Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.er empfand eine Ehrfurcht, einen andächtigen J 2
er empfand eine Ehrfurcht, einen andächtigen J 2
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er empfand eine Ehrfurcht, einen andächtigen
Schauer vor dem Gemählde. Es ſchien
ihm, als wenn ſich unter den Orgeltönen
die Farbengebilde bewegten und ſprächen
und mitſängen, als wenn die fernen Engel
näher kämen, und jeden Zweifel, jede Ban¬
gigkeit mit ihren Strahlen aus dem Gemü¬
the hinwegleuchteten, er empfand eine un¬
ausſprechliche Wonne in dem Gedanken ein
Chriſt zu ſeyn. Von dem Bilde glitt dann
ſein Blick nach dem grünen Kirchhofe vor
der Thüre hin, und es war ihm, als wenn
Baum und Geſträuch außerhalb auch mit
Frömmigkeit beteten, und unter der umar¬
menden Andacht ruhten. Aus den Gräbern
ſchienen leiſe Stimmen der Abgeſchiedenen
herauszuſingen, und mit Geiſterſtimme den
ernſten Orgeltönen nachzueilen; die Bäume
jenſeit des Kirchhofs ſtanden betrübt und
einſam da und hoben ihre Zweige wie ge¬
J 2
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Zitationshilfe: | Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/142>, abgerufen am 28.07.2024. |