehn mir immer ſehr klar vor den Au¬<lb/>
gen, aber das Zuſammenfügen, der wahre<lb/>
hiſtoriſche Zuſammenhang, der ein Bild erſt<lb/>
fertig macht, will ſich nie deutlich vor den<lb/>
Sinnen hinſtellen, bis ich dann ein andres<lb/>
Blatt in die Hande nehme, da fällt es mir<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[217/0228]
zu verdanken. Ihr wart mein Vorbild, Ihr
gabt mir immer neues Feuer, wenn ich
manchmal den Muth verlieren wollte, denn
ich glaube, es giebt auch beim eifrigſten
Künſtler Stunden, in denen er durchaus
nichts hervorbringen mag, wo er ſich in ſich
ſelber ausruht, und ihm die Arbeit mit den
Händen ordentlich widerſteht; dann hörte
ich wieder von Euch, ich ſah eins Eurer
Kupferblätter, und der Fleiß kam mir mit
friſcher Anmuth zurück. Ich muß es geſte¬
hen, daß ich Euch auch meine meiſten Erfin¬
dungen zu danken habe, denn ich weiß nicht
wie es zugeht, einzelne Figuren oder Sa¬
chen ſtehn mir immer ſehr klar vor den Au¬
gen, aber das Zuſammenfügen, der wahre
hiſtoriſche Zuſammenhang, der ein Bild erſt
fertig macht, will ſich nie deutlich vor den
Sinnen hinſtellen, bis ich dann ein andres
Blatt in die Hande nehme, da fällt es mir
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/228>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.