deutet, und es ist mir sehr erwünscht daß Ihr das häßliche Gesicht doch nicht so ver¬ zerrt habt daß es uns zuwieder ist, sondern mit vieler Kunst habt Ihr es so auszurich¬ ten gewußt daß man es gerne beschaut, und den possigen Kerl ordentlich lieb gewinnt.
Es ist eine Art von Dankbarkeit, sagte Meister Lukas, daß ich ihn so mühsam in Kupfer gebracht habe, da ich über seine Schwänke oft so herzlich habe lachen müssen. Wie schon gesagt, es verstehen wenig Men¬ schen die Kunst, sich an Tills Narrenstrei¬ chen so zu freuen als ich, weil sie es sogar mit dem Lachen ernsthaft nehmen; andern gefällt sein Buch wohl, aber es kommt ih¬ nen als etwas Unedles vor, dies Bekenntniß abzulegen; andern fehlt es wieder an Übung das Possierliche zu verstehen und zu fassen, weil man sich vielleicht eben so daran gewöh¬ men muß, wie man viele Gemählde sieht
deutet, und es iſt mir ſehr erwünſcht daß Ihr das häßliche Geſicht doch nicht ſo ver¬ zerrt habt daß es uns zuwieder iſt, ſondern mit vieler Kunſt habt Ihr es ſo auszurich¬ ten gewußt daß man es gerne beſchaut, und den poſſigen Kerl ordentlich lieb gewinnt.
Es iſt eine Art von Dankbarkeit, ſagte Meiſter Lukas, daß ich ihn ſo mühſam in Kupfer gebracht habe, da ich über ſeine Schwänke oft ſo herzlich habe lachen müſſen. Wie ſchon geſagt, es verſtehen wenig Men¬ ſchen die Kunſt, ſich an Tills Narrenſtrei¬ chen ſo zu freuen als ich, weil ſie es ſogar mit dem Lachen ernſthaft nehmen; andern gefällt ſein Buch wohl, aber es kommt ih¬ nen als etwas Unedles vor, dies Bekenntniß abzulegen; andern fehlt es wieder an Übung das Poſſierliche zu verſtehen und zu faſſen, weil man ſich vielleicht eben ſo daran gewöh¬ men muß, wie man viele Gemählde ſieht
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deutet, und es iſt mir ſehr erwünſcht daß
Ihr das häßliche Geſicht doch nicht ſo ver¬
zerrt habt daß es uns zuwieder iſt, ſondern
mit vieler Kunſt habt Ihr es ſo auszurich¬
ten gewußt daß man es gerne beſchaut, und
den poſſigen Kerl ordentlich lieb gewinnt.
Es iſt eine Art von Dankbarkeit, ſagte
Meiſter Lukas, daß ich ihn ſo mühſam in
Kupfer gebracht habe, da ich über ſeine
Schwänke oft ſo herzlich habe lachen müſſen.
Wie ſchon geſagt, es verſtehen wenig Men¬
ſchen die Kunſt, ſich an Tills Narrenſtrei¬
chen ſo zu freuen als ich, weil ſie es ſogar
mit dem Lachen ernſthaft nehmen; andern
gefällt ſein Buch wohl, aber es kommt ih¬
nen als etwas Unedles vor, dies Bekenntniß
abzulegen; andern fehlt es wieder an Übung
das Poſſierliche zu verſtehen und zu faſſen,
weil man ſich vielleicht eben ſo daran gewöh¬
men muß, wie man viele Gemählde ſieht
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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/218>, abgerufen am 24.11.2024.
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