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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

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Wenn ich an die reizenden Züge denke, an
diese heilige Unschuld ihrer Augen, diese zar¬
ten Wangen. -- wenigstens möcht' ich ein
Gemälde, ein treues, einfaches der jetzigen
Gestalt besitzen. Tod und Trennung sind
es nicht allein die wir zu bejammern ha¬
ben; sollte man nicht jeden dieser süßen Zü¬
ge, jede dieser sanften Linien beweinen, die
die Zeit nach und nach vertilgt, der unge¬
schickte Künstler der sein Bild verdirbt, das
er erst so schön ausgearbeitet hatte. Ich
sehe sie vielleicht nach vielen, vielen Jahren
wieder, vielleicht auch nie. Es giebt ein
Lied eines alten Minnesängers, ich weiß
nicht, ob Du Dich dessen noch erinnerst.

Wohlauf und geh in den vielgrünen Wald,
Da steht der rothe frische Morgen,
Entlade Dich der bangen Sorgen
Und sing' ein Lied das fröhlich durch die Zweige
schallt.

Wenn ich an die reizenden Züge denke, an
dieſe heilige Unſchuld ihrer Augen, dieſe zar¬
ten Wangen. — wenigſtens möcht' ich ein
Gemälde, ein treues, einfaches der jetzigen
Geſtalt beſitzen. Tod und Trennung ſind
es nicht allein die wir zu bejammern ha¬
ben; ſollte man nicht jeden dieſer ſüßen Zü¬
ge, jede dieſer ſanften Linien beweinen, die
die Zeit nach und nach vertilgt, der unge¬
ſchickte Künſtler der ſein Bild verdirbt, das
er erſt ſo ſchön ausgearbeitet hatte. Ich
ſehe ſie vielleicht nach vielen, vielen Jahren
wieder, vielleicht auch nie. Es giebt ein
Lied eines alten Minneſängers, ich weiß
nicht, ob Du Dich deſſen noch erinnerſt.

Wohlauf und geh in den vielgrünen Wald,
Da ſteht der rothe friſche Morgen,
Entlade Dich der bangen Sorgen
Und ſing' ein Lied das fröhlich durch die Zweige
ſchallt.
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[149/0160] Wenn ich an die reizenden Züge denke, an dieſe heilige Unſchuld ihrer Augen, dieſe zar¬ ten Wangen. — wenigſtens möcht' ich ein Gemälde, ein treues, einfaches der jetzigen Geſtalt beſitzen. Tod und Trennung ſind es nicht allein die wir zu bejammern ha¬ ben; ſollte man nicht jeden dieſer ſüßen Zü¬ ge, jede dieſer ſanften Linien beweinen, die die Zeit nach und nach vertilgt, der unge¬ ſchickte Künſtler der ſein Bild verdirbt, das er erſt ſo ſchön ausgearbeitet hatte. Ich ſehe ſie vielleicht nach vielen, vielen Jahren wieder, vielleicht auch nie. Es giebt ein Lied eines alten Minneſängers, ich weiß nicht, ob Du Dich deſſen noch erinnerſt. Wohlauf und geh in den vielgrünen Wald, Da ſteht der rothe friſche Morgen, Entlade Dich der bangen Sorgen Und ſing' ein Lied das fröhlich durch die Zweige ſchallt.

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/160>, abgerufen am 28.11.2024.