Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.Vöglein, Sonnenschein Flohen aus dem Walde mein. Ach schon viele Sommer fliegen nieder, Oftmals der Zug der Vögel wieder, Oft hat sich der Wald in Grün gekleidt, Niemals kam zurück die süße Maid. Zeit! Zeit! Warum trägst Du so grausamen Neid? Ach! sie kommt vielleicht auf fremden Wegen
Ungekannter weis' mir bald entgegen, Aber Jugend ist von mir gewichen, Ihre schönen Wangen sind erblichen, Kömmt sie auch hinab zum Eichengrund Kenn' ich sie nicht mehr am rothen Mund. O Leide Fremd sind wir uns beide! Keiner kennt den andern Im Wandern. Vöglein, Sonnenſchein Flohen aus dem Walde mein. Ach ſchon viele Sommer fliegen nieder, Oftmals der Zug der Vögel wieder, Oft hat ſich der Wald in Grün gekleidt, Niemals kam zurück die ſüße Maid. Zeit! Zeit! Warum trägſt Du ſo grauſamen Neid? Ach! ſie kommt vielleicht auf fremden Wegen
Ungekannter weiſ' mir bald entgegen, Aber Jugend iſt von mir gewichen, Ihre ſchönen Wangen ſind erblichen, Kömmt ſie auch hinab zum Eichengrund Kenn' ich ſie nicht mehr am rothen Mund. O Leide Fremd ſind wir uns beide! Keiner kennt den andern Im Wandern. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0164" n="153"/> <lg n="11"> <l>Vöglein,</l><lb/> <l>Sonnenſchein</l><lb/> <l>Flohen aus dem Walde mein.</l><lb/> </lg> <lg n="12"> <l>Ach ſchon viele Sommer fliegen nieder,</l><lb/> <l>Oftmals der Zug der Vögel wieder,</l><lb/> <l>Oft hat ſich der Wald in Grün gekleidt,</l><lb/> <l>Niemals kam zurück die ſüße Maid.</l><lb/> <l>Zeit! Zeit!</l><lb/> <l>Warum trägſt Du ſo grauſamen Neid?</l><lb/> </lg> <lg n="13"> <l>Ach! ſie kommt vielleicht auf fremden Wegen</l><lb/> <l>Ungekannter weiſ' mir bald entgegen,</l><lb/> <l>Aber Jugend iſt von mir gewichen,</l><lb/> <l>Ihre ſchönen Wangen ſind erblichen,</l><lb/> <l>Kömmt ſie auch hinab zum Eichengrund</l><lb/> <l>Kenn' ich ſie nicht mehr am rothen Mund.</l><lb/> <l>O Leide</l><lb/> <l>Fremd ſind wir uns beide!</l><lb/> <l>Keiner kennt den andern</l><lb/> <l>Im Wandern.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [153/0164]
Vöglein,
Sonnenſchein
Flohen aus dem Walde mein.
Ach ſchon viele Sommer fliegen nieder,
Oftmals der Zug der Vögel wieder,
Oft hat ſich der Wald in Grün gekleidt,
Niemals kam zurück die ſüße Maid.
Zeit! Zeit!
Warum trägſt Du ſo grauſamen Neid?
Ach! ſie kommt vielleicht auf fremden Wegen
Ungekannter weiſ' mir bald entgegen,
Aber Jugend iſt von mir gewichen,
Ihre ſchönen Wangen ſind erblichen,
Kömmt ſie auch hinab zum Eichengrund
Kenn' ich ſie nicht mehr am rothen Mund.
O Leide
Fremd ſind wir uns beide!
Keiner kennt den andern
Im Wandern.
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Zitationshilfe: | Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/164>, abgerufen am 16.02.2025. |