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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

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Franz antwortete nicht, sondern troknete
seine Thränen ab, ohne sein Gesicht zu zei¬
gen. Es liegt im Schmerze etwas, deßen
sich der Mensch schämt, er mag seine Thrä¬
nen selbst vor seinem Busenfreunde, auch
wenn sie diesem gehören, gern verbergen.

Sie erinnerten sich nun daran, wie sie
schon oft von dieser Reise gesprochen hätten,
wie sie ihnen also nichts weniger als uner¬
wartet käme, wie sehr sie Franz gewünscht
und sie immer als sein höchstes Glück ange¬
sehn hätte. Sebastian konnte nicht begreif¬
fen, warum sie jezt so traurig wären, da
im Grunde nichts vorgefallen sei, als daß
nun endlich der langgewünschte Augenblick
wirklich herbeigekommen wäre. Aber so ist
das Glück des Menschen, er kann sich des¬
sen nur freuen, wenn es aus der Ferne auf
ihn zuwandelt, kömmt es ihm nahe und er¬
greift seine Hand, so schaudert er oft zu¬

Franz antwortete nicht, ſondern troknete
ſeine Thränen ab, ohne ſein Geſicht zu zei¬
gen. Es liegt im Schmerze etwas, deßen
ſich der Menſch ſchämt, er mag ſeine Thrä¬
nen ſelbſt vor ſeinem Buſenfreunde, auch
wenn ſie dieſem gehören, gern verbergen.

Sie erinnerten ſich nun daran, wie ſie
ſchon oft von dieſer Reiſe geſprochen hätten,
wie ſie ihnen alſo nichts weniger als uner¬
wartet käme, wie ſehr ſie Franz gewünſcht
und ſie immer als ſein höchſtes Glück ange¬
ſehn hätte. Sebaſtian konnte nicht begreif¬
fen, warum ſie jezt ſo traurig wären, da
im Grunde nichts vorgefallen ſei, als daß
nun endlich der langgewünſchte Augenblick
wirklich herbeigekommen wäre. Aber ſo iſt
das Glück des Menſchen, er kann ſich deſ¬
ſen nur freuen, wenn es aus der Ferne auf
ihn zuwandelt, kömmt es ihm nahe und er¬
greift ſeine Hand, ſo ſchaudert er oft zu¬

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[9/0020] Franz antwortete nicht, ſondern troknete ſeine Thränen ab, ohne ſein Geſicht zu zei¬ gen. Es liegt im Schmerze etwas, deßen ſich der Menſch ſchämt, er mag ſeine Thrä¬ nen ſelbſt vor ſeinem Buſenfreunde, auch wenn ſie dieſem gehören, gern verbergen. Sie erinnerten ſich nun daran, wie ſie ſchon oft von dieſer Reiſe geſprochen hätten, wie ſie ihnen alſo nichts weniger als uner¬ wartet käme, wie ſehr ſie Franz gewünſcht und ſie immer als ſein höchſtes Glück ange¬ ſehn hätte. Sebaſtian konnte nicht begreif¬ fen, warum ſie jezt ſo traurig wären, da im Grunde nichts vorgefallen ſei, als daß nun endlich der langgewünſchte Augenblick wirklich herbeigekommen wäre. Aber ſo iſt das Glück des Menſchen, er kann ſich deſ¬ ſen nur freuen, wenn es aus der Ferne auf ihn zuwandelt, kömmt es ihm nahe und er¬ greift ſeine Hand, ſo ſchaudert er oft zu¬

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/20>, abgerufen am 24.11.2024.