Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Zweite Abtheilung. Zeitlebens mit keinem herumgeschmissen, und derkam mir nun so gerade in den Wurf, der Flegel der! Walther. Gieb Dich zur Ruhe, Kurzbeini- ger, Du bist noch jung, Du kannst in Deinem Le- ben noch Schläge genug davon tragen, wenn Dir das Fell so sehr juckt. Der Pinsel, der von uns ging, hatte immer nur für zehn Dukaten Verstand, er hat aber etliche hundert in jämmerlicher abge- schmackter Liederlichkeit durchgebracht, nun ist er ganz dumm und schuftig, und kann niemand, am wenigsten mich beleidigen; wenn man ihn umstürzt, fallen ihm nur Kupferpfennige aus der Tasche, und schüttelt man sein Gehirn, so giebt es nur noch verschimmelte Sentenzen, Sprichwörter und längst vergessene Anekdoten-Schwänke von sich. Er ist schon krepirt, und damit gut, er ist unter Euch: Du, Fortunat, mußt dergleichen armen Schubjack nicht einmal mit betrunkenen Augen an- blinzeln und mit dem Glanz Deiner Blicke ver- golden, er wird dadurch wieder auf vier Wochen zum würdigen Mann. Betty. Ja wohl. Laß dich küssen, Fortunat, mein liebster, liebenswürdigster Jüngling. Schiffer tritt ein. Schiffer. Die Musikanten sind da. Fortunat. Kommt, alter Herr. Antonio. O wenn uns unsre Väter doch nur auf ein Viertelstündchen so sehn könnten! Zweite Abtheilung. Zeitlebens mit keinem herumgeſchmiſſen, und derkam mir nun ſo gerade in den Wurf, der Flegel der! Walther. Gieb Dich zur Ruhe, Kurzbeini- ger, Du biſt noch jung, Du kannſt in Deinem Le- ben noch Schlaͤge genug davon tragen, wenn Dir das Fell ſo ſehr juckt. Der Pinſel, der von uns ging, hatte immer nur fuͤr zehn Dukaten Verſtand, er hat aber etliche hundert in jaͤmmerlicher abge- ſchmackter Liederlichkeit durchgebracht, nun iſt er ganz dumm und ſchuftig, und kann niemand, am wenigſten mich beleidigen; wenn man ihn umſtuͤrzt, fallen ihm nur Kupferpfennige aus der Taſche, und ſchuͤttelt man ſein Gehirn, ſo giebt es nur noch verſchimmelte Sentenzen, Sprichwoͤrter und laͤngſt vergeſſene Anekdoten-Schwaͤnke von ſich. Er iſt ſchon krepirt, und damit gut, er iſt unter Euch: Du, Fortunat, mußt dergleichen armen Schubjack nicht einmal mit betrunkenen Augen an- blinzeln und mit dem Glanz Deiner Blicke ver- golden, er wird dadurch wieder auf vier Wochen zum wuͤrdigen Mann. Betty. Ja wohl. Laß dich kuͤſſen, Fortunat, mein liebſter, liebenswuͤrdigſter Juͤngling. Schiffer tritt ein. Schiffer. Die Muſikanten ſind da. Fortunat. Kommt, alter Herr. Antonio. O wenn uns unſre Vaͤter doch nur auf ein Viertelſtuͤndchen ſo ſehn koͤnnten! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <sp who="#Antonio"> <p><pb facs="#f0076" n="66"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/> Zeitlebens mit keinem herumgeſchmiſſen, und der<lb/> kam mir nun ſo gerade in den Wurf, der Flegel<lb/> der!</p> </sp><lb/> <sp who="#Walther"> <speaker><hi rendition="#g">Walther</hi>.