immer den Erlöser der Welt zu mahlen pflegt. Lukas erschien neben Albert noch kleiner als er wirklich war; sein Gesicht ver¬ änderte sich in jedem Augenblicke, seine Au¬ gen waren mehr lebhaft als ausdrucksvoll, sein hellbraunes Haar lag schlicht und kurz um seinen Kopf.
Albert erzählte, wie er sich schon seit lange unpaß gefühlt habe, und die weite Reise nach den Niederlanden nicht gescheut, um seine Gesundheit wieder herzustellen. Seine Hausfrau habe ihn begleitet; von Sebastian gab er unserm Franz einen Brief, er selber sey zwar nicht gefährlich, aber doch so krank daß er die Reise nicht habe unternehmen können, sonst würde er ihn mitgenommen haben. Euch zu sehn, Meister Lukas, sagte er, war der vornehmste Bewe¬ gungsgrund meiner Reise, denn ich habe es mir schon lange gewünscht, ich weiß auch noch
immer den Erlöſer der Welt zu mahlen pflegt. Lukas erſchien neben Albert noch kleiner als er wirklich war; ſein Geſicht ver¬ änderte ſich in jedem Augenblicke, ſeine Au¬ gen waren mehr lebhaft als ausdrucksvoll, ſein hellbraunes Haar lag ſchlicht und kurz um ſeinen Kopf.
Albert erzählte, wie er ſich ſchon ſeit lange unpaß gefühlt habe, und die weite Reiſe nach den Niederlanden nicht geſcheut, um ſeine Geſundheit wieder herzuſtellen. Seine Hausfrau habe ihn begleitet; von Sebaſtian gab er unſerm Franz einen Brief, er ſelber ſey zwar nicht gefährlich, aber doch ſo krank daß er die Reiſe nicht habe unternehmen können, ſonſt würde er ihn mitgenommen haben. Euch zu ſehn, Meiſter Lukas, ſagte er, war der vornehmſte Bewe¬ gungsgrund meiner Reiſe, denn ich habe es mir ſchon lange gewünſcht, ich weiß auch noch
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0215"n="204"/>
immer den Erlöſer der Welt zu mahlen<lb/>
pflegt. Lukas erſchien neben Albert noch<lb/>
kleiner als er wirklich war; ſein Geſicht ver¬<lb/>
änderte ſich in jedem Augenblicke, ſeine Au¬<lb/>
gen waren mehr lebhaft als ausdrucksvoll,<lb/>ſein hellbraunes Haar lag ſchlicht und kurz<lb/>
um ſeinen Kopf.</p><lb/><p>Albert erzählte, wie er ſich ſchon ſeit<lb/>
lange unpaß gefühlt habe, und die weite<lb/>
Reiſe nach den Niederlanden nicht geſcheut,<lb/>
um ſeine Geſundheit wieder herzuſtellen.<lb/>
Seine Hausfrau habe ihn begleitet; von<lb/>
Sebaſtian gab er unſerm Franz einen<lb/>
Brief, er ſelber ſey zwar nicht gefährlich,<lb/>
aber doch ſo krank daß er die Reiſe nicht<lb/>
habe unternehmen können, ſonſt würde er ihn<lb/>
mitgenommen haben. Euch zu ſehn, Meiſter<lb/>
Lukas, ſagte er, war der vornehmſte Bewe¬<lb/>
gungsgrund meiner Reiſe, denn ich habe es<lb/>
mir ſchon lange gewünſcht, ich weiß auch noch<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[204/0215]
immer den Erlöſer der Welt zu mahlen
pflegt. Lukas erſchien neben Albert noch
kleiner als er wirklich war; ſein Geſicht ver¬
änderte ſich in jedem Augenblicke, ſeine Au¬
gen waren mehr lebhaft als ausdrucksvoll,
ſein hellbraunes Haar lag ſchlicht und kurz
um ſeinen Kopf.
Albert erzählte, wie er ſich ſchon ſeit
lange unpaß gefühlt habe, und die weite
Reiſe nach den Niederlanden nicht geſcheut,
um ſeine Geſundheit wieder herzuſtellen.
Seine Hausfrau habe ihn begleitet; von
Sebaſtian gab er unſerm Franz einen
Brief, er ſelber ſey zwar nicht gefährlich,
aber doch ſo krank daß er die Reiſe nicht
habe unternehmen können, ſonſt würde er ihn
mitgenommen haben. Euch zu ſehn, Meiſter
Lukas, ſagte er, war der vornehmſte Bewe¬
gungsgrund meiner Reiſe, denn ich habe es
mir ſchon lange gewünſcht, ich weiß auch noch
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/215>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.