Farben erloschen unter seinen Fingern, ein Frost überfiel ihn, und er wünschte den Wald zu verlassen.
Franz erwachte mit einer unangenehmen Empfindung, es war einer der letzten war¬ men Tage im Herbst gewesen, jetzt ging die Sonne in dunkelrothen Wolken hinter der Stadt unter, und ein kalter Herbstwind strich über die Wiese. Franz ging wieder nach der Stadt, sein Traum lag ihm stets in den Gedanken, er sah noch immer den schönen mondglänzenden Wald, den Eremiten, und die Stimmen seiner Freunde tönten noch immer in seinen Ohren. Das Gedränge am Thore war groß, denn jedermann eilte nun aus den Feldern, und von den benach¬ barten Dörfern zur Stadt zurück, er beo¬ bachtete die mannichfaltigen Gesichter, er hörte einzelne abgerissene Gespräche und Namen nennen, deren kurze Geschichte er
Farben erloſchen unter ſeinen Fingern, ein Froſt überfiel ihn, und er wünſchte den Wald zu verlaſſen.
Franz erwachte mit einer unangenehmen Empfindung, es war einer der letzten war¬ men Tage im Herbſt geweſen, jetzt ging die Sonne in dunkelrothen Wolken hinter der Stadt unter, und ein kalter Herbſtwind ſtrich über die Wieſe. Franz ging wieder nach der Stadt, ſein Traum lag ihm ſtets in den Gedanken, er ſah noch immer den ſchönen mondglänzenden Wald, den Eremiten, und die Stimmen ſeiner Freunde tönten noch immer in ſeinen Ohren. Das Gedränge am Thore war groß, denn jedermann eilte nun aus den Feldern, und von den benach¬ barten Dörfern zur Stadt zurück, er beo¬ bachtete die mannichfaltigen Geſichter, er hörte einzelne abgeriſſene Geſpräche und Namen nennen, deren kurze Geſchichte er
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0184"n="173"/>
Farben erloſchen unter ſeinen Fingern, ein<lb/>
Froſt überfiel ihn, und er wünſchte den<lb/>
Wald zu verlaſſen.</p><lb/><p>Franz erwachte mit einer unangenehmen<lb/>
Empfindung, es war einer der letzten war¬<lb/>
men Tage im Herbſt geweſen, jetzt ging die<lb/>
Sonne in dunkelrothen Wolken hinter der<lb/>
Stadt unter, und ein kalter Herbſtwind<lb/>ſtrich über die Wieſe. Franz ging wieder<lb/>
nach der Stadt, ſein Traum lag ihm ſtets<lb/>
in den Gedanken, er ſah noch immer den<lb/>ſchönen mondglänzenden Wald, den Eremiten,<lb/>
und die Stimmen ſeiner Freunde tönten noch<lb/>
immer in ſeinen Ohren. Das Gedränge<lb/>
am Thore war groß, denn jedermann eilte<lb/>
nun aus den Feldern, und von den benach¬<lb/>
barten Dörfern zur Stadt zurück, er beo¬<lb/>
bachtete die mannichfaltigen Geſichter, er<lb/>
hörte einzelne abgeriſſene Geſpräche und<lb/>
Namen nennen, deren kurze Geſchichte er<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[173/0184]
Farben erloſchen unter ſeinen Fingern, ein
Froſt überfiel ihn, und er wünſchte den
Wald zu verlaſſen.
Franz erwachte mit einer unangenehmen
Empfindung, es war einer der letzten war¬
men Tage im Herbſt geweſen, jetzt ging die
Sonne in dunkelrothen Wolken hinter der
Stadt unter, und ein kalter Herbſtwind
ſtrich über die Wieſe. Franz ging wieder
nach der Stadt, ſein Traum lag ihm ſtets
in den Gedanken, er ſah noch immer den
ſchönen mondglänzenden Wald, den Eremiten,
und die Stimmen ſeiner Freunde tönten noch
immer in ſeinen Ohren. Das Gedränge
am Thore war groß, denn jedermann eilte
nun aus den Feldern, und von den benach¬
barten Dörfern zur Stadt zurück, er beo¬
bachtete die mannichfaltigen Geſichter, er
hörte einzelne abgeriſſene Geſpräche und
Namen nennen, deren kurze Geſchichte er
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/184>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.