</speaker> <p>Gieb Dich zur Ruhe, Kurzbeini-<lb/> ger, Du biſt noch jung, Du kannſt in Deinem Le-<lb/> ben noch Schlaͤge genug davon tragen, wenn Dir<lb/> das Fell ſo ſehr juckt. Der Pinſel, der von uns<lb/> ging, hatte immer nur fuͤr zehn Dukaten Verſtand,<lb/> er hat aber etliche hundert in jaͤmmerlicher abge-<lb/> ſchmackter Liederlichkeit durchgebracht, nun iſt er<lb/> ganz dumm und ſchuftig, und kann niemand, am<lb/> wenigſten mich beleidigen; wenn man ihn umſtuͤrzt,<lb/> fallen ihm nur Kupferpfennige aus der Taſche,<lb/> und ſchuͤttelt man ſein Gehirn, ſo giebt es nur<lb/> noch verſchimmelte Sentenzen, Sprichwoͤrter und<lb/> laͤngſt vergeſſene Anekdoten-Schwaͤnke von ſich.<lb/> Er iſt ſchon krepirt, und damit gut, er iſt unter<lb/> Euch: Du, Fortunat, mußt dergleichen armen<lb/> Schubjack nicht einmal mit betrunkenen Augen an-<lb/> blinzeln und mit dem Glanz Deiner Blicke ver-<lb/> golden, er wird dadurch wieder auf vier Wochen<lb/> zum wuͤrdigen Mann.</p> </sp><lb/> <sp who="#Betty"> <speaker><hi rendition="#g">Betty</hi>.</speaker> <p>Ja wohl. Laß dich kuͤſſen, Fortunat,<lb/> mein liebſter, liebenswuͤrdigſter Juͤngling.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Schiffer</hi> tritt ein.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#Schiffer"> <speaker><hi rendition="#g">Schiffer</hi>.</speaker> <p>Die Muſikanten ſind da.</p> </sp><lb/> <sp who="#FORT"> <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker> <p>Kommt, alter Herr.</p> </sp><lb/> <sp who="#Antonio"> <speaker><hi rendition="#g">Antonio</hi>.</speaker> <p>O wenn uns unſre Vaͤter doch<lb/> nur auf ein Viertelſtuͤndchen ſo ſehn koͤnnten!</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [66/0076]
Zweite Abtheilung.
Zeitlebens mit keinem herumgeſchmiſſen, und der
kam mir nun ſo gerade in den Wurf, der Flegel
der!
Walther. Gieb Dich zur Ruhe, Kurzbeini-
ger, Du biſt noch jung, Du kannſt in Deinem Le-
ben noch Schlaͤge genug davon tragen, wenn Dir
das Fell ſo ſehr juckt. Der Pinſel, der von uns
ging, hatte immer nur fuͤr zehn Dukaten Verſtand,
er hat aber etliche hundert in jaͤmmerlicher abge-
ſchmackter Liederlichkeit durchgebracht, nun iſt er
ganz dumm und ſchuftig, und kann niemand, am
wenigſten mich beleidigen; wenn man ihn umſtuͤrzt,
fallen ihm nur Kupferpfennige aus der Taſche,
und ſchuͤttelt man ſein Gehirn, ſo giebt es nur
noch verſchimmelte Sentenzen, Sprichwoͤrter und
laͤngſt vergeſſene Anekdoten-Schwaͤnke von ſich.
Er iſt ſchon krepirt, und damit gut, er iſt unter
Euch: Du, Fortunat, mußt dergleichen armen
Schubjack nicht einmal mit betrunkenen Augen an-
blinzeln und mit dem Glanz Deiner Blicke ver-
golden, er wird dadurch wieder auf vier Wochen
zum wuͤrdigen Mann.
Betty. Ja wohl. Laß dich kuͤſſen, Fortunat,
mein liebſter, liebenswuͤrdigſter Juͤngling.
Schiffer tritt ein.
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Fortunat. Kommt, alter Herr.
Antonio. O wenn uns unſre Vaͤter doch
nur auf ein Viertelſtuͤndchen ſo ſehn koͤnnten!
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