Wie mit süßen Flötenstimmen Rufen alle goldnen Sterne: Weit muß manche Woge schwimmen, Deine Lieb' ist in der Ferne.
Jenes Bild vor dem Du knietest, Dich ihm ganz zu eigen gybst, Ihm mit allen Sinnen glühtest, An dem Schatten Dich erlabst --
Was Dein Geist als Zukunft dachte, Dein Entzücken Kunst genannt, Was als Morgenroth Dir lachte, Immer sich Dir abgewandt:
Sie nur ist es, dein Verzagen Hat sie fort von Dir gescheucht, Willst Du es nur männlich wagen, Wird das Ziel noch einst erreicht.
Alle Ketten sind gesprungen, Frei sind alle Geister dann, Jeder Knechtschaft kühn entschwungen In dem Wollustocean.
Wie mit ſüßen Flötenſtimmen Rufen alle goldnen Sterne: Weit muß manche Woge ſchwimmen, Deine Lieb' iſt in der Ferne.
Jenes Bild vor dem Du knieteſt, Dich ihm ganz zu eigen gybſt, Ihm mit allen Sinnen glühteſt, An dem Schatten Dich erlabſt —
Was Dein Geiſt als Zukunft dachte, Dein Entzücken Kunſt genannt, Was als Morgenroth Dir lachte, Immer ſich Dir abgewandt:
Sie nur iſt es, dein Verzagen Hat ſie fort von Dir geſcheucht, Willſt Du es nur männlich wagen, Wird das Ziel noch einſt erreicht.
Alle Ketten ſind geſprungen, Frei ſind alle Geiſter dann, Jeder Knechtſchaft kühn entſchwungen In dem Wolluſtocean.
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Wie mit ſüßen Flötenſtimmen
Rufen alle goldnen Sterne:
Weit muß manche Woge ſchwimmen,
Deine Lieb' iſt in der Ferne.
Jenes Bild vor dem Du knieteſt,
Dich ihm ganz zu eigen gybſt,
Ihm mit allen Sinnen glühteſt,
An dem Schatten Dich erlabſt —
Was Dein Geiſt als Zukunft dachte,
Dein Entzücken Kunſt genannt,
Was als Morgenroth Dir lachte,
Immer ſich Dir abgewandt:
Sie nur iſt es, dein Verzagen
Hat ſie fort von Dir geſcheucht,
Willſt Du es nur männlich wagen,
Wird das Ziel noch einſt erreicht.
Alle Ketten ſind geſprungen,
Frei ſind alle Geiſter dann,
Jeder Knechtſchaft kühn entſchwungen
In dem Wolluſtocean.
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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/168>, abgerufen am 16.02.2025.
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