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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

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So geht es mit aller unsrer irdischen
Thätigkeit, antwortete Franz, nichts als
unsre Seele ist für die Unsterblichkeit ge¬
schaffen, unsre Gedanken an Gott sind das
Höchste in uns, denn sie lernen sich schon
in diesem Leben für die Ewigkeit ein, und
folgen uns nach. Sie sind das schönste
Kunstwerck das wir hervorbringen können,
und sie sind unvergänglich.

Am Sonntage gieng Franz mit einigen
Arbeitsleuten früh in die Kirche. Das alte
Bild wurde los gemacht; Franz wischte den
Staub davon ab, und betrachtete es mit
vieler Rührung. Es stellte die Kreuzigung
vor, und manche Figuren waren ganz ver¬
loschen, es war eins von denen Gemählden,
die noch ohne Öl gearbeitet waren, die Kö¬
pfe waren hart, die Gewänder steif, und
Zettul mit Sprüchen giengen aus dem Mun¬
de der Personen heraus. Sternbald bemüh¬

So geht es mit aller unſrer irdiſchen
Thätigkeit, antwortete Franz, nichts als
unſre Seele iſt für die Unſterblichkeit ge¬
ſchaffen, unſre Gedanken an Gott ſind das
Höchſte in uns, denn ſie lernen ſich ſchon
in dieſem Leben für die Ewigkeit ein, und
folgen uns nach. Sie ſind das ſchönſte
Kunſtwerck das wir hervorbringen können,
und ſie ſind unvergänglich.

Am Sonntage gieng Franz mit einigen
Arbeitsleuten früh in die Kirche. Das alte
Bild wurde los gemacht; Franz wiſchte den
Staub davon ab, und betrachtete es mit
vieler Rührung. Es ſtellte die Kreuzigung
vor, und manche Figuren waren ganz ver¬
loſchen, es war eins von denen Gemählden,
die noch ohne Öl gearbeitet waren, die Kö¬
pfe waren hart, die Gewänder ſteif, und
Zettul mit Sprüchen giengen aus dem Mun¬
de der Perſonen heraus. Sternbald bemüh¬

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[126/0137] So geht es mit aller unſrer irdiſchen Thätigkeit, antwortete Franz, nichts als unſre Seele iſt für die Unſterblichkeit ge¬ ſchaffen, unſre Gedanken an Gott ſind das Höchſte in uns, denn ſie lernen ſich ſchon in dieſem Leben für die Ewigkeit ein, und folgen uns nach. Sie ſind das ſchönſte Kunſtwerck das wir hervorbringen können, und ſie ſind unvergänglich. Am Sonntage gieng Franz mit einigen Arbeitsleuten früh in die Kirche. Das alte Bild wurde los gemacht; Franz wiſchte den Staub davon ab, und betrachtete es mit vieler Rührung. Es ſtellte die Kreuzigung vor, und manche Figuren waren ganz ver¬ loſchen, es war eins von denen Gemählden, die noch ohne Öl gearbeitet waren, die Kö¬ pfe waren hart, die Gewänder ſteif, und Zettul mit Sprüchen giengen aus dem Mun¬ de der Perſonen heraus. Sternbald bemüh¬

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/137>, abgerufen am 24.11.2024.